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# taz.de -- Kolumne Berliner Galerien: Im Zeichen der Technik
> Noemi Molitor empfiehlt Wolkenkonglomerate bei l'atelier-ksr, Fotografien
> von Thomas Struth und Videokunst von Elizabeth Price.
Bild: Installationsansicht „Unexpected Others“
In ihrem helixförmig eingerückten Gedicht „Rose Quartz and Serenety“ hält
[1][Elvia Wilk] nüchtern fest: „The amount of science we can / do these
days is enourmous: / resolving galaxies in the blink of an / Extremely
Large Telescope (…)“. [2][Vanessa Safavis] Andeutung aus Silikon und Sand,
„No Man No Moon“, zu Folge, haben wir sogar den Mond konstruiert.
In der Gruppenausstellung „Unexpected Others“ bei [3][l’atelier-ksr]
verwachsen die Arbeiten förmlich miteinander. [4][Violet Dennisons] „Unity
(Cloud 2)“, ein Wolkenkonglomerat aus eingestricktem Aluminium, Nylon und
Wolle, scheint aus [5][Clemence de La Tour du Pins]ebenso organischem
Gebilde aus Ketten, Kerzenstummeln und Spielzeugflügeln zu erwachsen. Ölige
Schwärze sammelt sich am Boden.
Die Treppe runter bildet ein von schmutzigen Plastikfetzen umrahmter
Videoscreen von [6][Adam Fearon]Staub, Sturm und Sand in verschiedensten
Ausformungen ab, vom Fersenschleifer über verdreckte Computerlüftungen bis
hin zum Industriestaubsauger.
## Ästhetiken der Technik
Industriekonventionen interagieren auch in [7][Thomas Struths]
Fotoausstellung „Nature & Politics“ im [8][Martin-Gropius-Bau].
Großformatig präsentierte Forschungslabore zeigen Produktionsorte, zu denen
für Außenstehende selten Zugang besteht.
Die Innenansichten heben Fantasy und Forschung auf eine Bildebene und sind
von einer Farbigkeit (das schlierende Grün eines Wellentanks, das gedämpfte
Türkisblau einer Vakuumkammer), die zum Zeichensystem einer Ästhetik der
Technik wird.
Auf Fotos aus Operationssälen wird der Triumph, kurz zum Insider geworden
zu sein, aber gebremst: Plötzlich ist da eine „Figure“ auf dem OP-Tisch zu
verzeichnen, Ärzte, Instrumente. Und doch entstehen auch hier aus
Komposition und Lichteinfall abstrakte Formationen.
Vieles erinnert bei Struth an Science Fiction-Szenen, wird aber sogleich
durch Aufnahmen von Disneyattrappen und tatsächlichen Anlagen aus der
Raumfahrt relativiert. Die wiederkehrenden Rundungen bunter Kabel, die sich
an zentralen Stellen verdichten, sind aber – anders ginge es gar nicht –
mit Plastikbindern fein säuberlich geordnet.
## Rhythmusschleifen nach visuell-akustischen Ordnungsprinzipien
In der [9][n.b.k.] unterzieht [10][Elisabeth Price] in ihrer Videoarbeit
„The Woolworths Choir of 1979“ Recherchematerialien und Archivaufnahmen
einem eigenen visuell-akustischen Ordnungsprinzip. Klicks, Claps und
schnelle Schnitte illustrieren die Anordnung von Chorgestühlen in
mittelalterlichen Kathedralen.
Zum choralen Auftritt kommt es aber nie, stattdessen geraten die
Zeugenaussagen zu einem Brand bei Woolworth in Manchester, 1979, in eine
repetitive Rhythmusschleife – ein Fire/Choir, der die Videotechnik an sich
besingt.
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
immer donnerstags in der Printausgabe der taz
13 Jul 2016
## LINKS
[1] http://www.elviapw.com/
[2] http://www.vanessasafavi.net/
[3] http://latelier-ksr.com/current/
[4] http://violetdennison.com/
[5] http://clemencedelatourdupin.com/
[6] http://adamfearon.org/
[7] http://www.thomasstruth32.com/smallsize/index.html
[8] http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/gropiusbau/programm_m…
[9] http://www.nbk.org/ausstellungen/showroom.html
[10] http://www.motinternational.com/artists/elizabeth-price/
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
Kunst Berlin
Fotografie
Videokunst
Berliner Galerien
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