# taz.de -- Nach der Landtagswahl in Thüringen: Es wird kompliziert | |
> Wahlsieger in Thüringen ist Ministerpräsident Ramelow mit den Linken. | |
> Doch wichtig ist: Ist die CDU bereit, den linken Regierungschef zu | |
> stützen? | |
Bild: Will doch nicht alle Strippen kappen: Thüringens CDU-Landesvorsitzender … | |
Erfurt/Berlin dpa/rtr/afp | Thüringens CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring hat | |
Bereitschaft zu Gesprächen [1][mit der Linken über eine mögliche Regierung] | |
in seinem Bundesland nach der Wahl vom Sonntag signalisiert. „Mir sind | |
stabile Verhältnisse wichtiger für das Land, als dass es nur um | |
parteipolitische Interessen geht“, sagte Mohring am Montag im | |
ARD-“Morgenmagazin“. Sein weiteres Vorgehen bei einer Regierungsbildung | |
werde er nicht von Vorgaben der Bundes-CDU abhängig machen. | |
„Ich brauche nicht Berlin, um zu wissen, was für Thüringen wichtig ist“, | |
sagte Mohring. Die aktuelle Bundespolitik sei im Wahlkampf „nicht | |
sonderlich nützlich“ gewesen. Die Politik der Großen Koalition habe zu | |
Vertrauensverlust geführt. Die Frage, wie es in Thüringen weitergehe, sei | |
„keine, die in Berlin beantwortet wird“, stellte er klar. | |
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hatte zuvor eine Zusammenarbeit der CDU | |
mit der Linkspartei oder der AfD kategorisch ausgeschlossen. „Unser Wort | |
gilt nach den Wahlen genauso, wie wir es vor den Wahlen gesagt haben“, sagt | |
er. „Es wird keine Koalition der CDU mit der Linkspartei oder der AfD | |
geben.“ | |
Nach der Landtagswahl in Thüringen wird die Regierungsbildung schwierig. | |
Ministerpräsident Bodo Ramelow hat mit den Linken [2][zwar deutlich | |
gewonnen], kann aber mit SPD und Grünen nicht wie bisher weiterregieren. | |
Erstmals gebe es keine Mehrheit mehr für die „politische Mitte“, sagte | |
Mohring im ARD-„Morgenmagazin“. „Aber das heißt nicht, dass wir uns in d… | |
Ecke stellen können, sondern wir müssen Verantwortung übernehmen.“ Was das | |
bedeute, müsse man ausloten. | |
Die CDU muss nach massiven Einbußen in ihrer einstigen Hochburg ihr | |
weiteres Vorgehen klären. Eine Koalition mit den Linken hatte sie bisher | |
ausgeschlossen. Laut einem Bundesparteitagsbeschluss lehnt sich auch | |
„ähnliche Formen der Zusammenarbeit“ ab. Aber jenseits der AfD ist eine | |
Regierungsbildung nur möglich, wenn Union oder FDP mit den Linken | |
kooperieren – also entweder doch eine Koalition eingehen oder aber eine | |
Minderheitsregierung dulden. Eine Zusammenarbeit mit der AfD, die zur | |
zweitstärksten Kraft in Thüringen aufstieg, schließen alle anderen Parteien | |
aus. | |
Ramelow sagte am Sonntagabend im ZDF, alle Demokraten müssten in der Lage | |
sein, miteinander zu sprechen. „Lasst uns doch auch mal ausloten, was es an | |
gemeinsamer Kraft im Parlament gibt.“ Dies sei noch jenseits der Frage, wer | |
mit wem offiziell in Regierungsgespräche eintrete. In Thüringen habe man es | |
immer wieder geschafft, „über scheinbare parteipolitische Gräben hinweg“ … | |
entscheidenden Fragen an einem Strang zu ziehen, etwa nach Bekanntwerden | |
der NSU-Terrorserie. Ramelow betonte, er habe natürlich die Absicht, sich | |
„sehr schnell im Parlament zur Wahl zu stellen“. | |
Die Linke war bei der Wahl am Sonntag erstmals in einem Bundesland stärkste | |
Kraft geworden. Die bisherige rot-rot-grüne Koalition verlor aber ihre | |
Mehrheit, weil SPD und Grüne schwach abschnitten. Die CDU, die seit 1990 | |
stets vorn gelegen hatte, stürzte auf das schlechteste Ergebnis der | |
Landesgeschichte. Sie kam hinter der AfD auf Platz drei, die ihr Resultat | |
mehr als verdoppelte. Die FDP musste lange zittern – und kann sich nun | |
freuen: Mit 5,0005 Prozent übersprang sie die Fünfprozenthürde um gerade | |
mal fünf Stimmen, wie es von der Landeswahlleitung unter Berufung auf das | |
vorläufige Ergebnis hieß. | |
SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee brachte eine Minderheitsregierung ins | |
Gespräch. Gegebenenfalls könnte eine rot-rot-grüne Regierung mit | |
wechselnden Mehrheiten bei Entscheidungen, die nicht grundsätzlicher Art | |
seien, agieren, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Alle Parteien auf | |
demokratischem Grund müssten gesprächsfähig sein. „Komplizierte, auch | |
längere Gespräche stehen an“, betonte er. | |
Auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte Union und FDP auf, | |
Gespräche mit der Linken zu führen. Er erwarte, „dass sich alle an einen | |
Tisch setzen und gucken, wie sie eine stabile Regierung für Thüringen | |
hinbekommen“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Man müsse Ideologie | |
„wegwerfen“ und sich „im Sinne der Menschen und des Landes an einen Tisch | |
setzen“, das erwarte er von allen Parteien und konkret von Union und FDP. | |
Die [3][FDP in Thüringen liebäugelt mit einer Minderheitsregierung]. Diese | |
„wäre eine Herausforderung für die Demokratie, aber die Wähler würden dann | |
auch wieder sehen, dass Demokratie tatsächlich im Parlament stattfindet“, | |
sagte FDP-Spitzenkandidat Thomas Kemmerich. | |
28 Oct 2019 | |
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