# taz.de -- Linke Berlin: Freundliche Übernahme | |
> Allein am Montag traten Hunderte AktivistInnen der Berliner Linken bei. | |
> Die Partei will die Neueintritte als Chance sehen. | |
Bild: Linke-Führungsduo: Maximilian Schirmer und Franziska Brychcy | |
BERLIN taz | Wenige Tage vor ihrem Landesparteitag erlebt die Berliner | |
Linke eine Welle von Parteieintritten. Nach einem [1][Aufruf aus dem | |
linksaktivistischen Spektrum], bundesweit der Partei beizutreten, sind auch | |
in Berlin allein am Montag 269 Neumitglieder dazugekommen, wie | |
Landesgeschäftsführer Sebastian Koch am Dienstag mitteilt. | |
Seit die umstrittene Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht am 19. Oktober | |
ihren Abschied von der Linken zugunsten ihres unbescheiden nach ihr selbst | |
benannten „Bündnis Sahra Wagenknecht“ verkündet hat, habe es in Berlin Ko… | |
zufolge insgesamt 466 Eintritte in die Partei gegeben und 114 Austritte. | |
Die Linke in Berlin liegt damit erneut bei über 7.000 Mitgliedern. | |
Die Parteiführung schaut dabei genau auf den schlagartigen Zuwachs aus | |
Kreisen der radikalen Linken. Eine Unterwanderung? Darüber mache er sich | |
keine Sorgen, sagt Geschäftsführer Sebastian Koch. Die Partei sei | |
strukturell gut gewappnet. „Wenn jemand käme mit 300 Leuten und sagen | |
würde: Jetzt übernehmen wir mal die Linke in Berlin, das würde | |
organisatorisch schon nicht funktionieren.“ Die neuen Mitglieder seien | |
großteils Leute, die lange politisch aktiv sind, was ein Gewinn sein könne. | |
Wie Linke-Landeschef [2][Maximilian Schirmer] sagt, gebe es Neueintritte | |
durch alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. „Die Befürchtung, dass das | |
ein geschlossener, monolithischer Block ist, die sehen wir aktuell noch | |
nicht.“ Man müsse sich anschauen, was sie inhaltlich mitbringen, die | |
Strukturen der Partei seien stabil. | |
Die Co-Vorsitzende Franziska Brychcy spricht dennoch von einer | |
„Herausforderung“. Viele Bezirksverbände organisierten spontane | |
Neumitgliederversammlungen. Es brauche für die Neuen nun eine | |
Willkommenskultur. „Wir müssen uns öffnen und das als Chance begreifen. Das | |
wird ein spannendes Experiment“, sagt Brychcy. | |
## Besonders viele Eintritte in Neukölln | |
Von den Eintritten am Montag entfielen allein 100 auf Neukölln; | |
Friedrichshain-Kreuzberg verzeichnete 63 und Mitte 30. In Lichtenberg und | |
Marzahn-Hellersdorf, die [3][bis vor Kurzem bei Wahlen als linke Hochburgen | |
galten], bewegt sich hingegen weniger. Doch auch dort sei der Saldo von | |
Ein- und Austritten nach dem Abgang Wagenknechts zumindest „nicht negativ“, | |
sagt Geschäftsführer Koch. | |
Etwas anders sieht es dagegen in Tempelhof-Schöneberg aus: Während die | |
Wagenknecht-Fraktion in Berlin ansonsten unterrepräsentiert war, gab es im | |
dortigen Bezirksverband schon in der Vergangenheit deutlich mehr | |
Unterstützer. | |
Nach Alexander King, Abgeordnetenhausmitglied aus Tempelhof-Schöneberg, | |
kündigte vergangene Woche unter anderem auch Bezirkschef Martin Rutsch | |
seinen Parteiaustritt und den baldigen Wechsel zum Wagenknecht-Verein an. | |
Die Linke in Tempelhof-Schöneberg wählen am 30. November einen neuen | |
Vorstand. Franziska Brychcy sagt: „Wir gehen davon aus, dass der | |
Bezirksverband sich stabilisieren kann.“ | |
Der Landesvorstand will den Blick ohnehin gerade vor allem auf den eigenen | |
Parteitag am Freitag lenken, eine Woche nach dem Bundesparteitag in | |
Augsburg. Der thematische Dreiklang zum Berliner Treffen lautet: Wärme, | |
Gesundheit und Bildung. „Wir betrachten die soziale Sicherheit als | |
Grundpfeiler der Demokratie“, sagt Maximilian Schirmer. Mit großen Debatten | |
zum Abgang Wagenknechts rechnen die Parteivorsitzenden nun nicht mehr. | |
„Personenbezogene Streitereien“, so Schirmer, seien vorbei. „Wenn wir | |
streiten, streiten wir über Politik.“ | |
21 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Leon Holly | |
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