# taz.de -- Schulen in der Pandemie: Leerstelle der Coronapolitik | |
> Dass über den Sommer keine Voraussetzungen für einen sicheren | |
> Schulbetrieb geschaffen wurden, ist das größte Versäumnis der deutschen | |
> Coronamaßnahmen. | |
Bild: Bei hohen Fallzahlen sind laut RKI im Unterricht Masken, Lüften und Mind… | |
Die Bundesregierung hat in der Pandemie bisher vieles richtig gemacht. Ob | |
mit präzisen Ansprachen der Kanzlerin oder [1][zielgruppengerechten Videos | |
für junge Leute]: Primär auf Einsicht und Vernunft zu setzen ist in dieser | |
Situation sinnvoll, denn eine komplette Überwachung aller Coronaregeln ist | |
weder machbar noch wünschenswert. | |
Doch gerade bei Jugendlichen wird die Vernunft auf eine harte Probe | |
gestellt, denn die Regeln, die für sie gelten, [2][sind schwer | |
nachvollziehbar]: Vormittags sitzen sie meistens, wie vor der Pandemie | |
auch, mit 30 Personen in einem Klassenraum, ohne Chance, den Mindestabstand | |
einzuhalten, der sonst überall vorgeschrieben ist. Doch nachdem sie sechs | |
Stunden dicht an dicht mit ihren Klassenkamerad*innen verbracht haben, | |
dürfen sie sich am Nachmittag oder am Wochenende maximal mit einem von | |
ihnen treffen. | |
Keine Frage: Im Grundsatz ist es völlig richtig, die Schulen und Kitas | |
offen zu halten, weil effektives Lernen auf direkte Interaktionen | |
angewiesen ist. Und die Schulen völlig zu schließen – so wie im Frühjahr | |
geschehen – fordert derzeit aus gutem Grund auch kaum jemand. Aber das Ziel | |
müsste schon sein, das Infektionsrisiko in den Schulen so weit wie möglich | |
zu verringern. | |
Wie das geht, dafür hat das Robert-Koch-Institut klare Empfehlungen | |
ausgegeben: In allen Kommunen mit hohen Fallzahlen (und das sind derzeit | |
die allermeisten) ist auch im Unterricht neben Masken und Lüften ein | |
Mindestabstand erforderlich. Der lässt sich entweder durch den Umzug in | |
größere Räume erreichen oder durch kleinere Gruppen – etwa indem | |
abwechselnd nur die Hälfte (oder zwei Drittel) der Schüler*innen vor Ort | |
unterrichtet werden und die übrigen zu Hause lernen. | |
Doch umgesetzt werden diese klaren Vorgaben bisher nirgends, nicht mal bei | |
älteren Schüler*innen, wo das eigenständige Lernen besser funktioniert und | |
wo es zu Hause auch kein Betreuungsproblem gibt. Und daran wird sich | |
zunächst wohl auch nichts ändern. Die Forderung der Bundesregierung, | |
Gruppen zu teilen, sofern keine ausreichend großen Räume zur Verfügung | |
stehen, wurde schon vorab wieder aus dem Beschlussentwurf gestrichen. | |
Dass über den Sommer keine Voraussetzungen für einen sicheren Schulbetrieb | |
geschaffen wurden, ist das größte Versäumnis der deutschen Coronapolitik. | |
Das so schnell wie möglich zu ändern, würde sich nicht nur auf die | |
Infektionszahlen positiv auswirken – sondern auch auf das Verständnis für | |
alle anderen Beschränkungen. | |
16 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=KQemhii-PHs | |
[2] /Schulunterricht-in-Coronapandemie/!5722472 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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