# taz.de -- Mutmaßliche Spionage: USA schießen chinesischen Ballon ab | |
> Die USA haben einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon über dem | |
> Atlantik abgeschossen. Peking weist die Vorwürfe entschieden zurück. | |
Bild: 4. Februar: der abgeschossene Ballon vor der Küste South Carolinas | |
WASHINGTON dpa | Nach tagelanger Beobachtung haben die USA einen | |
[1][mutmaßlichen Spionageballon aus China] über dem Meer vor der Küste des | |
Bundesstaats South Carolina abgeschossen. US-Verteidigungsminister Lloyd | |
Austin bestätigte am Samstag, US-Kampfflugzeuge hätten auf Anweisung des | |
US-Präsidenten Joe Biden „den von der Volksrepublik China gestarteten und | |
ihr gehörenden Überwachungsballon“ im amerikanischen Luftraum erfolgreich | |
zum Absturz gebracht. Die USA bezichtigten China der Spionage mit dem | |
Ballon. Peking weißt die Vorwürfe entschieden zurück. | |
Biden erklärte am Samstag vor Reportern im US-Bundesstaat Maryland, er habe | |
den Befehl zum Abschuss schon mehrere Tage vorher erteilt. Er habe bereits | |
am Mittwoch, als er über den Ballon informiert worden sei, angeordnet, das | |
Flugobjekt „so schnell wie möglich“ abzuschießen. Ein Risiko für die | |
Menschen am Boden sollte ausgeschlossen werden. Daher sei entschieden | |
worden, das Flugobjekt erst über dem Wasser innerhalb des US-Hoheitsgebiets | |
abzuschießen. | |
Austin sagte, man sei nach sorgfältiger Analyse zu dem Schluss gekommen, | |
dass ein Abschuss des Ballons über Land aufgrund der Größe und Höhe des | |
Ballons und seiner Last zu gefährlich sei. Man habe deshalb entschieden, | |
den Ballon sicher über US-Hoheitsgewässern abzuschießen. Die Maßnahme sei | |
in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden. China habe mit dem Ballon | |
versucht, strategische Standorte auf dem amerikanischen Festland zu | |
überwachen, betonte er. Er sprach von einer „inakzeptablen Verletzung“ der | |
Souveränität der USA. | |
Ein hochrangiger Vertreter des Pentagons erklärte am Samstag vor | |
Journalisten, dass die Bergung des Ballons bereits in vollem Gange sei. | |
„Wie lange es dauern wird, steht noch nicht fest“, sagte er. Die Trümmer | |
befänden sich in relativ flachem Wasser, was die Bergung „ziemlich einfach | |
machen wird“, hieß es weiter. Der Ballon sei schon seit einiger Zeit | |
beobachtet und verfolgt worden. Er sei bereits am 28. Januar über Alaska | |
aufgetaucht, am 30. Januar über Kanada und am 31. Januar über dem | |
US-Bundesstaat Idaho aufgetaucht. | |
## Blinken: Ballon im US-Luftraum „unverantwortlich“ | |
Das US-Verteidigungsministerium hatte am Donnerstagabend die Sichtung des | |
chinesischen Ballons publik gemacht. Der Ballon war an verschiedenen Orten | |
gesichtet worden, unter anderem im US-Bundesstaat Montana nahe einer | |
US-Luftwaffenbasis, wo mit Atomsprengköpfen bestückte | |
Interkontinentalraketen lagern. Am Samstag berichteten Augenzeugen, sie | |
hätten den Ballon im US-Bundesstaat North Carolina im Osten der USA | |
gesichtet. Auf Fernsehbildern und in Videos von Augenzeugen war zu sehen, | |
wie der weiße Ballon dann in der Luft getroffen wurde und abstürzte. | |
Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA hatte den Flugverkehr in den | |
US-Bundesstaaten North und South Carolina „wegen nationaler | |
Sicherheitsmaßnahmen“ am Samstag vorübergehend eingeschränkt. Nach dem | |
Abschuss des Ballons wurde der Luftraum wieder freigegeben. | |
US-Außenminister Blinken hatte als Reaktion seinen eigentlich für Sonntag | |
erwarteten Besuch in Peking [2][bereits am Freitag abgesagt]. Er hatte das | |
Eindringen des Ballons in den Luftraum der USA als „inakzeptabel“ und | |
„unverantwortlich“ bezeichnet. China sprach dagegen von einem | |
Forschungsballon, der durch „höhere Gewalt“ vom Kurs abgekommen sei. | |
Es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 | |
gewesen. Nach Medienberichten hätte Blinken auch von Chinas Staats- und | |
Parteichef Xi Jinping empfangen werden sollen. Zwar waren die Erwartungen | |
an den Besuch nicht groß, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer | |
Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt. | |
Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Anders als Satelliten | |
können sie an einer Stelle bleiben, müssen nicht eine neue Runde um die | |
Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Sie | |
könnten aus größerer Nähe beobachten, seien für Radar schwer zu entdecken. | |
Auch könnten sie Kommunikation abfangen. Die Navigationsmöglichkeiten seien | |
heute deutlich verbessert, so dass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen. | |
5 Feb 2023 | |
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