# taz.de -- Protest gegen SOPA: Nun bröckelt die Front | |
> Nach dem Online-Protest gegen zwei US-Netzsperren-Gesetze zeigt die Front | |
> der Unterstützer Risse, gibt sich aber nicht geschlagen. Die | |
> Netzaktivisten wollen weiterkämpfen. | |
Bild: Vorerst sind alle Seiten wieder da, doch der Streit geht weiter. | |
WASHINGTON/BERLIN dpa | Der erste Internet-Streik mit einem Blackout der | |
englischen Wikipedia zeigt Wirkung. Die politische Unterstützung für zwei | |
umstrittene US-Gesetze, die im Kampf gegen Raubkopien im Internet | |
drastische Maßnahmen wie Netzsperren vorsehen, bröckelt. | |
Das Online-Lexikon Wikipedia ist unterdessen zur Erleichterung vieler | |
Nutzer wieder voll erreichbar. Ihre Betreiber riefen aber zu weiterem Kampf | |
gegen die Gesetze auf - jetzt vor schneeweißem Hintergrund, nachdem die | |
Seite einen Tag lang schwarz war. | |
Auch viele andere Websites wie Google beteiligten sich am Mittwoch an dem | |
Protest, auch wenn nur wenige offline gingen. Einen koordinierten | |
Widerstand in dieser Größenordnung hatte es im Internet noch nie gegeben. | |
Die Kritiker argumentieren, dass die Gesetzesinitiativen - SOPA (Stop | |
Online Piracy Act) im Repräsentantenhaus und PIPA (Protect IP Act) im Senat | |
- die offene Struktur des Internets gefährden. Mit der geplanten | |
Infrastruktur könnten missliebige Inhalte zensiert und Internet-Anwender | |
gegängelt werden, lautet der Vorwurf. | |
## "Große Sorgen über unbeabsichtigte Konsequenzen" | |
Mehrere US-Senatoren beider Parteien überdenken inzwischen ihre bisherige | |
Unterstützung für die Gesetze. Sechs Republikaner baten den demokratischen | |
Mehrheitsführer in der Kongresskammer, Harry Reid, den Gesetzgebungsprozess | |
zu verlangsamen, um den Entwurf zu überarbeiten, wie die Washington Post am | |
Mittwoch berichtete. "Wir hören immer deutlicher von Wählern und | |
Betroffenen, dass sie sich große Sorgen über unbeabsichtigte Konsequenzen | |
machen", schrieben die Senatoren. | |
Der republikanische Senator Marco Rubio, der unter den Initiatoren der | |
PIPA-Gesetzgebung war, zog seine Unterstützung zurück. Der Autor des | |
SOPA-Gesetzes, der republikanische Abgeordnete Lamar Smith, bekräftigte | |
allerdings, dass er sein Vorhaben weiter vorantreiben werde. | |
Im Laufe des Tages warf auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sein Gewicht | |
in die Waagschale. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich schlecht | |
durchdachte Gesetze der Entwicklung des Internets in den Weg stellen", | |
schrieb er. Das Online-Netzwerk ist mit seinen 800 Millionen Nutzern ein | |
Schwergewicht der Internet-Branche. Binnen weniger stunden klickten 455.000 | |
Nutzer bei Zuckerbergs Facebook-Eintrag auf die Schaltfläche "Gefällt mir". | |
Bei Wikipedia wurde am Mittwoch anstelle der üblichen englischsprachigen | |
Einträge eine dunkle Seite mit einer Protest-Erklärung angezeigt. Google | |
platzierte unter seinem Suchfenster den Link zu einer Online-Petition gegen | |
das Gesetz. Für Nutzer in den USA war das bunte Google-Logo mit einem | |
schwarzen Viereck verdeckt. Die Homepage der Blog-Plattform WordPress war | |
voller schwarzer Blöcke mit der Aufschrift "zensiert". Selbst die für | |
lustige Katzenbilder bekannte Spaßseite "icanhazcheezburger" zeigte eine | |
Protesterklärung. | |
## Auch Obama dagegen | |
In Deutschland sah man aus Solidarität unter anderem auf der Website der | |
Grünen und der Piratenpartei schwarz. An den Zensur-Warnungen waren im | |
vergangenen Jahr auch Netzsperren-Pläne in Deutschland gescheitert. | |
Hierzulande standen allerdings nicht Urheberrechtsverletzungen im Fokus, | |
sondern der Kampf gegen die Kinderpornografie. Die illegalen Inhalte sollen | |
jetzt direkt gelöscht werden, damit Netzsperren nicht mehr notwendig sind. | |
Die Musik- und Filmindustrie setzt sich allerdings auch in Europa weiterhin | |
für Sperren gegen Raubkopien im Netz ein. | |
In den aktuellen US-Gesetzentwürfen ist unter anderem vorgesehen, den | |
Zugang zu ausländischen Websites zu sperren, wenn dort illegal geschützte | |
Werke angeboten werden. Dabei sollen die Internet-Provider beanstandete | |
Websites über eine Manipulation des Domain Name Systems (DNS) quasi | |
unerreichbar machen. Das DNS ist ein wichtiger Baustein in der Architektur | |
des Netzes und übersetzt kryptische IP-Nummern in gängige Web-Adressen wie | |
zum Beispiel nytimes.com. | |
Kritisiert wurden die Gesetzesinitiativen zuvor auch von der US-Regierung | |
unter Präsident Barack Obama, der im Repräsentantenhaus aber keine Mehrheit | |
mehr hinter sich hat. | |
19 Jan 2012 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neues US-Copyright-Gesetz OPEN: Schützen statt Stoppen | |
Erst SOPA, jetzt OPEN. Nach den Protesten gegen das Netzsperrengesetz SOPA | |
wird in den USA ein neuer „Act“ diskutiert. Doch auch der hat Tücken. | |
Kommentar SOPA: Ein Anfang ist gemacht | |
Hollywood ist doch zu Schlagen: Der Kampf von Netznutzern gegen die | |
Verschärfungsgesetze zum US-Copyright ist erfolgreich - vorerst. | |
Kreativer Protest gegen SOPA: Wie Katzen grillen | |
Der Protest gegen das umstrittene US-Zensurgesetz SOPA kennt viele Formen - | |
nicht nur schwarze Seiten. Die wiederum führten bei etlichen Schülern zur | |
Verzweiflung. | |
Rebellion bei Wikipedia: Ringelreihen der Experten | |
Aus Protest gegen zwei Gesetzentwürfe aus den USA hat die englische Ausgabe | |
der Wikipedia ihre Seiten geschwärzt. 24 Stunden lang. Was soll das | |
bringen? | |
Protest gegen US-Netzsperrengesetz: Die dunklen Seiten des Internets | |
Aus Protest gegen das geplante US-Gesetz "Stop Online Piracy Act" sind | |
mehrere prominente Websites offline. Sie schlossen sich der Aktion von | |
Wikipedia an. Auch Google weist auf den Protest hin. | |
Kommentar Wikipedia-Protest gegen SOPA: Für das Recht auf Existenzsicherung | |
Wikipedia wird am Mittwoch abgeschaltet. Für einen Tag lang protestiert die | |
Online-Enzyklopädie damit gegen das US-Zensurgesetz SOPA. Zu Recht! |