# taz.de -- Regionalwahl in Katalonien: Herbe Verluste für Separatisten | |
> Kataloniens Separatisten konnten bei den Regionalwahlen die Mehrheit | |
> behaupten. Ihr Wahlziel hat die Partei von Artur Mas aber verfehlt. | |
Bild: Kein Anlass zur Freude: Artur Mas gewinnt die Regionalwahl, allerdings mi… | |
BARCELONA afp | Das nationalkonservative Parteienbündnis CiU von | |
Ministerpräsident Artur Mas konnte bei der Wahl am Sonntag zwar seine | |
Mehrheit im Parlament behaupten, musste aber deutliche Verluste in Kauf | |
nehmen. | |
Die CiU kam nach offiziellen Ergebnissen nur noch auf 50 Sitze im 135 | |
Abgeordnete zählenden Parlament. Bislang hatte sie 62 Mandate. | |
Zweitstärkste Kraft wurde die nationalistische Linke ERC mit 21 Sitzen; | |
nach zehn Sitzen im scheidenden Parlament ist die ERC damit künftig mehr | |
als doppelt so stark. Die Sozialisten erzielten 20 Sitze, die in Madrid | |
regierende konservative Volkspartei (PP) von Regierungschef Mariano Rajoy | |
kam auf 19 Sitze. | |
Mas räumte am Abend ein, seine Wahlziele verfehlt zu haben. Die CiU sei | |
„weit“ von der angestrebten absoluten Mehrheit entfernt, sagte Mas vor | |
hunderten Anhängern in Barcelona. Selbst das Ergebnis „von vor zwei Jahren" | |
sei nicht erreicht worden. Die CiU habe nicht genügend Kraft, die Regierung | |
und den Unabhängigkeitsprozess zu führen. „Wir brauchen geteilte | |
Verantwortung“, sagte Mas. Deshalb müsse nicht nur in den Reihen der CiU | |
„in den kommenden Tagen eine Zeit des allgemeinen Nachdenkens über die | |
katalanische Politik" beginnen. | |
Zugleich signalisierte Mas, am Plan eines Referendums über die | |
Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien festzuhalten. „Die Situation ist | |
komplizierter, aber das heißt nicht, dass das Land seine Ziele aufgibt", | |
sagte er. Insgesamt wurden die Parteien, die eine Unabhängigkeit | |
Kataloniens befürworten, durch die Wahl gestärkt. Mas hatte für den Fall | |
eines Wahlsiegs ein Referendum angekündigt. Nach der Schlappe muss die CiU | |
dafür nun mit anderen Parteien zusammengehen. | |
Katalonien mit seinen etwa 7,5 Millionen Einwohnern zählt zwar | |
wirtschaftlich zu den stärksten Regionen Spaniens, ist aber gleichzeitig | |
die am höchsten verschuldete. Mit Madrid liegt Mas unter anderem im Streit | |
über den Haushalt. Trotz hoher Schulden und einer Arbeitslosenquote von | |
mehr als 22 Prozent wird in Katalonien etwa ein Fünftel des spanischen | |
Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Die Region beklagt hohe Zahlungen an | |
Madrid bei vergleichsweise geringen Rückflüssen und will daher selbst | |
Steuern erheben dürfen. | |
Mas hatte die Wahl im September um zwei Jahre vorgezogen und für den Fall | |
seiner Wiederwahl ein Referendum über eine Unabhängigkeit der | |
nordostspanischen Region angekündigt. Noch am Freitag sagte er im | |
spanischen Fernsehen, nach „Reichtum pro Kopf“ läge ein unabhängiges | |
Katalonien innerhalb der Europäischen Union auf dem siebten Rang. Madrid | |
vertritt dagegen die Auffassung, dass gemäß der spanischen Verfassung nur | |
sie eine Volksabstimmung initiieren darf. | |
Joaquin Molins, Politikwissenschaftler an der Universität von Barcelona, | |
hält das Vorgehen von Mas deshalb für eine Taktik, die Stellung Kataloniens | |
innerhalb Spaniens zu stärken. Mit der Unabhängigkeitsdebatte wolle er sich | |
für anstehende Finanzverhandlungen mit Madrid positionieren, sagte er. | |
26 Nov 2012 | |
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