| # taz.de -- Israel vor der Wahl: Richter schließen Rassisten aus | |
| > Ein Gericht hat den Rechtsradikalen Michael Ben-Ari von der Wahl | |
| > ausgeschlossen – eine Niederlage für Netanjahu, der mit den Rechten zu | |
| > koalieren gedenkt. | |
| Bild: Darf nicht antreten zur Wahl: Michael Ben-Ari (r.) | |
| Jerusalem taz | Drei Wochen vor der Parlamentswahl in Israel muss sich der | |
| rechtsradikale Kandidat Michael Ben-Ari aus dem Wahlkampf zurückziehen, | |
| während der linke Antizionist Ofer Cassif überraschend wieder ins Rennen | |
| einsteigt. | |
| Der Oberste Gerichtshof urteilte am Sonntag in Jerusalem gegen eine | |
| vorherige Entscheidung des überwiegend von Politikern gestellten Zentralen | |
| Wahlkomitees, das Ben-Ari für koscher erklärt, Cassif hingegen | |
| disqualifiziert hatte. | |
| Acht von neun Richtern stellten sich gegen den offen rassistischen früheren | |
| Abgeordneten Ben-Ari, der für die Partei Otzma Jehudit (Jüdische Kraft) | |
| antreten wollte. Ben-Ari war Schüler des radikalen Rabbiners Meir Kahane, | |
| dessen 1988 verbotene Partei Kach als Vorläufer der Otzma Jehudit gilt. | |
| Ofer Cassif ist Professor für Politikwissenschaft, lehrte bislang an der | |
| Hebräischen Universität Jerusalem und tritt als einziger jüdischer | |
| Politiker im Auftrag der antizionistisch-arabischen Vereinten Liste an. | |
| ## Rechtes Bündnis | |
| Der Ausschluss Ben-Aris ist eine weitere Niederlage für Regierungschef | |
| Benjamin Netanjahu, der eine Koalition mit den Rechtsradikalen ins Auge | |
| fasst. „Bei der nächsten Wahl geht es um rechts oder links“, hatte | |
| Netanjahu seinen Pakt mit der Jüdischen Kraft sowie der Siedlerpartei | |
| HaBait HaJehudi (Das jüdische Haus) begründet, sich im Wahlkampf | |
| gegenseitig nicht anzugreifen. | |
| Netanjahu, der bis vor wenigen Wochen noch als sicherer Sieger der Wahl | |
| galt, verliert an Popularität. Aktuellen Umfragen zufolge wird sich sein | |
| Likud bei der Wahl am 9. April ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern mit der | |
| Partei Kachol-Lavan (Blau-Weiß) unter der Führung des früheren | |
| Generalstabschefs Benny Gantz . | |
| Doch selbst wenn Gantz als Sieger aus der Wahl hervorgeht, könnte | |
| Staatspräsident Reuven Rivlin Netanjahu mit der Regierungsbildung | |
| beauftragten, sollte er die besseren Chancen für die Zusammenstellung einer | |
| Koalition haben. | |
| Im Moment ist noch alles offen, auch weil mehrere kleinere Parteien, | |
| darunter die Israel Beteinu (Israel ist unser Heim) des [1][früheren Außen- | |
| und Verteidigungsministers Avigdor Lieberman], nicht sicher die | |
| Sperrklausel von 3,25 Prozent für den Einzug in die Knesset schaffen | |
| werden. Lieberman wäre ein potentieller Koalitionspartner für Netanjahu. | |
| ## Aufrufe zu Gewalt | |
| Ben-Ari, der in der Vergangenheit offen gegen Palästinenser hetzte und zur | |
| Gewalt gegen Araber aufrief, bezeichnete die Richter als „juristische | |
| Junta“. Auch Justizministerin Ajelet Schaked (Die Neue Rechte) zeigte sich | |
| empört und sprach von einem „krassen und fehlgesteuerten Eingriff im Herzen | |
| von Israels Demokratie“. Für eine mögliche kommende Amtszeit kündigte sie | |
| eine „juristische Revolution“ an. | |
| KommentatorInnnen auf dem Nachrichtenportal Ynet begrüßten überwiegend das | |
| Urteil gegen „den Rassisten“ Ben-Ari, andere schimpften auf das „dreckige | |
| Gericht von Antisemiten“, die sich „wieder auf die Seite der Linken | |
| schlugen“. Dabei war es der Oberste Gerichtshof, der Mitte der achtziger | |
| Jahre der Kach-Partei, die das Zentrale Wahlkomitee damals verbieten | |
| wollte, den Weg ins Parlament freiräumte. Erst vier Jahre später | |
| verabschiedete die Knesset per Gesetz ein Verbot der Kach. | |
| 18 Mar 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Israels-Verteidigungsminister-tritt-zurueck/!5550922 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
| ## TAGS | |
| Israel | |
| Palästina | |
| Likud | |
| Benjamin Netanjahu | |
| Israel | |
| Israel | |
| Israel | |
| Israel | |
| Israel | |
| Israel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Angriff aus dem Gazastreifen: Sieben Verletzte in Zentralisrael | |
| Kurz vor der Wahl in Israel wird eine neue Welle der Gewalt | |
| wahrscheinlicher. Auf einen Raketenangriff aus Gaza kündigt Netanjahu eine | |
| harte Reaktion an. | |
| Trump mischt in Israels Wahlkampf mit: „Danke, Amerika“ | |
| Kurz vor der Wahl in Israel besucht Benjamin Netanjahu die USA. Der | |
| angezählte Ministerpräsident bekommt Schützenhilfe aus Washington. | |
| Wahlclip der israelischen Justizministerin: Ein Parfüm namens „Faschismus“ | |
| Mit einem verwirrenden Video sorgt Ajelet Schaked für Aufmerksamkeit. Der | |
| Clip ist wohl Teil ihres Versuchs, den Obersten Gerichtshof zu | |
| kontrollieren. | |
| Israel vor der Wahl: Netanjahu droht Anklage | |
| Der Generalstaatsanwalt will den Premier wegen Korruption vor Gericht | |
| bringen. Das bringt Netanjahu im Wahlkampf in Bedrängnis. | |
| Parteien in Israel: Zionistische Union löst sich auf | |
| Vor laufender Kamera verkündet Avi Gabai, Chef der israelischen | |
| Arbeiterpartei, das Ende der Kooperation mit Zipi Livni und der Ha-Tnu'a. | |
| Kommentar Wahlkampf in Israel: Netanjahus Kalkül geht nicht auf | |
| Israels Regierungschef Netanjahu will eine Neuwahl, weil er Ärger mit der | |
| Justiz hat. Er könnte sie gewinnen – aber eine Klage wird ihm trotzdem | |
| schaden. |