# taz.de -- Nach Anschlag in Kolumbien: Präsident beendet Dialog mit ELN | |
> Kolumbiens Präsident Iván Duque bricht die Friedensgespräche mit der | |
> linken ELN-Guerilla ab. Kuba soll nun ELN-Mitglieder ausliefern, weigert | |
> sich aber. | |
Bild: Trauer um die ermordeten Polizeianwärter: Bogotá am 18. Januar 2019 | |
Berlin/Bogotá epd/dpa | Nach dem [1][Bombenanschlag in Bogotá] hat der | |
kolumbianische Präsident Iván Duque die Friedensgespräche mit der linken | |
ELN-Guerilla offiziell für beendet erklärt. Er habe die Haftbefehle gegen | |
zehn Unterhändler der ELN wieder in Kraft gesetzt und fordere die | |
kubanische Regierung auf, die Rebellen an Kolumbien auszuliefern, sagte | |
Duque am Freitagabend in einer TV-Ansprache laut Tageszeitung El Tiempo. | |
Die ELN-Mitglieder hatten an den Gesprächen teilgenommen, die in Havanna | |
stattfanden. Zuvor hatten die Ermittler die ELN-Guerilla für das Attentat | |
am Donnerstag auf eine Polizeischule in Bogotá mit 21 Toten und rund 70 | |
Verletzten verantwortlich gemacht. | |
„Für ganz Kolumbien ist heute klar, dass die ELN nicht den geringsten | |
Willen zum Frieden hat“, sagt Duque und kündigte ein hartes Vorgehen gegen | |
die Guerilla an. Der Präsident nannte die ELN eine „kriminelle Maschinerie | |
von Entführungen und Attentaten“. | |
Seit Ende des Jahres soll sich eine Delegation von Rebellen in Havanna zu | |
Gesprächen mit der kolumbianischen Regierung aufhalten. Die offiziellen | |
Friedengespräche waren unterbrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben | |
worden. Der kolumbianische Außenminister Carlos Holmes Trujillo forderte | |
die ELN-Unterhändler auf, das Attentat zu verurteilen. | |
Kuba reagierte umgehend möchte sich zu den Haftbefehlen mit den | |
Verhandlungsparteien und weiteren Ländern besprechen. „Kuba wird die | |
zwischen der Regierung (Kolumbiens) und der ELN unterzeichneten Protokolle | |
für den Friedensdialog streng einhalten, einschließlich des Protokolls für | |
den Fall der Unterbrechung der Verhandlungen“, schrieb der kubanische | |
Außenminister Bruno Rodríguez am Freitagabend auf Twitter. | |
## 900 Polizistenanwärter | |
Am Donnerstagvormittag war eine Autobombe in einer Polizeischule im Süden | |
der kolumbianischen Hauptstadt explodiert. Die Ermittler identifizierten | |
ein langjähriges ELN-Mitglied als den Attentäter, der beim Anschlag | |
ebenfalls getötet wurde. Bei den Opfern handelt es sich größtenteils um | |
junge Leute. | |
An der Schule wurden 900 Polizistenanwärter ausgebildet. Alle Gebäude der | |
Schule sind weitgehend zerstört. Der Angriff war der schwerste Anschlag in | |
Bogotá seit 16 Jahren. 2003 hatte die inzwischen zur politischen Partei | |
umgewandelte Farc ein Bombenattentat auf einen Club mit angeschlossenem | |
Hotel und Restaurant verübt, bei dem 36 Menschen getötet wurden. | |
Im November 2016 schloss [2][die Farc-Guerilla] mit der kolumbianischen | |
Regierung nach mehr als vier Jahren Verhandlungen einen Friedensvertrag. | |
Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen | |
staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden | |
mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. | |
Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. | |
Das Land ist bis heute zerrissen. Ex-Präsident Manuel Santos wurde 2016 für | |
seine Bemühungen zur Beilegung des bewaffneten Konfliktes mit dem | |
Friedensnobelpreis ausgezeichnet. | |
19 Jan 2019 | |
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