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# taz.de -- Proteste in Minnesota: Wieder müssen sie demonstrieren
> Eine Polizistin erschießt einen Schwarzen Mann bei einer
> Verkehrskontrolle. Aktivist*innen sagen: Es braucht strukturelle
> Änderungen.
Bild: Proteste gegen Polizeigewalt anlässlich der Erschiessung von Daunte Wrig…
Und wieder protestieren Nacht für Nacht Hunderte Menschen unter dem Banner
„Black Lives Matter“ in den USA gegen Polizeigewalt. Nur rund 15 Kilometer
von der Stelle in Minneapolis entfernt, [1][an der George Floyd vor knapp
einem Jahr unter dem Knie Derek Chauvins ums Leben kam], hatte am Sonntag
eine Polizistin den unbewaffneten 20-jährigen Schwarzen Daunte Wright nach
einer Verkehrskontrolle in seinem Auto erschossen.
Seither gehen die Menschen auf die Straße, es kommt zu Plünderungen und
Ausschreitungen, über 40 Menschen wurden in der Nacht zu Dienstag
festgenommen. Wright war am Sonntag in seinem Auto von der Polizei
angehalten worden, weil wohl eine aktuelle Registrierung fehlte. Bei der
Kontrolle hätten die Polizist*innen festgestellt, dass gegen ihn ein
Haftbefehl bestand, weil er im Juni vergangenen Jahres nicht zu einem
Termin erschienen war, um den Vorwurf unberechtigten Waffentragens zu
klären.
Auf einem am Montag von der Polizei veröffentlichten Video sieht man, wie
ein Polizist Wright aus dem Auto aussteigen lässt und ihm auf dem Rücken
Handschellen anlegen will. Wright entwindet sich seinem Griff und springt
zurück auf den Fahrersitz. Man hört die Stimme einer Polizistin mehrfach
mit dem Ruf „I'll tase you!“ die Benutzung ihres Elektroschockers
ankündigen – sieht aber bereits ihren Arm mit der Schusswaffe auf Wright
gerichtet. Dann fällt ein Schuss und das Auto setzt sich in Bewegung. Die
Polizistin ruft: „Holy shit, ich hab geschossen!“ Wright fährt sterbend
noch einige Blocks, dann wird er tot im Auto aufgefunden.
Es habe sich um einen tragischen Unfall gehandelt, verkündet die Polizei am
Montag. Die Polizistin, inzwischen vom Dienst suspendiert, habe sich vertan
und aus Versehen die Dienstwaffe statt des Tasers gezogen.
## Wie wird der Taser getragen?
Seitdem spekulieren Medien und Öffentlichkeit, ob das wirklich sein kann.
Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht. Auch in anderen
Bundesstaaten gab es in den vergangenen Jahren Fälle, in denen
Polizist*innen angaben, versehentlich ihre Pistole statt des
Elektroschockers eingesetzt zu haben. Dabei ist der Taser viel leichter,
das Gehäuse ist aus Plastik und der Griff ist dicker. „Wenn man genug
trainiert, sollte man das unterscheiden können“, zitiert die New York Times
einen ehemaligen Polizisten.
Und die Polizist*innen sind gehalten, beide Waffen nicht auf derselben
Körperseite am Gürtel zu tragen, sondern eine Waffe links, die andere
rechts, um auch unter Stress solche Fehler zu vermeiden. Allerdings würden
die meisten Polizist*innen, wenn sie rechtshändig sind, die auf der linken
Körperseite befestigte Waffe so anbringen, dass auch sie mit der rechten
Hand schnell gezogen werden kann – das erhöhe die Verwechslungsgefahr.
## Forderungen der Aktivist*innen
Die genauen Umstände werden weiter geklärt. US-Präsident Joe Biden rief die
Protestierenden auf, friedlich zu bleiben, Gewalt gehe gar nicht. Aber
schon löst der neue Fall heftige Reaktionen auch auf der politischen Ebene
aus. Die linke demokratische Abgeordnete Rashida Tlaib schrieb auf Twitter:
„Das war kein Unfall. Polizeiarbeit ist in unserem Land immanent und
absichtsvoll rassistisch. Schluss mit Polizei, Inhaftierung und
Militarisierung. Man kann es nicht reformieren.“
Das schließt an die Debatte an, die unter dem Schlagwort „Defund the
police“ im vergangenen Jahr in etlichen US-Städten losgetreten worden war.
Wer sichere Stadtviertel wolle, so das Kernargument, soll das für die
gewalttätige, nicht reformierbare Polizei ausgegebene Geld lieber in
Sozialarbeit und Community-Management stecken – eine Forderung, die in
Teilen der Demokratischen Partei auf viel Widerhall stieß, die Kandidat Joe
Biden aber weit von sich wies.
13 Apr 2021
## LINKS
[1] /Prozess-um-den-Tod-von-George-Floyd/!5764618
## AUTOREN
Bernd Pickert
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Black Lives Matter
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