# taz.de -- Krieg in Nahost: Forderungen nach Waffenruhe | |
> Waffenstillstand oder israelische Bodenoffensive? Israels Kriegsführung | |
> im Libanon ist undurchsichtig. Währenddessen fliehen Tausende aus dem | |
> Süden. | |
Bild: Die Kinder leben in einer Notunterkunft in Beirut, nachdem sie den Süden… | |
Frankfurt taz | Während das israelische Militär Luftangriffe im ganzen | |
[1][Libanon] ausweitet und die Hisbollah so viele Raketen auf [2][Israel] | |
schießt wie nie, drängen Diplomat*innen auf ein Abkommen zwischen den | |
Kriegsparteien. [3][Frankreich] und [4][die USA] haben am Mittwoch einen | |
Vorschlag für eine 21-tägige Waffenruhe im Libanon vorgelegt. Die EU, | |
Deutschland, Saudi-Arabien und weiterer Staaten schlossen sich an. | |
Ungeachtet dessen setzte die israelische Armee ihre Angriffe am Donnerstag | |
fort. Bei einem Luftangriff auf eine Unterkunft syrische Arbeiter nahe der | |
Stadt Baalbek wurden am Donnerstag nach Behördenangaben 20 Menschen | |
getötet, davon 19 Syrer*innen. Die ganze Nacht über sei nach Überlebenden | |
gegraben worden. | |
Seit mehreren Tagen greift das israelische Militär massiv im Libanon an. | |
Auch im dicht besiedelten Wohngebiet Dahijeh in der Hauptstadt Beirut. Die | |
israelische Regierung legitimiert ihre Angriffe damit, gegen die Kämpfer | |
und Kommandeure der schiitischen Hisbollah vorgehen zu wollen. Nach | |
libanesischen Behördenangaben wurden seit Montag mehr als 630 Menschen im | |
Libanon getötet, mehr als 2.000 verwundet. Ein Viertel der Getöteten seien | |
Frauen und Kinder, so das libanesische Gesundheitsministerium. | |
Am Mittwoch vergangener Woche hatte der israelische Verteidigungsminister | |
eine zweite Front gegen den Libanon angekündigt. Israel hat die Zahl der | |
Luftangriffe seitdem massiv verstärkt. Die Hisbollah ihrerseits | |
intensivierte den Raketenbeschuss auf Israel. Vor zwei Tagen traf eine | |
Rakete erstmals die Stadt Haifa im Landesinneren. | |
## Kreis um Netanjahu dämpfte Hoffnungen | |
Eine Waffenruhe sei in Sicht, berichteten Medien am Donnerstag. Die USA | |
arbeiten an einem Vorschlag für einen vorübergehenden Waffenstillstand | |
sowohl im Libanon als auch in [5][Gaza]. Das berichtete die | |
Nachrichtenagentur Reuters sowie die israelische Medienagentur Walla mit | |
Verweis auf hochrangige amerikanische und israelische Beamte. | |
Netanjahus Büro dämpfte daraufhin die Hoffnungen. Auf den Vorschlag für ein | |
Abkommen mit der Hisbollah habe der Regierungschef nicht reagiert, hieß es | |
in einer Mitteilung. Der israelische Außenminister Katz sagte, Israel werde | |
weiter „mit aller Kraft bis zum Sieg“ kämpfen. | |
Die nächsten 24 Stunden seien entscheidend für eine diplomatische Lösung | |
zwischen Israel und der Hisbollah, sagte der libanesische | |
Parlamentssprecher, Nabih Berri, am Mittwoch der arabischen Tageszeitung | |
Asharq al-Awsat. Berri ist Chef der schiitischen Amal-Partei und mit der | |
Hisbollah verbündet. Er ist quasi Vermittler und politischer | |
Ansprechpartner für westliche Diplomatie mit der Hisbollah. Diese hatte | |
zuvor immer wieder betont, den Raketenbeschuss auf Israel erst | |
einzustellen, wenn es einen Waffenstillstand in Gaza gebe. | |
Gefragt, ob die Hisbollah nun doch die Trennung der militärischen Fronten | |
akzeptieren könnte, antwortete der Parlamentspräsident: „Die Bemühungen | |
konzentrieren sich darauf, beide Dossiers nicht zu trennen.“ Er verwies auf | |
die Vereinbarungen, die mit dem US-Gesandten Amos Hochstein während seiner | |
Besuche im Libanon vor dem 7. Oktober getroffen wurden. Details zu dem | |
zurzeit diskutierten Entwurf nannte Berri nicht. | |
## Gazakrieg beeinflusse Lage im Libanon | |
Hochstein hatte 2022 ein Abkommen über die Seegrenze zwischen Libanon und | |
Israel verhandelt. Danach sollte ein Abkommen über die Landgrenze folgen – | |
das seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober auf Eis liegt. | |
Katar, die USA und Ägypten versuchen seit Monaten, Israel und die Hamas zu | |
einer Einigung zu bewegen. Die Diplomaten gehen davon aus, dass ein Ende | |
des Kriegs in Gaza auch den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im | |
Libanon beruhigt. | |
Ein israelischer Vermittler sagte gegenüber der taz, er habe die | |
Bestätigung der Hamas, dass diese alle Geiseln sofort freilasse, sollte | |
Netanjahu einer endgültigen Waffenruhe zustimmen. Ein israelischer | |
Verhandlungsführer habe ihm aber gesagt, dass Netanjahu nicht an einer | |
Einigung interessiert sei, so Gershon Baskin. | |
Durch die fast täglichen gegenseitigen Luftangriffe zwischen | |
Hisbollah-Kämpfern und dem israelischen Militär waren seit dem 8. Oktober | |
rund 63.0000 Menschen auf israelischer Seite und rund 110.000 Menschen auf | |
libanesischer Seite aus ihren Häusern geflüchtet. „Unser schlimmster | |
Albtraum ist wahr geworden“, sagt Jennifer Moorehead, Länderdirektorin der | |
Organisation Save the Children im Libanon. | |
## Flucht in Notunterkünfte | |
„Dicht besiedelte Wohngebiete wurden bombardiert. Es gibt Angriffe in | |
dutzenden Städten. Familien packen zusammen, was sie tragen können, und | |
flüchten. Kinder weinen und sind verängstigt vom Geräusch der Drohnen und | |
Kampfjets, die über ihre Köpfe hinwegfliegen.“ | |
Diese Woche sind durch die verstärkten israelischen Angriffe rund 90.000 | |
Menschen im Libanon zusätzlich vertrieben worden, das meldeten die UN am | |
Mittwoch. Noch immer gebe es einen großen Zustrom aus dem Süden. Die | |
Menschen finden Schutz in eilig eingerichteten Notunterkünften wie Kirchen | |
oder Schulen. | |
Die Organisation Save the Children schätzt, dass rund 1,5 Millionen Kinder | |
von Schulschließungen betroffen sind. Die genaue Zahl der | |
Binnenvertriebenen im Libanon lässt sich derzeit schwer ermitteln. Viele | |
Menschen sind zu Verwandten geflüchtet, andere schlafen auf den Straßen, | |
in Parks oder an Häusereingängen. | |
26 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
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