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# taz.de -- Opposition in Angola: Blutige Edelsteine
> Starjournalist Rafael Marques hat enthüllt, wie sich hohe Generäle in
> Angola lukrative Diamantenvorkommen aneignen. Dafür muss er vor Gericht.
Bild: Sieht schön aus, wurde aber nur durch viel Leid geschaffen.
BRÜSSEL taz | 119-facher Mord, Folter in 500 Fällen, dazu Enteignung und
Zerstörung von Ernten: das wirft der angolanische Schriftsteller und
Journalist Rafael Marques hohen Generälen seines Landes und der
teilstaatlichen angolanischen Diamantenfirma SMC (Sociedade Mineira du
Cuango) vor. Jetzt aber steht er deswegen selber vor Gericht.
Obwohl er seine Vorwürfe in seinem bereits vor vier Jahren veröffentlichten
Buch „Blood Diamonds: Corruption and Torture in Angola“ akribisch belegt
hat, wird ihm ab Donnerstag in Angolas Hauptstadt Luanda der Prozess
gemacht. Wegen des Vorwurfs der Verleumdung drohen ihm bis zu neun Jahre
Haft und 1,2 Millionen Dollar Entschädigungsforderungen.
Zentral ist der Vorwurf, dass Angolas Armee und private Sicherheitsfirmen
an Verbrechen wie dem lebendigen Begraben „illegaler“ Diamantenschürfer
beteiligt seien. Militär und die Privatfirma Teleservice würden außerdem
Schürfer mit Macheten foltern, heißt es in dem Buch, das Vorfälle aus der
Zeit von Juni 2009 bis März 2011 in der Provinz Lunda Norte dokumentiert.
Marques wird vor Gericht einen schweren Stand haben. Die Kläger werden
immer mehr: Zum privaten Partner des angolanischen Staates in der
Diamantenfirma SMC, die auf den Bermuda-Inseln registrierte ITM-Mining,
gesellt sich deren Präsident Renato Herculano Teixeira sowie mehrere von
dessen Geschäftspartnern, dazu sieben angolanische Generäle.
Dazu kommen die private Sicherheitsfirma Teleservice und der angolanische
General Antonio dos Santos Franca Ndalu, dem 10 Prozent von Teleservice
gehören; was genau sie Marques vorwerfen, hat die Staatsanwaltschaft
Marques’ Verteidigung nicht mitgeteilt, ebenso wenig, worin überhaupt die
„Verleumdung“ genau besteht; sie sagt lediglich, sie habe keine Beweise
dafür gefunden, dass die in Marques’ Buch erhobenen Vorwürfe stimmen.
## Der Prozess wird zum Bumerang
Aber der Prozess könnte für die Generäle zum Bumerang werden. Statt Marques
zum Schweigen zu bringen, werden seine Vorwürfe jetzt erst recht bekannt.
Zum ursprünglichen Prozessbeginn am 24. März, als die Eröffnung auf den 23.
April verschoben wurde, ist sein [1][Buch auf Portugiesisch ins Netz
gestellt worden].
Für Angola ist die Sache peinlich, denn das Land hält derzeit die
rotierende Präsidentschaft des Kimberley-Prozesses – der
Selbstregulierungsmechanismus der globalen Diamantenindustrie, unter dem
nur solche Diamanten legal gehandelt werden dürfen, deren Förderung und
Handel Mindestnormen entspricht und keine Konflikte finanziert.
Im Jahr 2009 hatte der Kimberley-Prozess die Suspendierung der
Mitgliedschaft Simbabwes empfohlen, nachdem publik wurde, wie simbabwische
Generäle die Diamantenminen von Marange ausbeuten und Schürfer vertrieben
haben. Die Vorwürfe von Marques in Angola sind genauso gravierend, aber
gegen Afrikas drittgrößten Diamantenförderer werden keine Maßnahmen
erwogen.
Unterstützung erhält der Journalist von internationaler Seite.
Menschenrechtsorganisationen haben die Regierungen der USA, Brasiliens und
Portugals aufgefordert, sich für Rafael Marques einzusetzen. Am 18. März
erhielt er in London den Preis für Meinungsfreiheit der Organisation „Index
on Censorship“.
23 Apr 2015
## LINKS
[1] http://www.tintadachina.pt/pdfs/626c1154352f7b4f
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Folter
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Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
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