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# taz.de -- Krieg in Syrien: Kein Ausweg mehr für Flüchtlinge
> In der syrischen Provinz Idlib treibt das Assad-Regime die Menschen in
> die Flucht. Sichere Orte gibt es dort nicht mehr.
Bild: Syrische Kinder in einer behelfsmäßigen Unterkunft nahe der Grenze zur …
Berlin taz | Abdulkafi Alhamdo weiß nicht mehr, wohin. Der 32-jährige
syrische Lehrer überlebte mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter die
Belagerung des von Rebellen kontrollierten Ostens der Stadt Aleppo durch
die syrischen Regierungstruppen und die Angriffe der von Russland
unterstützten syrischen Armee, wie er dem US-Rundfunksender Voice of
America berichtete. Doch jetzt sitzt er in der Falle.
Wie viele Syrer aus der ehemaligen Metropole des Nordens sowie aus anderen
Städten, in denen Rebellengruppen aufgeben mussten, floh die Familie
Alhamdo vor den vorrückenden Assad-Truppen in die Provinz Idlib, die
letzte, die noch von Gegnern des Regimes kontrolliert wird. Doch jetzt
läuft in Idlib eine Offensive der Armee. „Es gibt keinen Ort, wo wir
hinkönnen“, sagt er. „Ich weiß nicht, ob wir es schaffen.“ Mit „es“…
er das Überleben, seins und das seiner Familie.
Der Lehrer ist mit seinem Problem nicht allein. Denn seit die türkische
Armee am 20. Januar in der an Idlib angrenzenden Provinz Afrin
einmarschiert ist, wo syrische Kurden die Kontrolle ausüben, haben die
Menschen in Idlib keinen Fluchtweg mehr. Im Norden wird gekämpft; südlich,
östlich und westlich von Idlib herrscht das syrische Regime.
Die Kämpfe in Idlib haben allerdings schon vor der türkischen Offensive zu
einer der größten Massenvertreibungen seit dem Kriegsbeginn in Syrien
geführt. Seit Mitte Dezember, so schätzt die humanitäre
UN-Koordinationsstelle Ocha, sind knapp 250.000 Menschen vor den Kämpfen
in den Norden Idlibs geflohen, unter zum Teil chaotischen Umständen und bei
winterlichen Temperaturen.
## Seit Sonntag gab es über achzig Luftangriffe
Offizielle Lager für die Flüchtlinge sind überfüllt; ein Großteil der
Neuankömmlinge sucht Schutz in einer der 160 provisorischen Unterkünfte.
„Die Lage verschlimmert sich immer weiter, weil immer mehr Vertriebene in
dieses Gebiet fliehen“, sagt Zuhair Kanjou, Projektkoordinator von Ärzte
ohne Grenzen in Idlib. „Eines der provisorischen Lager wurde einige Tage
später angegriffen. Die Menschen mussten erneut fliehen. Die Bedingungen
sind erbärmlich.“
Als wäre das nicht schlimm genug, werden die jüngsten Angriffe der
syrischen Armee und ihrer Verbündeten weitere Fluchtbewegungen auslösen.
Allein seit Sonntagmorgen gab es mehr als 80 syrische und russische
Luftangriffe; auch die strategisch wichtige Stadt Abu al-Duhur wurde
erobert. Die Stadt hat einen Militärflughafen, der ebenfalls wieder von der
Armee kontrolliert wird.
Gleich vier Mal bombardiert wurde am Montag unter anderem ein Gemüsemarkt
in der Stadt Sarakib, weiter westlich. Die Verletzten wurden in das einzige
Krankenhaus der Stadt gebracht. Binnen Stunden erfolgte ein weiterer
Luftangriff – auf das Krankenhaus. Zwei Personen wurden schwer verletzt,
und das Krankenhaus wurde so stark zerstört, dass der Betrieb eingestellt
werden musste, wie ein Arzt berichtete. Nach Angaben der Nationalen
Syrischen Koalition mit Sitz in Istanbul teilte der Stadtrat von Sarakib
mit, dass neben syrischen und russischen Luftangriffen Fassbomben,
Vakuumbomben, Streubomben, bunkerbrechende Bomben, Napalm und Phosphor
eingesetzt wurden.
Dies ist der Kontext, in dem der russische Präsident Wladimir Putin zu
einem „Kongress des nationalen Dialogs“ in die Schwarzmeerstadt Sotschi
einlud. Bereits im Vorfeld sagten die Kurden sowie die größte syrische
Oppositionsgruppe ab.
31 Jan 2018
## AUTOREN
Beate Seel
## TAGS
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Idlib
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Türkei
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