| # taz.de -- Konsequenzen aus dem Facebook-Skandal: Die große Zuckerberg-Show | |
| > Weder ein Straftermin vor US-Senatoren noch Klagen zwingen Zuckerberg in | |
| > die Knie. Dafür ist sein Datenschatz viel zu wertvoll. | |
| Bild: Kann jemand Facebook in Ordnung bringen? | |
| Eigentlich sollte der Termin im US-Repräsentantenhaus einen der mächtigsten | |
| Konzernchefs in die Schranken weisen. Ein „So nicht, Bürschchen“ hatten | |
| sich Politiker*innen, Datenschützer*innen und etliche Facebook-Nutzer*innen | |
| weltweit gewünscht. Doch der [1][Auftritt von Mark Zuckerberg verlief | |
| anders als erhofft]. Der Chef des Onlinenetzwerks war auf die Fragen der | |
| Ausschussmitglieder zum jüngsten Datenskandal bestens vorbereitet, konterte | |
| souverän, versprühte viel „American Way of Life“. | |
| Die Senatoren dagegen fuhren in der rund fünfstündigen Anhörung eher | |
| vermeintlich kluge Statements und naive Anmerkungen auf. So wurde nach | |
| Zuckerbergs Hotelzimmer in Washington gefragt oder nach den Freund*innen, | |
| die der Social-Media-Pionier in der vergangenen Woche getroffen hat. | |
| Zuckerberg gab diese Informationen nicht preis, wohl wissend, dass nicht | |
| nur die Senatoren seinen Worten aufmerksam folgten, sondern die ganze Welt | |
| per Livestream zugeschaltet war. Selten wurde so klar, wie sehr sich die | |
| analoge Politikwelt von dem Leben auf digitalen Plattformen unterscheidet. | |
| An den Kern der Datenaffäre kommen die Senatoren nicht heran: | |
| Kooperationen wie solche mit Cambridge Analytica beeinflussen maßgeblich | |
| das Verhalten von Menschen, inklusive ihrer Wahlentscheidungen. | |
| Noch bevor die Politik es merkt, reagiert der Konzernchef. Auf dem | |
| Uni-Campus hat er Facebook entwickelt, ein Onlinenetzwerk, das die Welt | |
| zusammenbringen sollte. Dass die Daten sich verselbstständigen, hat er | |
| nicht geahnt. Zuckerberg entschuldigt sich. Zuckerberg übernimmt | |
| Verantwortung, gelobt Besserung. Aber wie genau er künftig eine | |
| Manipulation seiner Nutzer*innen verhindern will, sagt er nicht. | |
| Und jetzt? Konstantin von Notz, Grünen-Politiker und Netzexperte, feuert | |
| passend zur Anhörung einen Tweet über Twitter ab. Es könne Facebook – und | |
| damit Zuckerberg – wie den Managern von VW gehen. Entschuldigungen und vage | |
| Ankündigungen reichten nicht aus, schreibt von Notz. Nachdem die Schummelei | |
| mit den Abgaswerten ans Licht kam, musste der Autobauer private Kläger über | |
| einen milliardenschweren Vergleich entschädigen. „Erkenntnis steht | |
| #Zuckerberg noch bevor“, glaubt von Notz. | |
| ## Klagen sind leicht zu verschmerzen | |
| Auch gegen Facebook haben erste Investoren vor einem US-Bundesgericht | |
| bereits Klage eingereicht. Sie werfen dem Konzern Irreführung beim | |
| Datenschutz vor. Kommen die Ankläger mit ihrem Anliegen bei den Richtern | |
| durch, müsste auch Zuckerberg zahlen. Ein Verlust, den er ziemlich sicher | |
| verschmerzen könnte; Facebook gilt mit einem Börsenwert von mehr als 400 | |
| Milliarden US-Dollar als eines der wertvollsten Unternehmen weltweit. | |
| Zwar brach der Aktienkurs ein, nachdem der Datenhandel bekannt wurde, und | |
| der Konzern musste Milliardenverluste hinnehmen. Aber: Bereits die | |
| reumütigen Entschuldigungen Zuckerbergs vor den Senatoren glichen einer | |
| Beruhigungspille für die Aktionär*innen. Sie schluckten sie gern – und | |
| ließen den Kurs wieder steigen. Daten sind nun mal das neue Rohöl, wie | |
| Ökonomen sie berechtigterweise nennen. Privatsphäre hin oder her – | |
| lukrative Geschäftsmodelle werden sich die Aktionär*innen auf keinen | |
| Fall entgehen lassen. | |
| Doch trotz aller Schuldeingeständnisse und Beteuerungen, es in Zukunft | |
| besser zu machen: Das böse R-Wort ist längst noch nicht wieder in die | |
| Mottenkiste der analogen Welt verbannt. Regeln für den Datenhandel, eine | |
| Regulierung des Geschäftsmodells, wie Facebook und andere es betreiben, | |
| lassen sich kaum noch abwenden. Wohl aber bändigen – diese Hoffnung haben | |
| außer Zuckerberg offenbar auch seine Branchenkollegen. Warum sonst sollten | |
| Onlinegiganten wie Alibaba-Gründer Jack Ma oder der Apple-Pionier Steve | |
| Wozniak sich öffentlich von Zuckerberg distanzieren, wenn nicht, um selbst | |
| besser dazustehen? Ohne den Datenschatz, den ihre Nutzer*innen ihnen | |
| überlassen, wären auch ihre Geschäftsmodelle nur halb so erfolgreich. Das | |
| Motto der Stunde lautet: Schadensbegrenzung. | |
| So ein ganz kleines bisschen mehr Regulierung tut den Unternehmen nicht | |
| weh. Zu viel aber vergrätzt Investoren. Nun kommt es mehr denn je auf die | |
| Politik an. Die älteren Herren im amerikanischen Repräsentantenhaus | |
| brillierten nicht mit Fachwissen, als sie Zuckerberg zu „seinem“ Facebook | |
| befragten. Auch wenn kaum einer so recht versteht, wie das Onlinenetzwerk | |
| eigentlich funktioniert: Künftig soll alles anders – und zwar besser – | |
| werden. Mehr Transparenz über die Verwendung der Daten, die online | |
| veröffentlicht werden, könnte helfen. Das fordert beispielsweise der | |
| Hamburger Datenschützer Johannes Caspar. Ihm geht es vor allem um die | |
| Anzeigen, die in den Netzwerken geschaltet werden. | |
| Abschalten können die Nutzer*innen sie nicht. Aber sie sollten wissen, | |
| wer dahinter steckt und dass die Reklame gezielt bestimmten Personengruppen | |
| angezeigt wird. Dasselbe gilt für Apps, die mit Facebook verknüpft sind. | |
| Wer kann meine persönlichen Daten sehen und nutzen? Hier müssen | |
| Informationen zur Pflicht werden. | |
| Mit bloßen Forderungen ist es nicht getan. Und mit ein bisschen Schelte | |
| schon gar nicht. | |
| 11 Apr 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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