# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien: Sozialdemokrat wird Präsi… | |
> Die Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien drohte an einer zu niedrigen | |
> Beteiligung zu scheitern. Sieger wurde der pro-westliche Kandidat Stevo | |
> Pendarovski. | |
Bild: Stevo Pendarovski erhielt knapp 52 Prozent der Stimmen bei der Stichwahl … | |
SKOPJE dpa | Der von den regierenden Sozialdemokraten unterstützte | |
[1][Stevo Pendarovski] hat die Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien | |
gewonnen. Bei der Stichwahl am Sonntag errang der 56-Jährige knapp 52 | |
Prozent der Stimmen, wie die staatliche Wahlkommission mitteilte. Die von | |
der nationalistischen Oppositionspartei VMRO-DPMNE unterstützte | |
Universitätsprofessorin Gordana Siljanovska-Davkova kam auf gut 44 Prozent. | |
Die restlichen Stimmen waren ungültig. | |
Das höchste Staatsamt hat in dem kleinen Balkanland praktisch nur | |
repräsentativen Charakter. Die Abstimmung galt jedoch als Testwahl für die | |
Regierung des Sozialdemokraten Zoran Zaev, nachdem sich die frühere | |
jugoslawische Republik Mazedonien erst im [2][Februar in Nordmazedonien] | |
umbenannt hatte. Mit dem innenpolitisch umstrittenen, von der EU hingegen | |
in höchsten Tönen gelobten Schritt wurde ein Streit mit Griechenland | |
beigelegt. | |
Athen hatte seit der Unabhängigkeit Mazedoniens vor 27 Jahren darauf | |
bestanden, dass der nördliche Nachbar seinen Namen ändert, weil eine Region | |
im Norden Griechenlands genauso heißt und Gebietsansprüche befürchtet | |
wurden. Zaev und sein griechischer Kollege, der Sozialist Alexis Tsipras, | |
hatten ihr ganzes politisches Gewicht in die Waagschale geworfen, um die | |
Einigung gegen massive Widerstände in ihren jeweiligen Ländern | |
durchzusetzen. | |
Die Beteiligung bei der Abstimmung am Sonntag gab die Wahlkommission mit | |
46,7 Prozent an. Damit lag sie über dem gesetzlich vorgeschriebenen Quorum | |
von 40 Prozent. Der Jurist und Politologe Pendarovski tritt die Nachfolge | |
des mit der VMRO-DPMNE verbundenen Djordje Ivanov an. Nach zwei | |
Amtsperioden konnte er nicht erneut kandidieren. Der Wahlsieger war zuletzt | |
Koordinator für den bevorstehenden Nato-Beitritt seines Landes. | |
## Albanische Wählerschaft verschaffte Vorteil | |
Als EU- und Nato-Mitglied konnte Griechenland mit seinem Veto jahrelang | |
jede Annäherung Mazedoniens an die westlichen Bündnisse blockieren. | |
Inzwischen ist der Beitritt Nordmazedoniens zur Nato eingeleitet worden. In | |
die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen war das | |
Land nach dem Zerfall Jugoslawiens unter dem Namen „Ehemalige jugoslawische | |
Republik Mazedonien“ (englische Abkürzung: FYROM) aufgenommen worden. Sich | |
selbst nannte es in der Verfassung und in den eigenen Dokumenten Republik | |
Mazedonien. Infolge der Einigung mit Griechenland änderte das Parlament in | |
Skopje die Verfassung und ergänzte den neuen Namen. | |
Siljanovska-Davkova hatte im Wahlkampf die Umbenennung scharf kritisiert, | |
zugleich aber erklärt, die zugrundeliegenden internationalen Abkommen | |
respektieren zu wollen. Ihre Ablehnung begründen die Nationalisten damit, | |
dass das mazedonische Volk in seiner nationalen Identität beeinträchtigt | |
würde. Pendarovski hatte im Wahlkampf angekündigt, den von Nordmazedonien | |
eingeschlagenen Weg in Richtung EU- und Nato-Integration fortsetzen zu | |
wollen. | |
Nach der ersten Runde hatte Pendarovski lediglich einen hauchdünnen | |
Vorsprung von 4000 Stimmen auf Siljanovska-Davkova. Entscheidend für seinen | |
deutlicheren Sieg in der Stichwahl dürfte das Votum eines Teils der Albaner | |
gewesen sein, die rund 25 Prozent der Bevölkerung des Landes ausmachen. In | |
der ersten Runde hatte der von zwei kleinen Albaner-Parteien unterstützte | |
Blerim Reka elf Prozent der Stimmen auf sich vereint. In der Stichwahl hat | |
ein Gutteil dieser Wähler – wie dies die Ergebnisse in den albanisch | |
bewohnten Wahlkreisen nahelegen – Pendarovski gewählt. Siljanovska-Davkova | |
konnte hingegen in diesen Wahlkreisen keine Stimmen dazugewinnen. | |
6 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Nordmazedonien/!5590269 | |
[2] /Mazedonien-und-Griechenland/!5565052 | |
## TAGS | |
Nordmazedonien | |
Mazedonien | |
Wahlen | |
Sozialdemokraten | |
Nordmazedonien | |
Nordmazedonien | |
Namensstreit | |
Griechenland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Wahl in Nordmazedonien: Eine Klatsche für die Populisten | |
Stevo Pendarovski ist zum Präsidenten gewählt worden. Damit gewinnt die | |
progressive Mehrheit in Nordmazedonien an Stabilität. | |
Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien: Patt und Stichwahl | |
Nach dem ersten Wahlgang ist offen, ob sich die Bürger Nordmazedoniens für | |
eine größere Annäherung an die EU entscheiden werden. | |
Mazedonien und Griechenland: „Es sind unsere Freunde“ | |
Das griechische Parlament stimmt mit knapper Mehrheit für das Abkommen zur | |
Beilegung des Namensstreits mit Mazedonien. Der Protest hält an. | |
Kommentar Mazedonischer Namensstreit: Gegen die heilige Souveränität | |
Nationalistische Töne auch in den südeuropäischen Ländern lassen den | |
Zusammenhalt in der EU bröckeln. Das ist gefährlich. |