# taz.de -- Protest gegen US-Netzsperrengesetz: Die dunklen Seiten des Internets | |
> Aus Protest gegen das geplante US-Gesetz "Stop Online Piracy Act" sind | |
> mehrere prominente Websites offline. Sie schlossen sich der Aktion von | |
> Wikipedia an. Auch Google weist auf den Protest hin. | |
Bild: Eine Welt ohne freies Wissen: Der Protest auf Wikipedia. | |
NEW YORK/BERLIN dpa | Im Netz wird gestreikt: Die englischsprachige Version | |
des Online-Lexikons [1][Wikipedia] ist für einen Tag vom Netz gegangen. Die | |
Macher der Enzyklopädie wollen damit gegen ein geplantes US-Gesetz | |
protestieren, dass zum Schutz der Urheberrechte auch Netzsperren vorsieht. | |
Kritiker argumentieren, dass damit eine Zensur-Infrastruktur geschaffen | |
würde, die auch für andere Zwecke einsetzbar wäre. | |
Bei der Wikipedia wird statt der üblichen englischsprachigen Inhalte eine | |
dunkle Seite mit einer Erklärung angezeigt. Auch einige andere | |
Online-Dienste schlossen sich der Aktion an. Google platzierte unter seinem | |
Suchfenster den Link zu einer Online-Petition gegen das Gesetz. Für Nutzer | |
in den USA war das bekannte Google-Logo mit einem schwarzen Viereck | |
verdeckt. Ganz vom Netz ging auch das populäre [2][Netzwelt-Blog "Boing | |
Boing"]. Die Homepage der Blog-Plattform WordPress war gepflastert mit | |
schwarzen Blöcken mit der Aufschrift "zensiert". In Deutschland blieb der | |
[3][Webauftritt der Grünen] auch schwarz. | |
Die Kritiker werfen den Gesetzesinitiativen mit den Bezeichnungen SOPA | |
(Stop Online Piracy Act) im Repräsentantenhaus und PIPA (Protect IP Act) im | |
Senat vor, einer Zensur des Netzes den Weg zu bereiten und dessen offene | |
Struktur zu unterdrücken. | |
## Kritik aus dem Weißen Haus | |
Stein des Anstoßes ist die Möglichkeit, den Zugang zu ausländischen | |
Webseiten zu sperren, die Raubkopien anbieten. Mit der geplanten | |
Infrastruktur zur Blockade von Websites könne das Netz auch ohne Bezug auf | |
Urheberrechtsverletzungen zensiert werden, fürchten die SOPA-Kritiker. | |
Kritisiert wurden die Gesetzesinitiativen auch von der US-Regierung unter | |
Präsident Barack Obama, der im Repräsentantenhaus aber keine Mehrheit mehr | |
hinter sich hat. | |
Der Autor des SOPA-Gesetzes, der republikanische Abgeordnete Lamar Smith, | |
setzte demonstrativ wenige Stunden vor der Protestaktion die nächste | |
Sitzung des von ihm angeführten Justizausschusses zu dem Thema für Februar | |
an. Smith hatte unter dem Druck der Kritik Kompromissbereitschaft bei den | |
Netzsperren signalisiert, das Gesetz ist aber noch lange nicht vom Tisch. | |
Mit dem 24-stündigen Blackout erreichen die seit Wochen andauernden | |
Proteste von Netzaktivisten und Internet-Wirtschaft ihren Höhepunkt. Auch | |
Branchen-Schwergewichte wie Google oder Facebook hatten sich offen auf die | |
Seite der Kritiker gestellt. Dagegen unterstütz etwa der amerikanische | |
Filmverband MPAA die Gesetzespläne. Medienmogul Rupert Murdoch wetterte | |
über den Kurznachrichtendienst Twitter, Google sei selbst "führend bei | |
Piraterie" und die Sperrung von Inhalten jetzt schon ein gängiges Mittel, | |
das keine Zensur nach sich ziehe. | |
Der Gesetzentwurf für SOPA (Stop Online Piracy Act) wurde am 26. Oktober | |
2011 vorgelegt. Der Senat, die zweite Kongresskammer, stimmt am 24. Januar | |
zunächst über Verfahrensfragen bei der Behandlung eines ähnlichen | |
Gesetzesvorhabens ab: PIPA (Protect IP Act) soll ebenfalls Maßnahmen gegen | |
Web-Anbieter im Ausland ermöglichen, die das geistige Eigentum | |
(intellectual property, IP) verletzen. Eingebracht wurde PIPA vom | |
demokratischen Senator Patrick Leahy in Vermont. Das Weiße Haus hat sich | |
kritisch zu beiden Initiativen geäußert. | |
18 Jan 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page | |
[2] http://boingboing.net/ | |
[3] http://www.gruene.de | |
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