# taz.de -- Partner der Konrad-Adenauer-Stiftung: Konservatives Dilemma mit Ung… | |
> Die CDU-nahe Stiftung hat enge Verbindungen zu Viktor Orbáns | |
> Kaderschmiede in Ungarn. Das wird zunehmend zum Problem. | |
Bild: Grußbotschaft an die konservativen CPAC-Teilnehmer in Budapest | |
BERLIN taz | Eine Allianz der rechteren Art: Ex-Geheimdienstchef Hans-Georg | |
Maaßen war vergangene Woche einziger deutscher Redner bei der Konferenz des | |
„Conservative Political Action Committees“ (CPAC) in Budapest, einem | |
Rechtsaußen-Netzwerktreffen, bei dem unter anderem auch [1][Ungarns | |
Ministerpräsident Viktor Orbán] und der ehemalige Ministerpräsident | |
Tschechiens, Andrej Babiš, eine Bühne bekamen. [2][Ex-US-Präsident Donald | |
Trump] wurde per Videobotschaft zugeschaltet. Maaßen lobte, das Treffen | |
gebe Hoffnung für alle, die „nicht am ökosozialistischen Übernahmeprojekt | |
und an der Normalisierung von Wahnsinn teilhaben wollen“. | |
Mittendrin war eine Organisation, auf die die CDU-nahe | |
Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ein besonderes Auge hat: Orbáns | |
Kaderschmiede Mathias Corvinus Collegium (MCC) präsentierte sich bei der | |
CPAC-Konferenz mit einem Infostand. Diese Präsenz ist deshalb | |
bemerkenswert, weil das Auslandsbüro Ungarn der Adenauer-Stiftung das MCC | |
zu seinen festen Partnern rechnet. Aber: Wie freundschaftlich darf eine | |
Verbindung mit Orbáns Ungarn sein? | |
Das MCC sei in den vergangenen 25 Jahren „zu einer angesehenen | |
interdisziplinären Denkfabrik in der ungarischen und europäischen | |
Wissenschaftslandschaft geworden“, lobt die KAS auf ihrer Homepage, es | |
biete „für die ganze Gesellschaft nützliche außercurriculare | |
Bildungsmöglichkeiten“. | |
Dem MCC angeschlossen ist das vor zweieinhalb Jahren gegründete | |
„Deutsch-Ungarische Institut für europäische Zusammenarbeit“, dessen | |
Direktor Bence Bauer, 2021 mit dem ungarischen Verdienstkreuz in Gold | |
ausgezeichnet, wiederum bis 2020 zehn Jahre lang in leitender Stellung für | |
die KAS tätig war. | |
## Feriencamp für junge Leute bis Beratung des Ex-KAS-Chefs | |
Es gibt zahlreiche Kooperationen zwischen MCC und KAS – vom Feriencamp für | |
junge Leute am Balaton bis zur Beraterrolle des Ex-KAS-Chefs in Budapest, | |
Frank Spengler, für das MCC. Im November 2021 präsentierte die KAS in | |
Berlin das Buch „Der ungarische Staat“, einen Sammelband, der 2019 auf | |
Ungarisch mit einem Geleitwort von Orbán im MCC-Verlag erschienen ist. Die | |
Jungle World schrieb über das Buch: „Verschiedene regierungsnahe | |
Wissenschaftler erläutern hier die ideologischen Grundlagen der | |
antiliberalen und antiuniversalistischen nationalen Ideologie der | |
Fidesz-Regierung“. | |
Der Vorsitzende der mit umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro ausgestatteten | |
Trägerstiftung des MCC, Balász Orbán, saß in Berlin mit auf dem KAS-Podium | |
– er ist mit dem Ministerpräsidenten zwar nicht verwandt, gilt aber als so | |
etwas wie sein Stabschef. | |
Die ungarische Regierungspartei Fidesz hatte den Parteienverbund | |
Europäische Volkspartei (EVP), zu dem auch CDU und CSU gehören, zu diesem | |
Zeitpunkt bereits verlassen. Zum Bruch zwischen KAS und MCC aber ist es bis | |
heute nicht gekommen. Die Autorin Annika Brockschmidt sieht die Aktivitäten | |
des MCC im Kontext einer „zunehmenden Vernetzung rechtskonservativer und | |
reaktionärer Kräfte über die eigenen Landesgrenzen hinaus“. | |
Das MCC rechnet Brockschmidt zu den internationalen Netzwerken der Neuen | |
Rechten, wie sie der taz erläutert. Sie sagt: „Dabei reichen die | |
Verbindungen bis in das bürgerlich-konservative Lager: Die | |
Konrad-Adenauer-Stiftung ist bereits mehrfach als Partner-Organisation | |
aufgetreten.“ | |
Bei der Adenauer-Stiftung sieht man die Kooperation mit dem MCC inzwischen | |
mit gemischten Gefühlen. Ob es auch künftig hinreichende Schnittmengen | |
gibt, um in der bisherigen engen Form mit dem MCC zusammenzuarbeiten, ist | |
offen. Einerseits will die Stiftung von einem „gegebenenfalls kritischen“ | |
Dialog mit ausgewählten Akteur:innen der Regierungsparteien nicht | |
lassen, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagt. Gerade für die Arbeit mit | |
jungen Menschen sei das MCC mit seinem Netzwerk relevant, verfüge über eine | |
„besonders große Reichweite in dieser Zielgruppe“. | |
Andererseits heißt es: „Nach dem Austritt der Partei Fidesz aus der EVP | |
versuchen wir als KAS noch intensiver, proeuropäische Kräfte in Ungarn in | |
unsere Arbeit einzubeziehen.“ | |
11 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Ungarns-Ja-zum-finnischen-Nato-Beitritt/!5924357 | |
[2] /TV-Auftritt-von-Donald-Trump-bei-CNN/!5933922 | |
## AUTOREN | |
Matthias Meisner | |
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