| # taz.de -- Parteiausschluss von Wagenknecht: Wagenknecht-Kritiker machen weiter | |
| > Die Urheber des Ausschlussverfahrens gegen Sahra Wagenknecht prüfen den | |
| > Gang vor die Schiedskommission. Die Partei widerspräche ihr zu wenig. | |
| Bild: Hier ist Wagenknecht: Die Umstrittene bei einer Wahlkampfrede im August | |
| BerLin taz | Die fünf Antragsteller:innen für einen Parteiausschluss | |
| der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht prüfen den Gang vor die | |
| Bundesschiedskommission. Aus ihrer Sicht führe derzeit kein Weg daran | |
| vorbei, den nächsten Schritt zu gehen, heißt es in einer Pressmitteilung. | |
| „Denn nach wie vor wehrt sich die Partei nicht gegen die Angriffe auf das | |
| eigene Programm oder dagegen, dass Frau Wagenknecht jede Gelegenheit nutzt, | |
| gegen die beschlossenen Grundsätze der Partei zu agitieren und sich an | |
| Querdenker und Reaktionäre anzubiedern.“ | |
| Zuvor wolle man aber mit dem Parteivorstand sprechen und bitte um ein | |
| Gespräch. Die Parteiführung signalisiert nach taz-Informationen Offenheit. | |
| Eine Gruppe von Basismitgliedern hatte [1][im Sommer einen Antrag zum | |
| Ausschluss von Wagenknecht aus der Partei gestellt]. Anlass war [2][die | |
| Veröffentlichung ihres Buches „Die Selbstgerechten“], in welchem | |
| Wagenknecht mit den sogenannten „Lifestyle-Linken“ abrechnet. | |
| Der Antrag auf Parteiausschluss war von der Landesschiedskommission | |
| abschlägig beschieden worden. Zur Begründung hieß es, es sei | |
| widersprüchlich, Wagenknecht aus der Partei ausschließen zu wollen, wenn | |
| die Partei ihre Verstöße faktisch nicht nur dulde, „sondern sich in | |
| Wahlkampfzeiten ihrer Bekanntheit und ihrer öffentlichen Wirksamkeit | |
| bedient.“ | |
| ## Grob unsolidarisches Verhalten | |
| Inhaltlich gab die Kommission den Antragsteller:innen aber in einigen | |
| Punkten durchaus recht. So widerspräche Wagenknecht in der Tat punktuell | |
| Grundsätzen ihrer Partei, etwa wenn sie sich zu Zuwanderung und | |
| Minderheitenrechten äußere. | |
| Die Schiedskommission verwies auf Passagen des Buches, in welchen | |
| Wagenknecht etwa von „Minderheiten mit skurrilen Marotten“ spricht. Oder | |
| auf eine Stelle, in der Wagenknecht Zuwanderung für Lohndrückerei und | |
| Entsolidarisierung verantwortlich gemacht habe und Gewerkschaften dafür | |
| lobte, dass sie die Beschäftigung von Zuwanderern in einigen Branchen einst | |
| verhindert haben. | |
| Die Kommission bescheinigt Wagenknecht im Schiedsspruch, ihrer Partei | |
| Schaden zugefügt zu haben, außerdem ein „grob unsolidarisches Verhalten“ | |
| gegenüber der Partei wie gegenüber ihren Mitgliedern. „Ihre Begrifflichkeit | |
| ist herabsetzend und ihre Formulierungen sind mitunter spöttisch.“ | |
| Die beiden Linken-Mitglieder Jörg Rupp und Fabian Stoffel, die auch für die | |
| anderen drei Antragsteller sprechen, zeigten sich in ihrer schriftlichen | |
| Stellungnahme erstaunt über die fehlenden Reaktionen aus der Partei. | |
| Stattdessen breite sich ein tiefes Schweigen in der Partei aus. „Die | |
| Landesschiedskommission hat genau das moniert, was jetzt passiert: trotz | |
| weiterer Verstöße, auch nach der Buchveröffentlichung, zeigt sich der | |
| Bundesvorstand in der Causa Wagenknecht handlungsunfähig und -unwillig.“ | |
| ## Keine Aussagen zur Bekämpfung von Corona | |
| Wagenknecht hatte am Sonntag in der Talksendung „Anne Will“ erneut den Zorn | |
| der Genoss:innen auf sich gezogen. [3][Sie äußerte Zweifel am Sinn von | |
| Corona-Impfungen] und betonte, selbst nicht geimpft zu sein. Darauf hatten | |
| Fraktionschef Dietmar Bartsch und den beiden Parteivorsitzenden Janine | |
| Wissler und Susanne Hennig-Wellsow reagiert und den Nutzen von Impfungen | |
| betont. Ohne sich allerdings direkt auf Wagenknechts Äußerungen zu | |
| beziehen. | |
| Deren impfskeptische Bemerkungen seien relevant für den Zeitpunkt der | |
| Veröffentlichung der Pressemitteilung gewesen, bestätigte Antragsteller | |
| Rupp der taz. Inhaltlich dürften sie allerdings wenig entscheidend für den | |
| Erfolg sein. Denn die Landesschiedskommission hatte zu diesem Punkt | |
| bemerkt, dass „weder das aktuelle Parteiprogramm der LINKEN noch das | |
| Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 Aussagen darüber treffen, ob die | |
| Partei die aktuelle Impfpolitik im Zusammenhang mit der Bekämpfung des | |
| Coronavirus befürwortet oder ablehnt.“ | |
| Der Parteivorstand trifft sich am Wochenende. Nach Informationen der taz | |
| will man auch die Position zum Impfen klarstellen. | |
| 2 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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