# taz.de -- Neue WTO-Chefin Okonjo-Iweala: Wunderwaffe und Hoffnungsträgerin | |
> Erstmals Frau und Afrikanerin: Ngozi Okonjo-Iweala wird Chefin der | |
> Welthandelsorganisation WTO. Sie hatte mal ein Problem wegen Wikileaks. | |
Bild: Ngozi Okonjo-Iweala bei ihrer Bewerbungsrede als WTO-Chefin im Juli 2020 | |
COTONOU taz | Es ist eine Doppelpremiere: Mit [1][Ngozi Okonjo-Iweala] wird | |
nicht nur zum ersten Mal [2][eine Frau die Spitze der | |
Welthandelsorganisation (WTO)] übernehmen, sondern sie wird auch die erste | |
Afrikanerin in dieser Position sein. Ihre Familie stammt aus dem | |
Bundesstaat Delta im Südosten Nigerias, wo ihr Vater einst traditioneller | |
Herrscher war. | |
Ihre Karriere machte die Finanzexpertin aber weitgehend in den USA. Nach | |
dem Schulbesuch in Ibadan im Westen Nigerias studierte die 1954 Geborene in | |
Harvard Wirtschaftswissenschaften und promovierte am Massachusetts | |
Institute of Technology (MIT). Es folgte eine 25-jährige Karriere bei der | |
Weltbank, deren Geschäftsführerin sie schließlich wurde. | |
Okonjo-Iweala ist überzeugte Impfbefürworterin: Seit 2016 ist sie | |
Vorstandsvorsitzende der Globalen Impf- und Immunisierungsallianz (Gavi). | |
Vergangene Woche forderte sie in einem Gastbeitrag über die Coronapandemie, | |
dass Impfstoff gerecht verteilt wird und alle Menschen geschützt werden. | |
Zuvor hatte sie mehrfach davor gewarnt, die ökonomischen und sozialen | |
Auswirkungen im Kampf gegen das Virus zu ignorieren und zu unterschätzen. | |
In Nigeria ist die vierfache Mutter, nach der in der Hauptstadt Abuja | |
bereits eine Straße benannt ist, vor allem als Ministerin bekannt. 2003 | |
holte Olusegun Obasanjo sie in sein Kabinett, in dem sie zuerst für | |
[3][drei Jahre Finanzministerin] und später zwei Monate Außenministerin | |
war. In beiden Positionen war sie die erste Frau. Fünf Jahre später machte | |
sie der damalige Präsident Goodluck Jonathan für eine Amtsperiode zur | |
Superwirtschaftsministerin. | |
## „Ich bin keine Zauberin“ | |
Bei Auftritten in Nigeria fand Ngozi Okonjo-Iweala stets klare Worte und | |
wirkte in den Männerzirkeln souverän. Sie gilt als Technokratin. Ihr | |
Markenzeichen sind maßgeschneiderte Kleider aus Ankara, farbenfrohe Stoffe | |
mit großen Mustern. „Ich bin keine Zauberin“, sagte die heute 66-Jährige, | |
als sie 2011 zurück in ihr Heimatland ging und dort als eine Mischung aus | |
Wunderwaffe und Hoffnungsträgerin galt. | |
Der Druck war groß, kam ihr doch vor allem die Aufgabe zu, die Korruption, | |
Nigerias größtes Wachstumshindernis, zu bekämpfen. Dabei stolperte sie über | |
Enthüllungen der Plattform Wikileaks: Sie soll 2004 als Finanzministerin | |
ihrem Bruder einen Vertrag in Höhe von 50 Millionen US-Dollar zugeschustert | |
haben. Okonjo-Iweala überlebte den Spott unbeschadet; eine echte | |
Veränderung bezüglich Bestechungen und Vetternwirtschaft ist im Alltag | |
allerdings nicht zu spüren. | |
Ihre eigenen Erfahrungen aus dieser Zeit veröffentlichte sie vor knapp drei | |
Jahren im Buch „Fighting Corruption is dangerous“. Darin beschreibt sie | |
auch die Entführung ihrer Mutter im Jahr 2012. Nach fünf Tagen in | |
Geiselhaft wurde diese schließlich befreit. Mitunter hieß es, dass eine | |
hohe Lösegeldsumme geflossen sei. Bestätigt wurde das jedoch nicht, und bis | |
heute gelten Entführungen in Afrikas Riesenstaat als ein äußerst lukratives | |
Geschäft. | |
15 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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