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# taz.de -- Impfungen gegen Corona: Debatte über Impf-Priorisierung
> Hunderttausende Impfdosen, vor allem von AstraZeneca, bleiben derzeit in
> Deutschland ungenutzt. Nun wird die Lockerung der Impfreihenfolge
> gefordert.
Bild: Aufhebung der Priorisierung? Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca in…
BERLIN taz | Während sich in Deutschland die dritte Coronawelle anbahnt,
liegen in den Impfzentren Hunderttausende Impfdosen unbenutzt herum. Vor
allem der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca bleibt liegen: Über 1,45
Millionen Dosen hat Deutschland [1][laut einer Übersicht des Robert
Koch-Instituts] bis vergangenen Freitag erhalten. Nur ungefähr ein Viertel
davon wurde bislang verimpft.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens wird bisher ein großer Teil aller
Impfstoffe für die später notwendigen Zweitimpfungen zurückgehalten.
Zweitens verzichten einige impfberechtigte Personen offenbar auf eine
Impfung mit AstraZeneca, weil die Wirksamkeit nicht ganz so gut ist wie
beim Konkurrenzprodukt von Biontech. Drittens ist AstraZeneca in
Deutschland bisher nur für Personen unter 65 Jahren zugelassen. In der
Prioritätsgruppe 1, die als erste geimpft werden durfte, befinden sich aber
vor allem Ältere. Die Impfungen von Gruppe 2 laufen erst jetzt nach und
nach an.
Wie es schneller gehen könnte? Einen weitreichenden Vorschlag machte am
Wochenende der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Der Bild am
Sonntag sagte der CSU-Chef: „Bevor er [der Impfstoff] liegen bleibt,
impfen, wer will.“ Söder schlägt vor, dafür die Impfreihenfolge bundesweit
zu lockern. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)
forderte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ebenfalls, die
„Priorisierung für AstraZeneca“ zügig aufzuheben.
Zahl der Neuinfektionen steigt weiter
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dagegen: „Söders Vorschlag
‚Astra für alle‘ ist falsch.“ Er forderte, den Impfstoff stattdessen auch
für über 65-Jährige freizugeben. Dass das bisher nicht der Fall ist, liegt
an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, derzufolge bislang nicht
genügend Daten darüber vorliegen, ob der Impfstoff auch für Ältere geeignet
ist. Die Kommission hat allerdings bereits angekündigt, ihre Empfehlung
rasch zu ändern.
Lauterbach schlug außerdem vor, angesichts der drohenden dritten Welle bei
allen Impfstoffen die Erstimpfungen vorzuschieben und keine Dosen mehr für
später zurückzulegen. „Die Erstimpfung verhindert mehr als 80 Prozent der
Krankenhauseinweisungen“, sagte er.
Denkbar wäre zudem, die Impfreihenfolge zu lockern, ohne sie, wie von Söder
gefordert, gleich ganz aufzuheben. So könnte AstraZeneca zum Beispiel
bundesweit schon jetzt für die dritte Prioritätsgruppe freigegeben werden,
zu der unter anderem Menschen ab 60 Jahren und Supermarktpersonal gehören.
Während die Debatte läuft, steigt die Zahl der Coronaneuinfektionen weiter.
Der 7-Tage-Mittelwert lag mit 7.938 Personen am Sonntag um 10 Prozent höher
als vor einer Woche. Der Mittelwert bei den Todesfällen pro Tag sank
dagegen um 25 Prozent auf 313. Dieser Rückgang könnte eine Folge der
erfolgreichen Impfungen bei den Ältesten sein.
28 Feb 2021
## LINKS
[1] https://impfdashboard.de/
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfung
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