| # taz.de -- Reformstaatsvertrag in Kraft: Ein neuer Rahmen für den ÖRR | |
| > Seit Montag gilt der Reformstaatsvertrag für die öffentlich-rechtlichen | |
| > Sender. Auch der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag wurde novelliert. | |
| Bild: Aufbruch in neue Sphären? Ab dem 1. Dezember gilt zwar der neue Reform-s… | |
| epd/taz | Zum 1. Dezember sind der Reformstaatsvertrag für ARD, ZDF und | |
| Deutschlandradio sowie der novellierte Jugendmedienschutz-Staatsvertrag in | |
| Kraft getreten. [1][Zuvor mussten alle Landesparlamente der Bundesländer | |
| zustimmen.] Wie die federführende Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz am | |
| Montag mitteilte, liegen die Ratifikationsurkunden aus allen 16 Ländern | |
| vor. | |
| „Dass alle 16 Länderparlamente den Reformen zugestimmt haben, ist ein | |
| starkes Signal für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber auch die | |
| privaten Medien und somit das duale System insgesamt“, sagte der | |
| rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) als | |
| Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder. | |
| [2][Mit dem Reformstaatsvertrag wollen die Bundesländer den | |
| öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) schlanker und moderner aufstellen]. | |
| Nach dem Regelwerk wird unter anderem die Zahl der TV-Spartenkanäle und der | |
| ARD-Radiosender reduziert, zudem gibt es erstmals die von Privatsendern | |
| seit Langem geforderte Deckelung des Budgets für Sportrechte. | |
| Unter anderem sind Kürzungen bei den Radioprogrammen vorgesehen. Dafür | |
| haben die Intendant:innen der ARD bereits im Juni [3][eine | |
| Radiostrategie beschlossen]. Bis 2027 soll von den bestehenden 70 auf 53 | |
| abgebaut werden. Es sollen vor allem Radiowellen wegfallen, die über DAB+ | |
| verbreitet werden. Aber auch über die Zusammenlegung von Sendern wird noch | |
| diskutiert. | |
| ## Kika ab 2033 nur digital | |
| Vor Eintritt des Reformstaatsvertrags am Montag gab es Aufregung und | |
| Gerüchte darüber, dass der Kinderkanal Kika demnächst eingestellt werden | |
| würde. Dazu schreibt unter anderem der BR, dass dies nicht stimme. Vielmehr | |
| solle Kika neue Verbreitungswege bekommen und bis 2033 nur noch digital | |
| verfügbar sein. In dieser langen Übergangszeit wird Kika auch noch im | |
| linearen Fernsehen zu sehen sein. | |
| Der Sender begründete das auf Anfrage von BR24 mit dem veränderten | |
| Nutzungsverhalten. Schon heute zeige sich, dass Kika digital genutzt werde, | |
| vor allem von jungen Zielgruppen. Die Kika-App etwa sei inzwischen 4,3 | |
| Millionen Mal heruntergeladen worden, das seien 13 Prozentpunkte mehr im | |
| Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig berufen sich etwa Kritiker:innen | |
| der Einkürzungen auf eine vom Sender in Auftrag gegebene Befragung von | |
| 2023. Demnach werden die digitalen Angebote zwar beliebter, aber nur 0,3 | |
| Prozent der Kinder schauen ausschließlich online. | |
| Welche Sender nun genau von Kürzungen oder Zusammenlegungen betroffen sein | |
| werden und bis wann, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn | |
| sich die Sender mit den nun in Kraft getretenen Rahmenbedingungen | |
| auseinandergesetzt haben. | |
| Das wird wiederum auch von außen, also von senderexternen Stellen | |
| überprüft. Dafür legte der Reformstaatsvertrag fest, dass es einen neuen | |
| Medienrat geben wird, der die Auftragserfüllung im Ganzen überprüfen wird. | |
| ## Presseähnlichkeit | |
| Die Reform verschärft zudem das Verbot der sogenannten Presseähnlichkeit. | |
| Das verbietet öffentlich-rechtlichen Internetangeboten etwa, privaten | |
| Print- und Onlineportalen zu sehr zu ähneln. In der Folge startete die ARD | |
| am Montag eine neue Version der „Tagesschau“-App, die unter dem Motto | |
| „Sendung first“ deutlich stärker auf audiovisuelle Elemente setzt. | |
| Mit dem novellierten Jugendmedienschutz-Staatsvertrag sollen insbesondere | |
| technische Schutzmöglichkeiten gestärkt werden: Für Eltern soll es etwa | |
| einfacher werden, einen Jugendschutzmodus bei solchen Geräten zu | |
| aktivieren, die bei Kindern und Jugendlichen beliebt sind. | |
| Zudem erhält die Medienaufsicht mehr Befugnisse. Künftig können auch | |
| Internetangebote, die „mit bereits zur Sperrung angeordneten Angeboten ganz | |
| oder im Wesentlichen inhaltsgleich sind“, gesperrt werden. Vor allem | |
| Porno-Anbieter waren in der Vergangenheit auf sogenannte Mirror Domains | |
| ausgewichen, um Sperrverfügungen für bestimmte Internetadressen zu umgehen. | |
| 1 Dec 2025 | |
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| [3] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/ard-radiowellen-100.html | |
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