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# taz.de -- Obdachlose im Winter: Die Kälte überleben
> Für Menschen auf der Straße sind Minusgrade lebensgefährlich.
> Sozialarbeiter:innen tun, was geht. Vor allem aber darf Wohnen
> kein Luxus sein.
Bild: Decken und warmer Tee reichen nicht, um die aktuellen Temperaturen in Deu…
Brrrr. Auf bis zu 20 Grad minus fielen in den letzten Nächten die
Temperaturen in Deutschland. Das ist weit entfernt von der Extremkälte, die
Teile Schwedens derzeit erfahren (minus 40!) und doch schmerzt das Näschen
beim Rausgehen. Und angesichts der [1][hohen Energiepreise] jeder
Millimeter mehr am Thermostat.
Doch glücklich können alle jene sein, die überhaupt einen Thermostat haben.
Denn besonders hart trifft der Kälteeinbruch die Menschen, [2][die auf der
Straße leben]. Dort stolpert man über – zumindest gefühlt – mehr Menschen
als in früheren Jahren.
Laut Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe waren im
Verlauf des Jahres 2022 607.000 wohnungslos. Ein Anstieg um 58 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil jener, die nach dem Verlust der Wohnung
nicht bei Freund:innen oder anderswo unterkommen, sondern auf der Straße
landen, ist wahrscheinlich auch gestiegen.
Was also tun? So fragt man sich als empathische:r Passant:in. Zeit hat
man meist keine und eigene Sorgen genug. Zudem riechen Obdachlose manchmal
nicht besonders gut und einige macht ihre prekäre Lage aggressiv.
Recht leicht hat man es, wenn Betroffene selbst äußern, was sie gerade
brauchen. Wenn man kein Geld geben will, kann man ja fragen, ob sie einen
Tee oder Kaffee oder etwas zu Essen haben möchten. In der Manteltasche
Zettelchen mit den Adressen und Nummern der lokalen Beratungsstellen und
Notübernachtungen mitzutragen, kann auch eine gute Idee sein.
## Es braucht eine soziale Miet- und Wohnungspolitik
Und dann gibt es da – Göttin sei Dank – noch die Kältebusse, die man rufen
kann, wenn eine Person auf der Straße nicht ansprechbar ist und nachts zu
erfrieren droht. Stabil, wenn Unternehmen ihre nachts leerstehenden
Büroräume zur Verfügung stellen, damit genau das nicht passiert.
Kältebusse wie Notübernachtungen sind auf ehrenamtlichen Einsatz und
Spendenbereitschaft angewiesen. Nur lässt beides erfahrungsgemäß nach der
rührseligen Weihnachtszeit extrem nach. Genau jetzt ist also die Zeit, um
auf diesem Wege zu helfen. Achtung allerdings bei Sachspenden: immer erst
bei den Sammelstellen nachfragen, was gerade gebraucht wird! Denn die
Mieten sind auch für soziale Einrichtungen hoch, der Lagerraum knapp.
Das führt zum wahrscheinlich wichtigsten Punkt: es braucht eine soziale
Miet- und Wohnungspolitik, anders haben selbst die besten
Sozialarbeiter:innen keine Chance, Menschen vom ungesunden und viel
zu oft tödlichen Leben auf der Straße abzubringen.
Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die Obdachlosigkeit bis 2030
zu beenden. An diesem Ziel muss man den sozialdemokratischen Kanzler, die
für Obdachlosigkeit zuständige SPD-Bauministerin Klara Geywitz und den
FDP-Minister Marco Buschmann messen. Was viele nämlich gar nicht wissen:
der ist neben der Justiz auch für die Mietenregulierung im Land zuständig.
Im immer noch reichen Deutschland darf Wohnen kein Luxus sein. Es ist das
Mindeste.
10 Jan 2024
## LINKS
[1] /Oekonom-zur-Konjunktur-2024/!5981684
[2] /Obdachlosigkeit-im-Winter/!5974250
## AUTOREN
Stefan Hunglinger
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