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# taz.de -- Neonazi-Pilgerstätte in Österreich: Streit um Hitlers Geburtshaus
> Österreich möchte das Geburtshaus von Adolf Hitler abreißen. Es steht
> unter Denkmalschutz und ist seit 2011 ungenutzt. Eine Expertenkommission
> übt Kritik.
Bild: An die Stelle des beigen Hauses soll ein Neubau ohne Wiedererkennungswert
WIEN afp/taz | Nach einem jahrelangen Rechtsstreit soll das Geburtshaus von
Adolf Hitler in Braunau am Inn abgerissen werden. Das Kellerfundament könne
bleiben, doch solle anstelle des historischen Hauses ein neues Gebäude
entstehen, das entweder für karitative oder behördliche Zwecke genutzt
werden solle, sagte Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka am Montag
[1][dem Onlineportal der Zeitung Die Presse].
Er folge damit der Empfehlung der 13-köpfigen Expertenkommission, sagte
Sobotka demnach. Österreichs Regierung hatte im Juli beschlossen, die
Besitzerin [2][des Gebäudes zu enteignen] und ihr eine Entschädigung zu
zahlen. Der Staat will sich so langfristig die Kontrolle über das Haus
sichern, damit es nicht zu einem Pilgerort für Neonazis werden kann.
Nach der Ankündigung der österreichischen Regierung, das Gebäude
abzureißen, bestritten Mitglieder der zuständigen Expertenkommission, dies
empfohlen zu haben. Die Regierung habe in ihrem Vorschlag einen Abriss
genannt, dies sei von dem Expertengremium aber nicht gebilligt worden,
erklärten zwei Kommissionsmitglieder, Ex-Verwaltungsgerichtshofpräsident
Clemens Jabloner und der Historiker Oliver Rathkolb, am Dienstag in Wien.
Die Kommission habe vielmehr in ihrem Bericht festgehalten, „dass ein
Abriss einer Verleugnung der NS-Geschichte in Österreich gleichkommen
würde“. Im Bericht der Expertenkommission heißt es, eine grundlegende
Veränderung oder auch völlige Entfernung des Gebäudes wäre zwar
grundsätzlich geeignet, die „ideologische Besetzung“ des Ortes und damit
auch die emotionale Verbindung mit der Person Hitlers aufzulösen. Die
Geschichte des Ortes dürfe aber nicht geleugnet werden. „Eine historische
Kontextualisierung unter Einbeziehung der Öffentlichkeit bleibt
erforderlich“, mahnen die Experten in ihrem Bericht.
## Zumindest Erscheinungsbild ändern
Sobotka ruderte nach der Kritik aus der Expertenkommission teilweise
zurück. [3][Am Dienstag sagte der Minister vor Journalisten], Ziel sei es,
jede Ähnlichkeit mit der jetzigen äußeren Erscheinung des Hauses, in dem
Hitler am 20. April 1889 zur Welt gekommen war, zu vermeiden. Ob dies einen
Abriss beinhalte, werde noch diskutiert.
Hitler wurde 1889 in dem Haus geboren. Anfang der 70er Jahre wurde es von
der österreichischen Regierung gepachtet, die dort ein Behindertenheim
einrichtete. Seit 2011 steht das 800 Quadratmeter große Haus leer, weil die
Besitzerin Gerlinde Pommer keine Erlaubnis für dringend notwendige
Renovierungsarbeiten erteilte.
Eine Reihe von Kulturorganisationen in der 17.000-Einwohner-Stadt hatte
sich gegen den Abriss des Hauses in der Altstadt von Braunau gestellt, das
unter Denkmalschutz steht. Die Regierung will Pommer enteignen, um die
Kontrolle über Hitlers Geburtshaus zu erlangen und zu verhindern, dass das
Gebäude weiterhin ein Anziehungspunkt für Neonazis aus aller Welt ist.
Das Gesetz zu der Enteignung wurde allerdings noch nicht beschlossen. Es
sollte am Dienstag im österreichischen Parlament debattiert werden. Laut
Sobotka könnte es Ende des Jahres in Kraft treten.
Anm. d. Red.: In einer früheren Version war die Rede davon, dass das Haus
aberissen werden solle. Die Kritik der Expertenkommission und das
Zurückrudern des Innenministers wurden in den Text aktualisiert.
18 Oct 2016
## LINKS
[1] http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/5103305/Hitlers-Geburtshaus-…
[2] /Oesterreich-und-der-Nationalsozialismus/!5317787
[3] https://kurier.at/politik/inland/sobotka-rudert-zurueck-doch-kein-hitlerhau…
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