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# taz.de -- ÖPNV und Corona: Die volle Kontrolle
> Trotz Abstandsgebot und hoher Infektionszahlen kontrollieren BVG und
> S-Bahn in Berlin weiter auf Schwarzfahren. Warum eigentlich?
Bild: Vorsicht vor Kontrollen auch in den Pandemiezeit!
Berlin taz | Ein ganz normaler Arbeitstag, morgens kurz vor neun während
der zweiten Pandemiewelle am Ostkreuz: Die Ringbahn ist verspätet. Immer
mehr Menschen füllen den Bahnsteig. Die ohnehin schon überfüllte S 8 nach
Grünau fährt mit nur zwei Wagen ein. An den Türen bilden sich große
Menschentrauben. Bei der verspäteten Ringbahn ein paar Minuten danach ist
es nicht besser: Es gibt Gedränge, an Mindestabstand ist nicht zu denken.
Und trotzdem durchstreifen auch noch mehrere Fahrkartenkontrolleure die
S-Bahn, wie schon mehrfach diese Woche.
Warum lässt die S-Bahn in vollen Zügen während der Pandemie Fahrscheine
kontrollieren? Fragt man den immerhin mit einem Fleece-Schal
bemundschutzten Kontrolleur, sagt der: „Weiß ich auch nicht. Bei der ersten
Welle hat die S-Bahn nicht kontrollieren lassen. Und ich kann niemandem
ansehen, ob er krank ist. Ganz ehrlich: Alles machen sie dicht, aber die
S-Bahn ist knüppelvoll. Das ist doch Verarsche!“
Fragt man bei der S-Bahn selbst nach, heißt es, es sei während der gesamten
Pandemie kontrolliert worden, im Frühjahr nur auf den Bahnsteigen, aber
seit der behördlichen Vorschrift der Mund-Nasen-Bedeckung kontrolliere man
auch wieder in den Zügen.
Allerdings fänden Fahrkartenkontrollen unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen
statt: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind angewiesen, möglichst
keine Gegenstände von Reisenden in die Hand zu nehmen“, schreibt eine
Bahnsprecherin per Mail. Fahrgäste sollten für kontaktlose Kontrollen
Handy- und Onlinetickets selbst an die Lesegeräte halten. Dass man dabei
natürlich keinen Mindestabstand von einem Meter fünfzig einhalten kann,
scheint die Bahn in Kauf zu nehmen. Kontrollen finden laut Bahn im gesamten
S-Bahn-Netz statt.
## 4 bis 5 Prozent Schwarzfahrer
Nur ein wenig anders ist es bei der BVG. Deren Sprecherin Petra Nelken
sagt: „Zu Beginn der Pandemie haben wir die Kontrollen tatsächlich
eingestellt. Aber seit dem 28. April haben wir sie wieder aufgenommen.“
Daran habe auch der zweite Lockdown nichts geändert. Man müsse
kontrollieren, um die Verluste zu reduzieren. In Berlin fahren laut Nelken
4 bis 5 Prozent der Fahrgäste schwarz, die Zahl würde sich bei
ausbleibenden Kontrollen schnell verdoppeln, so ihre Befürchtung. Das
belegten Studien.
Wegen der Pandemie gebe es allerdings spezielle Auflagen für Kontrolleure.
„Überfüllte Fahrzeuge sollen nicht kontrolliert werden“, sagt Nelken. Zud…
sollten die Kontrolleure möglichst viel Abstand halten und auf Sicht
kontrollieren – und nur in Ausnahmefällen Tickets anfassen. Laut Nelken
bekommen sie außerdem einen speziellen Atemschutz gestellt, Handschuhe und
Desinfektionsmittel. Und sie betont: Obdachlose müssten, wie sonst auch
beim Schwarzfahren, keine Strafe zahlen.
Prämien für Kontrolleure gebe es im Übrigen nicht, auch könnten diese sich
nicht aussuchen, auf welcher Strecke sie eingesetzt würden. Das
Fahrgastaufkommen bei der BVG liege mittlerweile wieder bei 70 Prozent. In
der Hoch-Zeit der Pandemie seien es nur 30 Prozent gewesen, so Nelken.
12 Nov 2020
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
BVG
S-Bahn Berlin
ÖPNV
Fahren ohne Fahrschein
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