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# taz.de -- Tottenham vor dem CL-Spiel gegen Bayern: Verbrauchte Magie
> Bei den Tottenham Hotspurs passt vor dem Duell gegen den FC Bayern wenig
> zusammen. Es werden neue Impulse von Trainer Mauricio Pochettino
> vermisst.
Bild: Pochettino (M.) feiert mit seinem Team in der Amsterdamer Johan-Cruijff-A…
Auch Pflichtsiege können große Erleichterung auslösen. Das war am
Wochenende beim 2:1-Heimerfolg von Tottenham Hotspur gegen den von Ralph
Hasenhüttl betreuten FC Southampton zu beobachten. „Ich bin so glücklich
für die Spieler und die Fans. Sie haben sich diesen Sieg verdient“,
offenbarte Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino nach der gelungenen
Generalprobe für das Treffen mit dem FC Bayern in der Champions League an
diesem Dienstag.
Torwart und Kapitän Hugo Lloris, der den Gegentreffer gegen Southampton
verschuldet, danach aber mehrmals stark pariert hatte, deutete den Erfolg
in Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte gegen Rechtsverteidiger Serge Aurier
als Beweis für die intakte Moral des Teams: „Wir haben Charakter und
Persönlichkeit gezeigt. Das Spiel belegt, dass immer noch Zusammenhalt im
Verein herrscht.“
Dass der französische Weltmeister die Gemeinschaft betonen muss, liegt
daran, dass zuletzt Zweifel am Betriebsklima bei den Nordlondonern
aufgekommen sind. Nicht zuletzt [1][Trainer Pochettino] hatte diese
befeuert, als er nach dem peinlichen Aus im Ligapokal gegen den
Viertligisten Colchester United in der vergangenen Woche von einem
„unruhigen Kader“ gesprochen hatte, dessen Mitglieder „verschiedene
Agenden“ verfolgen würden.
Der überraschende Einzug ins [2][Champions-League-Finale] gegen den FC
Liverpool (0:2), das auf den Tag genau vor vier Monaten stattfand, hat
bislang nicht die erhoffte Schubkraft entfalten können. Stattdessen prägen
Ungewissheit und Verunsicherung das Bild. Einige Beobachter glauben sogar,
dass Pochettinos Amtszeit bei den Spurs ihr Endstadium erreicht hat. „Er
ist einfach nur irgendein Fußballtrainer geworden. Und Fußballtrainer sind
austauschbar“, bemerkte gerade der Guardian.
## Nur drei Siege und viele Enttäuschungen
Der [3][elektrisierende Marsch] ins Endspiel der Königsklasse im Frühjahr
verdeckte den Blick auf den Alltag, in dem Tottenham die Form eines
Absteigers zeigte. In den letzten zwölf Partien der vergangenen Saison kam
die Mannschaft nur auf elf Punkte. In der neuen Spielzeit gab es in den
bisherigen neun Pflichtspielen nur drei Siege und viele Enttäuschungen.
Die Spurs unterlagen dem Abstiegskandidaten Newcastle United und
verspielten im Nordlondon-Derby gegen den FC Arsenal und zum Auftakt der
Champions League gegen Olympiakos jeweils einen 2:0-Vorsprung. Die Blamage
gegen Colchester war der Tiefpunkt. „Der Trainer ist im sechsten Jahr hier,
und wir machen immer noch die gleichen Fehler“, klagte Tottenhams
Galionsfigur Harry Kane nach dem Remis in Piräus.
Pochettino hat seit seiner Ankunft im Norden Londons im Frühjahr 2014 einen
bemerkenswerten Job gemacht. Der Klub operiert konstant über seinen
Möglichkeiten und hat sich trotz finanzieller Unterlegenheit gegenüber der
Konkurrenz als dritte Kraft im englischen Fußball hinter Manchester City
und Liverpool etabliert. Doch ausgerechnet in der Saison, in der Tottenham
in seinem neuen Stadion, dem Schwung des erreichten
Champions-League-Endspiels und hochwertigen Verstärkungen wie Tanguy
Ndombélé oder Giovani Lo Celso endlich um Titel mitspielen wollte, scheinen
die Methoden des Argentiniers an ihre Grenzen zu stoßen.
## Die Lage ist festgefahren
Ein Grund dafür sind die Gesetzmäßigkeiten des Spiels. Manchester Uniteds
Ikone Sir Alex Ferguson hat einst geurteilt, dass eine Mannschaft unter
einem Trainer maximal vier Jahre lang Erfolg haben könne. Dann müssten
entscheidende Spieler ausgetauscht oder durch andere Veränderungen neue
Reize gesetzt werden. Bei Tottenham ist die Lage festgefahren.
Zehn der 14 Profis, die Pochettino gegen Southampton einsetzte, sind schon
seit mindestens vier Jahren bei den Spurs angestellt, darunter fast die
komplette Mittelachse mit Torwart Lloris, den Verteidigern Jan Vertonghen
und Toby Alderweireld, Regisseur Christian Eriksen und den Angreifern
Heung-min Son und Kane. Bei dieser Kontinuität ist es kein Wunder, dass
sich Pochettinos Magie abnutzt.
Pochettino selbst hat mit seinen Flirts mit Real Madrid und Manchester
United und nebulösen Andeutungen zu seiner Zukunft einen Beitrag zur Unruhe
geleistet. Man kann sich schlecht über verschiedene Agenden im Kader
beschweren, wenn man seine eigene Agenda verfolgt.
1 Oct 2019
## LINKS
[1] /Pep-Guardiola-und-Mauricio-Pochettino/!5583874
[2] /Champions-League-Finale/!5596686
[3] /Kolumne-Pressschlag/!5594045
## AUTOREN
Hendrik Buchheister
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