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# taz.de -- Kampf um das Direktmandat in Greiz: Der Höcke-Bezwinger
> Auch beim dritten Versuch holt Björn Höcke kein Direktmandat. Das gewinnt
> der Greizer CDU-Mann Christian Tischner.
Bild: CDU-Mann Christian Tischner (2.v.l.) behält sein Direktmandat – und be…
Erfurt taz | Christian Tischner hat es geschafft. Mit scharfem Senf,
Ausdauer und Heimatgefühl hat der Christdemokrat AfD-Landeschef Björn Höcke
besiegt, man könnte auch sagen: Er hat Höcke gedemütigt. Tischner, 42, ist
Vizechef der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag und er hat am Sonntag das
Direktmandat in seiner Heimatstadt Greiz zum dritten Mal gewonnen. Als
Gegenkandidat war überraschend Höcke hier angetreten. Der kommt nicht von
hier, aber dachte, er könnte hier leichter siegen. Bei der Europawahl im
Juni wurde die AfD in Greiz stärkste Kraft.
Greiz ist eine alte Residenzstadt mit zwei Schlössern und einem pittoresken
historischen Kern, sie liegt im Südosten Thüringens. Höcke wohnt mit seiner
Familie im Eichsfeld am anderen Ende des Bundeslandes. Dort ist er schon
zweimal als Direktkandidat angetreten und hat jedes Mal gegen die CDU
verloren, die in der katholischen Region besonders verwurzelt ist. Deshalb
suchte der Rechtsextremist nach einem Wahlkreis, den er leichter holen
kann. Und landete in Greiz II, Tischners Wahlkreis.
Erst war Tischner geschockt. Dass es schwer wird gegen die AfD, das war
ohnehin klar. Aber gegen [1][Höcke]? Tischner passte seine Strategie an den
neuen Konkurrenten an: „Der von hier“, das war der Kern seiner Kampagne, zu
finden auf Plakaten, Flyern, seinem Minivan – und auch auf den kleinen
Senftöpfchen, die er als Give-Away über die Wahlkampfstände reichte. „Ich
bin der von hier, der sich um das kümmert, was die Leute bewegt“, sagte
Tischner im Wahlkampf der taz.
Tischner trägt Hornbrille und das Haar ordentlich nach hinten gekämmt. Er
ist in Greiz geboren, hat die meiste Zeit seines Lebens hier verbracht, mit
seiner Frau und den beiden Kindern lebt er jetzt hier. Er kennt nicht nur
die Stadt, sondern auch all die Dörfer in der Umgebung. Er setze auf die
Arbeit, die er für die Region gemacht habe, sagte Tischner und zählte auf:
Sechs Millionen habe er für das Gewerbegebiet in Greiz organisiert,
200.000 Euro für die Schwimmhalle, 100.000 Euro für das Dach der Turnhalle
in Kleinreinsdorf, 300 Sportvereinsmitglieder seien da engagiert. Und er
habe geholfen, für 150 Vereine Fördermittel zu organisieren. Am Wahlabend
sei er [2][nicht auf der Wahlparty der Landes-CDU in Erfurt], sondern in
Greiz „bei meinen Leuten“.
Tischner ist ein eher zurückhaltender Mensch, Krawallthemen wie das Gendern
umschifft er lieber. Stattdessen redet er gerne über Sachpolitik, er ist
bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Vor der Zeit in der Politik
hat er – wie Höcke – als Gymnasiallehrer gearbeitet, hat Politik und
Geschichte unterrichtet. „Es wird keine Koalition mit der AfD geben, auf
keinen Fall“, da ist Tischner ganz klar. „Bevor ich für einen
AfD-Ministerpräsidenten stimme, fällt mir die Hand ab.“ Während seines
Studiums hat Tischner die Arbeit der NPD-Abgeordneten beobachtet, die
damals im sächsischen Landtag saßen. Und gelernt, „dass die Neue Rechte
gefährlich ist und langfristig denkt“.
Die Gefahr, dass Tischner seinen Sieg über Höcke überbewertet, die besteht
daher wohl nicht. Dabei könnte es im Laufe des Abends noch dazu kommen,
dass Höcke zunächst nicht in den neuen Landtag einzieht. Er steht zwar auf
Listenplatz 1 seiner Partei, aber wenn die AfD viele Direktmandate gewinnt,
könnte die Liste vielleicht gar nicht ziehen. Dann wäre [3][Höcke, der
große Zampano der Thüringer AfD], nicht nur dreimal bei dem Versuch
gescheitert, ein Direktmandat zu gewinnen. Sondern er bräuchte auch
Hilfestellung dabei, wieder im Erfurter Parlament vertreten zu sein: Jemand
aus seiner Fraktion müsste seinen Platz für ihn räumen.
1 Sep 2024
## LINKS
[1] /Szenario-eines-AfD-Ministerpraesidenten/!6033167
[2] /Ergebnis-der-Sachsen--und-Thueringen-Wahl/!6033609
[3] /AfD-Wahlkampf-im-Osten/!6027284
## AUTOREN
Sabine am Orde
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