# taz.de -- Nach Wahlwiederholung in Kenia: Wieder tödliche Gewalt | |
> Brennende Geschäfte, Machetenangriffe, massive Drohungen: Auch der zweite | |
> Anlauf zur Wahl hat in Kenia keine Entspannung der Lage gebracht. | |
Bild: Raila Odinga hatte die Wiederholungswahl boykottiert | |
Nairobi epd | Nach der umstrittenen Wiederholung der Präsidentenwahl ist es | |
in Kenia auch am Wochenende zu tödlichen Gewalttaten gekommen. Wie die | |
Zeitung Daily Nation berichtete, terrorisierten Mitglieder einer ethnisch | |
formierten Miliz Slum-Bewohner in der Hauptstadt Nairobi. Rund 80 junge | |
Männer seien mit Macheten durch ein Armenviertel gezogen und hätten „Kein | |
Friede! Kein Friede!“ gerufen. Die Zeitung berief sich auf Polizeiangaben, | |
wonach mindestens 15 Menschen getötet wurden. Geschäfte und Häuser wurden | |
in Brand gesetzt. Im Großteil des ostafrikanischen Landes herrschte | |
gespannte Ruhe. | |
Oppositionsführer Raila Odinga forderte den Rücktritt von Präsident Uhuru | |
Kenyatta. Die Wahlkommission teilte am Sonntag mit, sie werde in Kürze das | |
offizielle Endergebnis der wiederholten Präsidentenwahl vom Donnerstag | |
verkünden. Der Kommissionsvorsitzende Wafula Chebukati wurde kritisiert, | |
weil er unterschiedliche Angaben über die Wahlbeteiligung machte. Mal | |
sprach er von 48 Prozent, mal von 33 Prozent. | |
Wegen des Boykotts der Opposition ist die Wahlbeteiligung von größerer | |
Bedeutung als der Anteil der abgegebenen Stimmen für den amtierenden | |
Präsidenten Kenyatta. Bislang ist von 98 Prozent die Rede. Nach dem Boykott | |
von Oppositionsführer Odinga hatte Kenyatta keinen ernsthaften Gegner mehr. | |
Odinga zog seine Kandidatur zurück und verhinderte mit seinen Parteigängern | |
die Stimmabgabe in zahlreichen Wahllokalen. Die Wahlkommission beklagte | |
Angriffe auf Mitarbeiter. Weil sie die Wahl zu verhindern versuchten, | |
wurden fast 90 Menschen festgenommen. Die für Samstag angekündigten | |
Nachwahlen in vier Landkreisen wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt. | |
## Odinga kündigt Widerstandsbewegung an | |
Das Oberste Gericht hatte in einem sensationellen Urteil die Wiederholung | |
der Präsidentenwahl vom August angeordnet, nachdem Odinga | |
Unregelmäßigkeiten beklagt hatte. Im August war Amtsinhaber Kenyatta auf | |
rund 54 Prozent der Stimmen gekommen, Odinga auf 45 Prozent. Odinga lehnte | |
aber auch die Wiederholung als unfair ab. Ob die wiederholte Wahl nun | |
anerkannt wird, scheint immer zweifelhafter. Mit weiteren Klagen ist zu | |
rechnen. | |
In einem Interview mit dem US-Sender CNN riet Odinga Präsident Kenyatta, | |
wegen der niedrigen Wahlbeteiligung zurückzutreten. Die Abstimmung sei ein | |
„Misstrauensvotum“ gewesen. Sollte Kenyatta im Amt bleiben, stünden ihm | |
schwere Zeiten bevor. Am Vorabend der Wahl hatte Odinga angekündigt, eine | |
nationale Widerstandsbewegung zu bilden. Seine Anhänger sollten nicht | |
länger mit dem Staat und seinen Organen „kooperieren“. Sie sollten auch | |
Waren und Dienstleistungen derjenigen boykottieren, die mit der Regierung | |
zusammenarbeiten. | |
29 Oct 2017 | |
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