# taz.de -- Mindestens 1000 Menschen gestorben: Schweres Erdbeben in Marokko | |
> Der Süden Marokkos rund um die Stadt Marrakesh wird von heftigen | |
> Erdstößen erschüttert. Die Folge: Verletzte, Tote und massive Zerstörung. | |
Bild: Ein Rettungssanitäter in Marrakesh macht Pause von seinem Bergungseinsatz | |
MADRID taz | Es war 23:11 Uhr Ortszeit (eine Stunde weniger als in | |
Mitteleuropa), als ein Erdbeben mit einer Stärke von 7 auf der nach oben | |
offenen Richterskala den Süden Marokkos rund um die Stadt Marrakesh im | |
Landesinneren erschütterte. Danach kam es zu mehreren Nachbeben. | |
Die Folgen des Bebens sind verheerend. Nach letzten Angaben des | |
marokkanischen Innenministeriums vom Samstagnachmittag wurden 1037 Tote | |
geborgen und mindestens 1204 weitere Menschen erlitten Verletzungen. | |
Angesichts der unübersichtlichen Lage dürfte die Zahl der Opfer weiter | |
stiegen. | |
Betroffen sind neben der Stadt Marrakesh auch die Provinzen und Präfekturen | |
Al Haouz, Ouarzazate, Azilal, Chichaoua und Taroudant im Atlasgebirge und | |
der angrenzenden Wüste. Selbst in der Küstenstadt Agadir sind schwere | |
Schäden und mindestens fünf Menschenleben zu beklagen. Das Epizentrum des | |
Bebens lag bei Ighil, 72 Kilometer südwestlich von Marrakesh. | |
Mimi Theobald, eine 25-jährige englische Touristin, berichtet im | |
Afrikadienst des französischen internationalen Nachrichtensenders TV5Monde | |
wie sie mit Freunden vom Beben in Marrakesh am Ende eines Abendessens auf | |
einer Terrasse überrascht wurde. „Als die Tische anfingen zu wackeln, das | |
Geschirr zu fliegen begann, gerieten wir in Panik“, erzählt sie. | |
## „Überall lagen Trümmer“ | |
„Danach versuchten wir, zu unserem Hotel zu gehen, um unser Gepäck und | |
unsere Pässe abzuholen, weil unser Flug für morgen geplant war, aber das | |
war unmöglich, weil unser Hotel in der Medina liegt. Überall lagen | |
Trümmer“, fügt sie hinzu. | |
Das Erdbeben war so stark, dass in den Städten mehrere Gebäude einfach in | |
sich zusammenfielen, so das Innenministerium. So stürzte in Marrakesh ein | |
Teil des Minaretts der Moschee am bekannten und bei Touristen beliebten | |
Platz Jemaa el-Fna ein. | |
In den sozialen Netzwerken machen Bilder und Videos von den Zerstörungen | |
die Runde. Einige Aufnahmen zeigen Fahrzeuge, die unter Trümmern begraben | |
wurden. Viele berichten, wie sie aus Angst vor weiteren Beben auf der | |
Straße und auf Plätzen die Nacht verbrachten. | |
So auch ein französischer Besitzer von drei historischen Häusern in der | |
Altstadt von Marrakesh. Er berichtet am Telefon gegenüber TV5Monde: „Ich | |
lag in meinem Bett, als alles anfing zu zittern. Ich dachte, mein Bett | |
würde wegfliegen. Ich ging halbnackt auf die Straße (…). Es war das totale | |
Chaos, eine echte Katastrophe, Wahnsinn.“ | |
In Marrakesh füllte sich der Platz Jemaa el-Fna mit Menschen, die sich in | |
Sicherheit bringen wollten. Selbst in der weiter entfernten Hauptstadt | |
Rabat und der Wirtschaftsmetropole Casablanca lösten die Beben bei der | |
Bevölkerung Panik aus. Der erste, heftigste Erdstoß war selbst im | |
angrenzenden Teil Algeriens und in Südspanien zu spüren. Dort riefen | |
Dutzende besorgte Menschen bei der Notrufnummer 112 an. | |
Wie es auf dem Land außerhalb der großen Städte aussieht, darüber gibt es | |
bisher nur wenig Informationen. Die marokkanische Armee sowie die lokalen | |
Behörden und der Katastrophenschutz in den betroffenen Präfekturen sind | |
mittlerweile im Einsatz. Internationale Hilfe wird erwartet. Die | |
Gesundheitsbehörden haben zu Blutspenden aufgerufen. | |
Zuletzt erschütterte am 24. Februar 2004 ein Erdbeben der Stärke 6,3 Grad | |
die Provinz Al Hoceima in Nordmarokko und forderte nach offiziellen Angaben | |
628 Menschenleben. Und am 29. Februar 1960 zerstörte ein Erdbeben Agadir an | |
der Westküste des Landes und forderte mehr als 12.000 Tote, ein Drittel der | |
damaligen Stadtbevölkerung. | |
9 Sep 2023 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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