| # taz.de -- Giorgia Meloni von Fratelli d’Italia: Gerne das Bad Girl | |
| > Die Vorsitzende der Partei Fratelli d’Italia verspricht „null irreguläre | |
| > Immigration“. Schon als Kind wandte sie sich von ihrer linken Umgebung | |
| > ab. | |
| Bild: Ein stramm rechtes Gesicht Italiens: Giorgia Meloni | |
| Eigentlich ist Giorgia Meloni bloß die Dritte im Bunde der italienischen | |
| Rechten, hinter Matteo Salvini von der Lega Nord, der [1][am Sonntag bei | |
| den Wahlen] 17,4 Prozent holte, und Silvio Berlusconis Forza Italia, die | |
| auf 14 Prozent kam. Die 41-jährige Römerin mit ihrer stramm rechten, | |
| postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia (FdI, Brüder Italiens) darf | |
| sich dennoch über 4,3 Prozent freuen; und – dank der rechten Wahlallianz – | |
| über die Entsendung von 33 Abgeordneten, von 17 Senatoren ins Parlament. | |
| Aufgewachsen ist Meloni im seinerzeit stramm linken römischen Volksviertel | |
| Garbatella unter Handwerkern, Eisenbahnern und anderen Arbeitern. Als Kind | |
| aus dem Volk will sie auch heute noch erscheinen, kultiviert geradezu ihre | |
| kräftige römische Dialektfärbung, die unter Akademikern als unfein gelten | |
| mag, an den Marktständen aber prächtig ankommt. | |
| Von der linken Tradition ihres Viertels dagegen wollte schon die kleine | |
| Giorgia nichts wissen; im Alter von 15 Jahren trat sie in die | |
| Jugendorganisation des damals noch faschistischen Movimento Sociale | |
| Italiano (MSI) ein und gründete eine Schülergruppe an ihrem Gymnasium. | |
| Damals wohl lernte sie auch die Rolle des Bad Girl lieben, die derjenigen, | |
| die ganz „unkonformistisch“ Meinungen sagt, die so unkonformistisch gar | |
| nicht sind, gegen „die korrupten Politiker“, die Immigranten oder die | |
| Schwulen, die gar eingetragene Lebensgemeinschaften wollen. | |
| In der postfaschistischen, demokratisch gewendeten, 1994 gegründeten | |
| MSI-Nachfolgepartei Alleanza Nazionale bescherte ihr das eine rasante | |
| Karriere. Erst Chefin der Jugendorganisation, wurde sie 2006 mit nur 29 | |
| Jahren ins Abgeordnetenhaus gewählt, 2008 berief Silvio Berlusconi sie zur | |
| Jugendministerin in seinem Kabinett. | |
| Zeitgleich trat sie mit ihren stramm rechten Parteifreunden der von | |
| Berlusconi gegründeten Sammlungsbewegung Popolo della Libertà bei, machte | |
| sich aber 2013 wieder selbstständig und gründete einen Verein, von dem man | |
| nicht recht weiß, ob es sich um Postfaschisten oder doch eher um | |
| Mussolini-Nostalgiker handelt. | |
| ## Gern genutzt: harte populistische Themen | |
| Wie Lega-Nord-Chef Matteo Salvini setzt Meloni auf harte populistische | |
| Themen, will „Italiener zuerst“ sehen, beschwerte sich – zuletzt im gerade | |
| beendeten Wahlkampf – immer wieder, ihr Land werde zum „Flüchtlingslager | |
| der EU“. Mit ihr an der Macht dagegen würden „null Flüchtlinge“ übers … | |
| kommen, gebe es „null irreguläre Immigration“. | |
| Mit dieser Botschaft trat sie 2016 als Bürgermeisterkandidatin in Rom an, | |
| unterstützt auch von Salvinis Lega Nord. Siegerin war am Ende die | |
| Fünf-Sterne-Kandidatin Virginia Raggi, aber Meloni durfte sich über | |
| immerhin 20 Prozent der Stimmen, über große Erfolge vor allem in den armen | |
| Vororten freuen. | |
| Bei den Parlamentswahlen am Sonntag hat es für eine absolute Mehrheit der | |
| Rechten nicht gereicht. Trotzdem zeigte sich die Frontfrau der „Brüder | |
| Italiens“ über das Resultat hoch erfreut. Sie weiß: Mit dem Tandem | |
| Salvini/Meloni haben Italiens Rechtspopulisten einen großen Schritt nach | |
| vorn getan. | |
| 7 Mar 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
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