| # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Waffenruhe in Nahost gefordert | |
| > Eine Staatengruppe fordert eine sofortige 21 Tage dauernde Kampfpause. | |
| > Israel bereitet eine mögliche Bodenoffensive im Libanon vor. | |
| Bild: Robert Wood, Vizevertreter der USA für besondere politische Angelegenhei… | |
| ## Staaten fordern Waffenruhe | |
| Nach massiven israelischen Luftangriffen im Libanon schwankt die Stimmung | |
| im Land zwischen Sorge vor einer Bodenoffensive und der Hoffnung auf eine | |
| diplomatische Lösung. Seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe | |
| wurden nach Angaben der libanesischen Behörden mehr als 600 Menschen | |
| getötet, darunter Dutzende Frauen und Kinder. [1][Zehntausende sind nach | |
| UN-Angaben im Libanon auf der Flucht vor den Bombardements.] Während Israel | |
| eine Bodenoffensive vorbereitet, dringt eine Staatengruppe um die USA und | |
| Deutschland zusammen mit wichtigen arabischen Ländern auf eine Kampfpause. | |
| Die geforderte Waffenruhe soll 21 Tage dauern und Raum schaffen für eine | |
| diplomatische Lösung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz | |
| im Libanon sowie des seit fast einem Jahr andauernden Gaza-Kriegs – so | |
| steht es in der gemeinsamen Stellungnahme, die von den USA, Deutschland, | |
| der EU, Australien, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den | |
| Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar getragen wird. Deren | |
| Grundaussage: Diplomatie können keinen Erfolg haben, wenn der Konflikt | |
| eskaliere. | |
| Der kollektive Aufruf geht zurück auf eine Initiative der USA und | |
| Frankreich. US-Präsident Joe Biden und der französische Staatschef Emmanuel | |
| Macron hatten zuvor in einer gemeinsamen Stellungnahme erklärt, es sei Zeit | |
| für eine Vereinbarung an der israelisch-libanesischen Grenze, die | |
| Sicherheit garantiere, damit Zivilisten in ihre Häuser zurückkehren | |
| könnten. | |
| Die gemeinsame Stellungnahme der Staatengruppe richtet sich an alle | |
| Konfliktparteien, ausdrücklich auch an „die Regierungen Israels und des | |
| Libanons“. Ob Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sich davon | |
| beeindrucken lässt und angesichts der Kriegsführung seiner Armee im | |
| Gazastreifen und im Libanon ein Zeichen der Entspannung sendet, ist ebenso | |
| fraglich wie ein etwaiges Einlenken der islamistischen Kräfte in der Region | |
| – deren radikalste Vertreter sich die Vernichtung des jüdischen Staats auf | |
| die Fahne geschrieben haben. (dpa) | |
| ## Vorbereitungen auf israelische Bodenoffensive | |
| Im Kampf gegen die vom Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah | |
| mobilisiert die israelische Armee unterdessen zwei weitere Reservebrigaden. | |
| Ziel sind nach Militärangaben „operative Einsätze im nördlichen Bereich“. | |
| Generalstabschef Herzi Halevi sagte, die Armee bereite sich auf eine | |
| mögliche Bodenoffensive vor. Intensive Luftangriffe im nördlichen | |
| Nachbarland seien eine Vorbereitung darauf, während man die Schlagkraft der | |
| Hisbollah verringere. Aus Kreisen der libanesischen Miliz hieß es dazu, | |
| ihre Kämpfer seien „bereit, sich jeglicher möglichen Bodeninvasion | |
| entgegenzustellen“. | |
| Die Hisbollah hatte am Mittwoch erstmals eine Rakete auf den Großraum Tel | |
| Aviv gefeuert. Das Geschoss wurde nach Militärangaben von der israelischen | |
| Raketenabwehr abgefangen. Die Hisbollah erklärte, der Angriff habe dem | |
| Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad in einem Vorort | |
| der Küstenmetropole Tel Aviv gegolten. Insgesamt feuerte die Hisbollah nach | |
| Militärangaben rund 110 Raketen auf Israel. | |
| Vor seiner Abreise zur UN-Vollversammlung in New York traf der israelische | |
| Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sein sogenanntes Sicherheitskabinett | |
| zu Beratungen über das weitere Vorgehen. (dpa) | |
| ## Israel will „sukzessive Eskalation“ | |
| Israel hat nach Einschätzung des Nahost-Experten Jan Busse ebenso wie der | |
| Iran derzeit kein Interesse an einem „umfassenden regionalen Krieg“. „Die | |
| Gefahr besteht natürlich, dass es zu einem umfassenden regionalen Krieg | |
| kommt“, sagte der Politikwissenschaftler von der Bundeswehr-Universität | |
| München. Die militärische Eskalation zwischen Israel und der pro-iranischen | |
| Hisbollah im Libanon sei aber „noch kein offener Krieg“. Israels Ziel sei | |
| es vielmehr, die Schiitenmiliz „durch eine sukzessive Eskalation zum | |
| Einlenken“ zu bewegen. | |
| Zwar sei die Lage an der Grenze zum Libanon „extrem angespannt“. Dies habe | |
| die „deutliche Eskalation“ in den vergangenen Tage gezeigt. Aus Busses | |
| Sicht bereitet Israel aber derzeit „noch keine Bodenoffensive“ vor. Mit dem | |
| Versuch, die Hisbollah durch militärischen Druck zu einer Einigung „auf | |
| eine Form von Waffenstillstand“ zu bewegen, will Israel nach Busses | |
| Einschätzung die Situation im Norden vielmehr „entkoppeln von der Situation | |
| im Gazastreifen“. | |
| Die Hisbollah habe sich einer „Einheit der Arenen“ verschrieben, sagte | |
| Busse mit Blick auf die vom Iran angeführte sogenannte Achse des | |
| Widerstandes, zu der sich auch die Huthi-Miliz im Jemen und schiitische | |
| Gruppierungen in Syrien und im Irak zählen. Deren Ziel sei die Bekämpfung | |
| Israels und der Raketenbeschuss auf Israel zur Unterstützung der | |
| verbündeten Hamas im Gazastreifen. | |
| Die internationalen Bemühungen um diplomatische Lösungen bewertet der | |
| Nahostexperte grundsätzlich positiv. Insbesondere die US-Regierung von | |
| Präsident Joe Biden habe sich hier in den vergangenen Monaten „sehr, sehr | |
| stark engagiert“, unter anderem mit der Ernennung des Sondergesandten Amos | |
| Hochstein. Zuletzt warnte Biden am Dienstag vor einem „umfassenden Krieg“ | |
| im Libanon und forderte, mit den diplomatischen Bemühungen nicht | |
| nachzulassen. (afp) | |
| ## Tausende im Libanon auf der Flucht | |
| [2][Die Bombardierungen trafen vor allem den Süden Landes am Mittelmeer, | |
| aber auch die Bekaa-Ebene im Osten.] Zehntausende der knapp 6 Millionen | |
| Menschen im Libanon gerieten durch die Angriffe in Panik und flüchteten in | |
| andere Landesteile oder gar über die Grenze ins benachbarte | |
| Bürgerkriegsland Syrien. In den betroffenen Gebiete im Süden suchten | |
| Verzweifelte teils am Strand Schutz – fern von möglichen Zielen und in der | |
| Hoffnung, dort sicherer zu sein. | |
| Die Lage im Libanon war schon vor der jüngsten Eskalation der Gewalt | |
| prekär. Seit Jahren leidet das Land unter einer schweren Wirtschaftskrise, | |
| die auch das Gesundheitssystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. | |
| Zudem hat der kleine Küstenstaat seit dem Ausbruch des syrischen | |
| Bürgerkriegs im Jahr 2011 etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen – | |
| gemessen an der Einwohnerzahl ein Vielfaches der Zahl an Geflüchteten, die | |
| etwa in Deutschland unterkamen. | |
| Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer | |
| islamistischer Extremisten auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres | |
| beschießt die Hisbollah regelmäßig den Norden des jüdischen Staats – aus | |
| Solidarität mit der Hamas, wie sie sagt. Nach den massiven israelischen | |
| Bombardierungen im Libanon seit dem Wochenende droht nun ein offener Krieg | |
| zwischen Israel und der Hisbollah. Israels will die Miliz so weit | |
| schwächen, dass sie ihren Beschuss einstellt und vertriebene Israelis in | |
| ihre Wohngebiete im Norden des Landes zurückkehren können. (dpa) | |
| 26 Sep 2024 | |
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