# taz.de -- Kommentar Wahlkampf in Israel: Netanjahus Kalkül geht nicht auf | |
> Israels Regierungschef Netanjahu will eine Neuwahl, weil er Ärger mit der | |
> Justiz hat. Er könnte sie gewinnen – aber eine Klage wird ihm trotzdem | |
> schaden. | |
Bild: Gesten, die traurig machen: Ayelet Shaked (ganz rechts) und Naftali Benne… | |
Nach 100 Tagen wird in vielen Ländern nach einer Wahl die erste Bilanz | |
gezogen, in Israel sind die 100 Tage aktuell genau der Zeitraum bis zu den | |
[1][vorgezogenen Wahlen zum Knesset], dem Parlament, am 9. April, bei denen | |
man sich auf einiges gefasst machen darf. Wenn auch kaum auf das Ende der | |
Regierung Netanjahu: Seit der letzten Krise im November stützt sich diese | |
zwar noch auf eine knappe Mehrheit von 61 der 120 Mandate, aber kaum jemand | |
wird daran zweifeln, dass dem Regierungschef nach der Wahl erneut eine | |
ähnliche Koalition gelingen wird. Obwohl seine eigene Partei, der Likud, | |
auch jetzt nur 30 Mandate hat. | |
So gesehen hatte Benjamin Netanjahu recht, als er noch im November die | |
Forderung nach Neuwahlen ablehnte. Dass er nur kurze Zeit später plötzlich | |
selbst darauf drängte, hatte eher persönliche Gründe: [2][Polizei und | |
Staatsanwaltschaft ermitteln seit Langem gegen ihn wegen verschiedener | |
Korruptionsvorwürfe], und der Generalstaatsanwalt kündigte eine | |
Entscheidung über eine mögliche Klage an. Eine laufende Amtszeit hätte | |
aufschiebende Wirkung für eine Klage – und Netanjahus Kalkül war offenbar: | |
Lieber jetzt wiedergewählt werden, als auf den regulären Wahltermin im | |
Herbst warten, wegen der Klage dann aber nicht kandidieren können. | |
Am Ende ist das vielleicht eine Milchmädchenrechnung. Denn selbst wenn | |
Netanjahu die Wahlen gewinnt, würde ihm eine Klage-Empfehlung mehr als | |
schaden. Dann nämlich würde ihm auch in der eigenen Partei die Gefolgschaft | |
versagt, Koalitionspartner würden sich lossagen und es käme unweigerlich zu | |
Neuwahlen. Nur ohne Netanjahu. | |
Auf dieses Szenario setzen jetzt offenbar all die, die noch schnell neue | |
Kleinparteien gegründet und angemeldet haben. Unter ihnen auch ein | |
ehemaliger Generalstabschef und die Führer der rechten Koalitionspartei | |
„Das jüdische Haus“, der bisherige Bildungsminister Naftali Bennet und | |
Ayelet Shaked, amtierende Justizministerin. Sie gründeten „Die neue | |
Rechte“, gaben aber auch bekannt, dass sie nach der Wahl wieder mit ihrer | |
bisherigen Partei zusammengehen wollen. | |
31 Dec 2018 | |
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## AUTOREN | |
Peter Philipp | |
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