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# taz.de -- Rechtsextremer Terror in Neuseeland: „Monster“ des Mordes angek…
> Neuseeland trauert. Premierministerin Ardern will die Waffengesetze
> verschärfen. Mehr Details über den rechtsextremen Täter werden bekannt.
Bild: Töte 49 Menschen: der mutmaßliche Täter Brenton Tarrant vor Gericht
Canberra taz | Ein übergroßer weißer Schutzanzug, breiter Hüftgurt und
Handfesseln: der mutmaßliche Massenmörder von Christchurch wurde am
Samstagmorgen dem Richter vorgeführt. Nur Medien waren im Gerichtssaal
zugelassen, für die Öffentlichkeit waren die Räumlichkeiten aus
Sicherheitsgründen gesperrt worden.
Der Australier wurde offiziell des Mordes angeklagt. Brenton Tarrant
verzichtete darauf, dass sein Name geheim gehalten wird. Eine Entlassung
auf Bewährung beantragte er nicht. Am 5. April muss er erneut vor dem
Gericht erscheinen.
49 Menschen, die eben mit dem Freitagsgebet begonnen hatten, soll der
28-jährige Australier am Freitag in zwei Moscheen [1][in der
neuseeländischen Stadt Christchurch erschossen haben]. Unter ihnen seien
auch Kinder, sagte Premierministerin Jacinda Ardern. Das jüngste Todesopfer
war zwei Jahre alt, das älteste 60.
39 weitere Gläubige befinden sich noch in Krankenhäusern. 11 liegen mit
lebensgefährlichen Verletzungen auf der Intensivstation. Tarrant hatte
seinen Amoklauf gefilmt und live im Internet gezeigt. In einem 74 Seiten
starken „Manifest“ bekannte er sich zu rechtsextremem Gedankengut und
seinem Hass gegen Muslime und Einwanderer.
## Ein „Verdächtiger“ freigelassen
Ardern meinte, der mutmaßliche Amokläufer sei nur 36 Minuten nach dem
ersten Alarm von der Polizei festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei
hatte er fünf Waffen bei sich, darunter zwei halbautomatische und zwei
umgebaute Gewehre. Er sei unterwegs gewesen, [2][um weitere Menschen zu
ermorden], so Ardern. „Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke
fortzuführen“.
Drei weitere Personen waren ebenfalls festgenommen worden. Ein Verdächtiger
wurde später wieder entlassen. Offenbar handelte es sich um einen
bewaffneten Passanten, der den Opfern hatte helfen wollen.
Die Regierungschefin stellte in Aussicht, die im Vergleich zu anderen
Ländern relativ liberalen Waffengesetze Neuseelands zu verschärfen. Der
mutmaßliche Täter habe die Gewehre auf legale Weise erworben – über einen
von den Behörden ausgestellten Waffenschein. „Allein anhand der Tatsache,
dass dieser Mensch einen Waffenschein bekam und Waffen dieses Kalibers
kaufen konnte, werden viele Menschen Änderungen verlangen. Ich werde mich
dafür einsetzen“.
Die Ausstellung von Tarrants Lizenz müsse zwar noch von den Behörden
geprüft werden, „aber eines kann ich jetzt schon sagen: unsere
Waffengesetze werden geändert“, erklärte Ardern gegenüber den Medien. In
Neuseeland kann jeder Bürger, der älter ist als 16 Jahre, einen
Sicherheitskurs durchlaufen und danach Waffen kaufen.
## Gut in die neuseeländische Gesellschaft integriert
Beobachter meinen, Neuseeland könnte ein ähnliches Modell erwägen, wie es
das Nachbarland Australien nach einem Amoklauf im Jahr 1996 eingeführt
hatte. Seit der Ermordung von 35 Menschen durch einen Einzeltäter auf der
Insel Tasmanien dürfen Australier keine halbautomatischen Gewehre mehr
besitzen, die einem Kriminellen erlauben, innerhalb kurzer Zeit eine große
Zahl von Geschossen abzufeuern. Selbst Einzelfeuerwaffen können nur unter
strikten Bedingungen erworben werden.
Die Bevölkerung von Christchurch legte auch am Samstag an beiden Tatorten
Blumen nieder. „Neuseeland ist in Trauer vereint“, meinte Ardern gegenüber
den Medien. Vielerorts kam es zu spontanen Kundgebungen der Solidarität mit
Muslimen. Fremde Menschen umarmten sich gegenseitig und spendeten sich
Trost.
Ardern besuchte die islamische Gemeinde in Christchurch und versprach unter
anderem Hilfe bei der Beerdigung der Opfer sowie Unterstützung für
Überlebende. Rund ein Prozent der Neuseeländer gehören dem muslimischen
Glauben an, insgesamt etwa 50.000 Menschen. Die meisten stammen aus
Pakistan, Bangladesch, Indonesien, Somalia und der Türkei. Sie gelten als
gut in die neuseeländische Gesellschaft integriert.
## Tarrant, der Fitness-Trainer
In der australischen Stadt Gosford, wo Tarrant aufgewachsen war, herrschte
auch am Samstag ungläubiges Entsetzen. Der mutmaßliche Massenmörder war
dort in einer Arbeiterfamilie groß geworden. Er sei ein unauffälliger und
generell angenehmer Mitschüler gewesen, so einige seiner ehemaligen
Klassenkameraden gegenüber dem australischen Fernsehen. Später arbeitete
Tarrant als Fitness-Trainer. Laut seiner ehemaligen Chefin im Fitness-Club,
Tracey Gray, war ihr Mitarbeiter „sehr professionell und zuverlässig – ein
sehr guter Trainer“.
Ausgedehnte Reisen nach Europa und Asien könnten Tarrant radikalisiert
haben, spekulierten auch am Samstag Beobachter. So befand er sich unter
anderem in Serbien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina und Nordkorea. In dem
von der Polizei noch nicht als sein Werk bestätigen Hass-Manifest
bezeichnet sich der Australier als weißen Nationalisten, der Einwanderer
hasse. Immigranten bezeichnet er als „Invasoren“. Tarrant warnt mehrfach,
Europäer mit christlichem Glauben würden ihren Platz an Muslime verlieren.
Auch erklärte er, dass er keiner bestimmten Organisation angehöre und die
Attacken in Christchurch in den vergangenen drei Monaten geplant habe.
Nach Angaben der der Tageszeitung The Australian soll Tarrant schon 2011 im
Internet Andeutungen über seine Gesinnung gemacht haben: „Ich bin ein
Monster der Willenskraft. Ich brauche nur ein Ziel“, schrieb der spätere
mutmaßliche Massenmörder. Dass sich Tarrant rechtsextremem Gedankengut
verschrieben hatte, wurde auch im Video ersichtlich, das der Täter mit
Hilfe einer auf seinem Helm montierten Kamera gedreht und ins Internet
gestellt hatte.
Darin sind verschiedene rassistische Parolen und Symbole zu sehen, die
Tarrant auf seine Waffen gemalt hatte. Eines von Tarrants Vorbildern
scheint Donald Trump zu sein. Der US-Präsident sei für ihn „das Symbol
einer erneuerten weißen Identität“, schreibt er im Manifest.
16 Mar 2019
## LINKS
[1] /Nach-dem-rechten-Terror-in-Neuseeland/!5577817
[2] /Anschlaege-auf-Moscheen-in-Neuseeland/!5580758
## AUTOREN
Urs Wälterlin
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Schwerpunkt Rechter Terror
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