# taz.de -- Nach dem Terroranschlag in Neuseeland: 50. Todesopfer bestätigt | |
> Ein weiteres Todesopfer ist nach dem Terroranschlag in Christchurch | |
> geborgen worden. Premier Ardern bestätigt indes, vor der Tat eine | |
> Kampfschrift erhalten zu haben. | |
Bild: Freunde eines vermissten Mannes trauern vor einem Flüchtlingszentrum in … | |
Christchurch dpa | Der mutmaßliche Attentäter von Christchurch hat seine | |
rechtsextreme Kampfschrift kurz vor den Anschlägen auch an Neuseelands | |
Premierministerin Jacinda Ardern geschickt. Die Regierungschefin bestätigte | |
am Sonntag in Wellington, dass neun Minuten vor Beginn der [1][Angriffe auf | |
zwei Moscheen am Freitag] eine E-Mail an ihr Büro gegangen sei. Darin seien | |
aber keine Tatorte oder ähnliche Hinweise genannt worden, mit denen die | |
Anschläge noch hätten verhindert werden können. | |
Die Zahl der Todesopfer stieg inzwischen auf 50. In einer der beiden | |
Moscheen wurde eine Leiche gefunden, die man bislang nicht mitgezählt | |
hatte. Die ersten Toten sollen noch am Sonntag an die Familien übergeben | |
werden. Damit kann dann auch mit den Beerdigungen begonnen werden. Nach | |
einer – noch inoffiziellen – Liste der Behörden ist das jüngste Todesopfer | |
drei Jahre alt, das älteste 77. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind alle | |
muslimischen Glaubens. Noch aber sind nicht alle identifiziert. Bis | |
Mittwoch wird es vermutlich dauern, bis die Polizei die Leichname | |
freigegeben hat. Von den mehreren Dutzend Verletzten waren noch mindestens | |
zwei in Lebensgefahr. | |
Die Polizei geht derweil von einem Einzeltäter aus. Als Hauptverdächtiger | |
gilt ein 28 Jahre alter Australier. Zwar gab es vier weitere Festnahmen, | |
offensichtlich aber ohne Zusammenhang zu dem Verbrechen. Der erste Anruf | |
auf der Notrufnummer 111 ging um 13.41 Uhr Ortszeit ein. Um 13.47 Uhr, so | |
Neuseelands Polizeichef Mike Bush, war die erste Streife an der | |
Al-Nur-Moschee. Binnen zehn Minuten sei dann auch die erste bewaffnete | |
Spezialeinheit eingetroffen. Der Todesschütze wurde von zwei Polizeibeamten | |
überwältigt, nachdem er die zweite Moschee verlassen und sich mit seinem | |
Auto davongemacht hatte. Offenbar hatte er weitere Morde geplant. „Er hatte | |
absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen“, sagte Ardern. | |
Die Regierungschefin trat Spekulationen entgegen, wonach der Verdächtige | |
nicht in Neuseeland, sondern in seiner Heimat Australien vor Gericht | |
gestellt werde. Ardern sagte: „Er wird sich vor dem neuseeländischen | |
Justizsystem für seinen terroristischen Angriff zu verantworten haben.“ | |
Seine 74-seitige Kampfschrift, die er auch ins Internet gestellt hatte, | |
enthält zahlreiche rechtsextreme Parolen. Inzwischen sitzt er in einem | |
Hochsicherheitsgefängnis. Wegen vielfachen Mordes droht ihm lebenslange | |
Haft. | |
## Rechtsextreme Geste | |
Zu [2][dem Gerichtstermin] wurde der Mann in Handschellen und weißer | |
Häftlingskleidung vorgeführt. Dabei zeigte er das „Okay“-Zeichen in die | |
Kameras, wie es in der englischsprachigen Welt verbreitet ist: Daumen und | |
Zeigefinger zusammengehalten, die anderen Finger abgespreizt. In der | |
rechtsextremen Szene gilt dies auch als Geste für „White Power“ – die | |
rassistische Idee, dass Menschen weißer Hautfarbe anderen überlegen seien. | |
Sein nächster Termin vor Gericht ist am 5. April. Wann der Prozess beginnt, | |
steht noch nicht fest. | |
Der Täter erschoss in einer Moschee in der Innenstadt zunächst 42 Menschen, | |
darunter mehrere Kinder. Dann brachte er in einer anderen Moschee acht | |
weitere Menschen um. Mit einer Helmkamera übertrug er die Tat live ins | |
Internet. Insgesamt wurden bei ihm fünf Waffen sichergestellt, | |
halbautomatische Feuerwaffen und Schrotflinten, und auch Sprengstoff. Der | |
Mann wohnte zuletzt in der neuseeländischen Stadt Dunedin. Er hatte seit | |
November 2017 einen Waffenschein und war auch Mitglied in einem | |
Schützenverein. | |
Als Reaktion auf den brutalsten Anschlag in der jüngeren Geschichte | |
Neuseelands will die Regierung nun die Waffengesetze verschärfen. „Unsere | |
Waffengesetze werden sich ändern“, kündigte Ardern an. In dem Pazifikstaat | |
darf man bislang nach einer Überprüfung durch die Behörden schon mit 16 | |
Jahren Waffen besitzen. Dazu benötigt man einen Waffenschein, muss die | |
Waffen aber nicht alle einzeln anmelden. Am Montag will das Kabinett weiter | |
darüber beraten. Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war | |
bislang von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben. | |
## Eine Stadt unter Schock | |
Christchurch steht immer noch unter Schock. In der Nähe der Tatorte legten | |
viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Insgesamt war es in | |
der Stadt jedoch viel ruhiger als an normalen Wochenenden. Viele Geschäfte | |
blieben geschlossen. Auf einem Spendenkonto für die Hinterbliebenen gingen | |
inzwischen mehrere Millionen Euro ein. Ardern sagte: „Neuseeland ist in | |
Trauer vereint.“ | |
Mit etwa 50.000 Gläubigen – darunter viele Einwanderer aus Staaten wie | |
Pakistan und Bangladesch – sind Muslime in Neuseeland eine Minderheit. | |
Viele der Opfer waren als Einwanderer gekommen. Ihre Familien haben Wurzeln | |
in Ländern wie Pakistan, Bangladesch, Afghanistan, Ägypten, Saudi-Arabien | |
und Indien. Die genaue Herkunft will die Polizei aber erst bekanntgeben, | |
wenn alle Leichen identifiziert sind. | |
17 Mar 2019 | |
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