# taz.de -- Nach Ermordung von Jamshid Sharmahd: Deutschland schließt Konsulat… | |
> Deutschland wird die drei Generalkonsulate des Iran schließen. Der | |
> Schritt folgt auf die Ermordung des Deutschen Jamshid Sharmahd durch das | |
> Regime. | |
Bild: Der Eingang des iranischen Generalkonsulates in München | |
Berlin taz | Nach der [1][Ermordung des Deutschen Jamshid Sharmahd in | |
iranischer Gefangenschaft] schließt Deutschland die drei Generalkonsulate | |
des Iran in Frankfurt am Main, Hamburg und München. Das erklärte | |
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag in New York. Damit | |
verlieren 32 iranische Konsularbeamte ihr Aufenthaltsrecht und müssen | |
ausreisen, sofern sie nicht auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Die | |
Botschaft der Islamischen Republik Iran in Berlin bleibt geöffnet, ebenso | |
wie die Deutsche Botschaft in Teheran. | |
Baerbock erklärte, die Ermordung Shamahds zeige erneut, die „furchtbare | |
Ruchlosigkeit“ des Iran. „Das Unrechtsregime agiert weiter in voller | |
Brutalität“, es kenne vor allem die Sprache der Drohung und Gewalt. Die | |
Bundesregierung will zudem auf weitere EU-Sanktionen gegen den Iran | |
hinwirken. | |
Bereits am Dienstag hatte das Auswärtige Amt den Geschäftsträger der | |
iranischen Botschaft einbestellt und parallel bei Irans Außenministerium | |
„demarchiert“, also eine scharfe Protestnote übermittelt. Am Mittwoch hatte | |
der Deutsche Botschafter Markus Potzel den Iran verlassen, zwecks | |
„Konsultationen“ in Berlin. Wann er zurückkehrt, ist derzeit offen. | |
Baerbock selbst hatte nach der Ermordung Sharmahds erklärt, man habe sich | |
unermüdlich für ihn eingesetzt und mehrfach ein hochrangiges Team des | |
Auswärtigen Amts nach Teheran entsandt. | |
Die Ermordung Sharmahds zeige, „dass ein diktatorisches Unrechtsregime, wie | |
das der Mullahs, nicht in der normalen diplomatischen Logik agiert“, sagte | |
Baerbock. Die diplomatischen Beziehungen seien nicht ohne Grund auf einem | |
Tiefpunkt. „Wie keine andere Bundesregierung zuvor haben wir das | |
menschenverachtende Agieren des Regimes in Iran in den letzten Jahren | |
klarstens benannt.“ | |
## Sharmahd hatte sich in einer Oppositionsgruppe engagiert | |
Baerbock kritisierte den Iran für seine destabilisierende und schädliche | |
regionale Rolle, die Raketenlieferungen an Russland, die Unterstützung für | |
regionale Terrorgruppen wie Hisbollah, Hamas und Houthis, die direkten | |
Angriffe auf Israel, das intransparente Nuklearprogramm und „nicht zuletzt | |
die schwerwiegende Repression gegen die eigene Bevölkerung“. | |
Das Regime halte auch weitere Deutsche zu Unrecht fest. „Auch ihnen sind | |
wir zutiefst verpflichtet und setzen unsere unermüdliche Arbeit für ihre | |
Freilassung fort“, so Baerbock. | |
Angehörige verbliebener deutscher Geiseln im Iran hatten den Umgang der | |
Bundesregierung teils scharf kritisiert. Mariam Claren, die Tochter der | |
Deutschen Nahid Taghavi, die im Oktober 2020 im Iran festgenommen wurde, | |
hatte etwa Zweifel daran geäußert, dass die deutsche Bundesregierung ein | |
Interesse daran habe, deutsche Staatsbürger*innen zu befreien. | |
Kritiker*innen warfen Deutschland vor, im Gegensatz zu anderen | |
EU-Staaten öffentlich nicht stark genug für die Befreiung der Geiseln | |
einzutreten. | |
Die iranische Justiz hatte am Montag bekannt gegeben, dass Sharmahd | |
hingerichtet worden sei. Er war im Frühjahr 2023 zum Tode verurteilt | |
worden. Sharmahd war 2020 während einer Geschäftsreise bei einer | |
Zwischenlandung in Dubai vom iranischen Geheimdienst in den Iran | |
verschleppt worden. Seine Tochter Gazelle Sharmahd hatte sich unermüdlich | |
für die Freilassung ihres Vaters eingesetzt. Sie warf dem iranischen Regime | |
vor, ihren Vater gefoltert und falsche Geständnisse erpresst zu haben. | |
Sharmahd wurde 1955 in Teheran geboren und wuchs in Deutschland auf. 2003 | |
war er mit seiner Frau und zwei Kindern in die USA übergesiedelt. Er hatte | |
sich in einer monarchistischen Oppositionsgruppe engagiert und für sie | |
unter anderem eine Webseite aufgebaut. | |
Mit seiner Entführung und Ermordung folgt das islamische Regime einer Logik | |
der Gewalt und Angst. Weltweit sollen sich Kritiker*innen nicht sicher | |
fühlen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat es immer wieder Anschläge | |
und Attentatsversuche auf Oppositionelle sowie auf jüdische Einrichtungen | |
gegeben. Dahinter stecken in der Regel der iranische Geheimdienst (MOIS) | |
oder die Revolutionsgarden (IRGC). Ähnlich wie Russland setzt das | |
islamistische Regime für Terroranschläge zunehmend auf Gehilfen aus dem | |
kriminellen Milieu, um den Nachweis einer staatlichen Beteiligung an den | |
Verbrechen zu erschweren. | |
Deutschland setzt sich auf Ebene der EU seit einiger Zeit für [2][die | |
Aufnahme der Revolutionsgarden auf die EU-Terrorliste] ein. Die Frage der | |
Terrorlistung war nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf Ende | |
2023 zu einem versuchten Anschlag auf die Bochumer Synagoge drängender | |
geworden. Die Richter hatten festgestellt, dass „staatliche Stellen“ der | |
Islamischen Republik Iran hinter dem Anschlagsversuch steckten. Im gleichen | |
Verfahren hatten Richter des Bundesgerichtshofs erklärt, dass es sich dabei | |
um die Quds-Einheit der Revolutionsgarden handelt. | |
Für eine Aufnahme der Revolutionsgarden auf die Terrorliste besteht bislang | |
nach Informationen der taz keine Einigkeit unter den EU-Staaten. Unter | |
anderem der EU-Außenbeauftragte Josep Borell soll sich dagegen aussprechen. | |
Mit seiner Ablösung durch die neue EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas wird ein | |
Politikwechsel erwartet. | |
31 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Gilda Sahebi | |
Jean-Philipp Baeck | |
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