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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Bestes Halbfinale ever
> Ajax Amsterdam gegen Tottenham Hotspur war der Beweis, dass es ihn noch
> gibt: den unberechenbaren Fußball, der enorme Gefühle freisetzt.
Bild: Enttäuschung bei Ajax Amsterdam
Denken wir vom Ergebnis her. Dass Tottenham Hotspur sich gestern Abend in
der 96. Minute ins Finale der Champions League geschossen hat, ist eine
Überraschung. Eine größere als die, [1][dass der Ligakonkurrent Liverpool
FC auch im Finale steht].
Gewiss, der englische Vereinsfußball ist derzeit der beste in Europa und
wohl auch der Welt. Das drückt sich in Tottenhams und Liverpools Erfolg
genauso aus, wie es sich in der aktuellen Konstellation in der Europa
League zeigt, wo mit Chelsea und Arsenal zwei Premier-League-Teams
chancenreich im Halbfinale stehen.
Aber doch ist Tottenham etwas Besonderes, denn so stark die Premier League
ist, so wenig hatte man ausgerechnet dieses Team auf dem Zettel. Die Spurs
sind gerade Tabellenvierter, liegen 25 Punkte hinter dem Tabellenführenden
zurück. Diese Differenz auf die Bundesliga runtergerechnet, hieße, dass ein
Mittelding aus Hoffenheim und Bremen im wichtigsten Finale stünde, das der
internationale Vereinsfußball kennt. Riesensensation also.
Und doch kann man sich schwer entscheiden, ob nicht eine noch größere
Sensation machbar gewesen wäre. Ajax Amsterdam ist ein großer Name aus den
Siebzigerjahren, ein Spitzenklub der Eredivisie aus den Niederlanden, einer
Liga, die im Zuge der Aufwertung starker Fußballfernsehmärkte zu versinken
drohte.
Ajax war Vergangenheit, aber Tottenham, dessen letzte Meisterschaft 1961
gefeiert wurde, stand bislang auch nicht für fußballerische Zukunft. Was
wir an diesem Mittwochabend in Amsterdam erleben durften, war primär gar
nicht, dass ein großer und sympathischer Klub wie Ajax einen Finaleinzug
verpasst hat. Auch nicht, dass ein ja auch nicht unsympathischer Verein wie
Tottenham es geschafft hat. Was wir gesehen haben, war ein großes
Fußballspiel, der Beweis, dass es ihn immer noch gibt: den guten, großen,
unberechenbaren Fußball, der enorme Gefühle freisetzt.
Die fußballerische Formel, wie dieses senationelle Fest möglich wurde, ist
übrigens die gleiche, wie sie am Vortag bei Liverpool gegen Barcelona zu
besichtigen war: In Anfield trafen die Favoritenteams aufeinander, und das
eine hat den beinah unmöglichen Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht.
[2][In Amsterdam standen sich die Außenseiterteams gegenüber], und das eine
hat den beinah unmöglichen Rückstand aus der ersten Halbzeit wettgemacht.
Dass diese Spiele die Größe des Fußballs zeigen, ist offensichtlich. Aber
sie zeigen zudem auch, dass der Fußball Gleichheit braucht: ähnliche
Startbedingungen und vergleichbare Entwicklungschancen. Denn so wenig man –
gerade eingedenk solcher Spiele wie in dieser Woche – Prognosen wagen
sollte, diese ist doch möglich: Das Champions-League-Finale, das zwei Teams
aus der reichen Premier League bestreiten, wird nicht so gut werden wie
diese zwei Halbfinals. Denken wir doch nicht immer nur vom Ergebnis her!
9 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Martin Krauss
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