Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ganesh Chaturthi-Fest in Mumbai: Weniger Götterstatuen sollen ins …
> Politiker:innen und Stars strömen zu den Feierlichkeiten für den
> Elefantengott Ganesha in Westindien. Ökologisches Bewusstsein setzt
> langsam ein.
Bild: Feier des Hindu-Gottes Ganesha in Mumbai am 20. September
Mumbai taz | Er ragt über fünf Meter in die Höhe, geschmückt mit Gold und
Silber – der König von Lalbaug. Doch er ist kein weltlicher Monarch,
sondern eine der berühmtesten Darstellungen des elefantenköpfigen
Hindu-Gottes Ganesha im westindischen Mumbai. Jedes Jahr weilt er bis zu 10
Tage unter den Menschen und wird in einer Zeremonie zum Leben erweckt.
Reisende, Politiker:innen und Prominente pilgern deshalb seit Dienstag
in den alten Süden der Millionenstadt. Dabei birst diese ohnehin schon
unter dem Verkehr.
Das Fest lockt nicht nur Hindus an. Gesichtet wurde auch der
[1][muslimische Filmstar Shahrukh Khan]. Wer es nicht nach Lalbaug schafft,
kann das Spektakel auf [2][Youtube verfolgen]. Stets umringen Menschen die
Bühne. Auch sonst ist der göttliche König in guter Gesellschaft. Tausende
kleinere Ganesha-Idole und dreihundert meterhohe Statuen sind noch bis zum
28. September zu bewundern. „Die Atmosphäre, die Ästhetik, es ist einfach
faszinierend“, erzählt die Studentin Daya Turbehekar von ihrem ersten
Besuch bei einem der großen Ganeshas.
Bisher kannte sie diese nur von Fotos, die in sozialen Medien und Zeitungen
kursieren. Bei den Festlichkeiten geht es sehr hektisch zu. In der
Menschenmenge kann man sich leicht verlieren, und ihre Familie selbst
feiert das Fest nicht groß. Trotzdem sagt sie: „Das Ganesha-Festival ist
für alle.“ Freunde hatten sie in diesem Jahr eingeladen. Denn das gehört
dazu: sich gegenseitig besuchen. Als Großbritannien Indien kolonialisierte,
war das ein Protest.
Das Ganesha-Fest wurde in Britisch-Indien nach 1893 durch den
Freiheitskämpfer Bal Gangadhar Tilak populär. Was als häusliche Verehrung
begann, entwickelte sich zu einem großen öffentlichen Ereignis, um Hindus
zusammenzubringen und friedlich gegen die britische Herrschaft zu
rebellieren. Solche Massenveranstaltungen waren eigentlich nicht gestattet,
doch [3][sie könnten nicht gestoppt] werden.
Bei den Feierlichkeiten zu Ehren Ganeshas gibt es süße, gedämpfte
Teigtaschen. „Diese Modaks sind fast das Beste“, schwärmt Turbehekar.
Allerdings ist es nun in ihrem Viertel jeden Tag laut. „Die typischen
Trommler gibt es bei uns nicht, aber die Nachbarn drehen die Musik auf, sie
sind in Feierlaune“, sagt sie. Doch für die kurze Zeit sei das in Ordnung.
Schließlich ist das Fest nur einmal im Jahr. Es endet mit feierlichem
Abschied des Gottes im Wasser.
## Nachhaltige Ganeshas
Früher war es üblich, die Statuen dem Meer zu übergeben. Doch das führte zu
starken Verschmutzungen. Der Aktivist Yash Marwah nahm deshalb oft an
Aufräumaktionen an Mumbais Stränden teil. Mittlerweile stellt die
Stadtregierung [4][zwar große Wasserbecken auf], um die Idole dort zu
verabschieden. Aber zu viele landen immer noch im Meer. „Es ist höchste
Zeit, dass wir begreifen: giftige Farben und Gips gehören nicht ins Meer“,
sagt der 28-jährige Marwah.
Und das sei nicht alles. „Die Menge an Plastik, die heute bei Festen
verwendet wird, ist gefährlich“, warnt Marwah. Ihm sei Spiritualität
wichtiger als Pomp. Von der Regierung wünscht er sich mehr Aufklärung. „Wir
müssen uns fragen, [5][ob Ganesha unsere Gebete weniger hört], wenn wir
kleinere und umweltfreundlichere Statuen bauen“, sagt er.
Die Vorbereitungen des Fests beschäftigten die Stadtverwaltung ein halbes
Jahr. Fast 200 Becken ließ sie aufstellen, ein paar davon sind mobil,
erklärt ein Stadtbeamter. Das ist sinnvoll. Doch: „Mit all dem Geld für die
Feierlichkeiten könnte so viel anderes gemacht werden“, kritisiert die
umweltorientierte Studentin Pratiksha Kirdat. Sie schlägt vor,
Organisationen zu unterstützen, die sich für die Bildung von Kindern
einsetzen.
Welcher Star oder Politiker wen in diesen Tagen besucht hat, interessiert
sie zwar kaum. Trotzdem sei ihr aufgefallen, dass immer mehr Stars Fotos
teilen, auf denen sie ihre besonders umweltfreundlichen Ganeshas
präsentieren. Diese Statuen sind aus natürlichen Materialien hergestellt.
So wie früher bestehen sie aus Lehm, sind kleiner und mit abbaubaren Farben
bemalt. „Das ist eine gute Initiative, denn sie können viele Menschen mit
dieser Botschaft erreichen“, erklärt die 20-Jährige.
Leider entschieden sich aber noch zu wenige für die ökologisch sensibleren
Ganeshas: „Vor allem lokale Festivitäten haben ihre großen Idole“,
berichtet Kirdat. Je höher, glänzender und aufwändiger die Statuen sind,
desto mehr schaden sie der Umwelt.
23 Sep 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/LalbaugchaRaja/status/1704883851900883222?ref_src=twsrc…
[2] https://www.youtube.com/watch?v=lgOVircz9vo
[3] https://timesofindia.indiatimes.com/life-style/events/ganesh-chaturthi-2017…
[4] https://twitter.com/mybmc/status/1705147437470392578?t=K7IqW292iCDWkK00sJxC…
[5] /Verschmutzung-des-Ganges-in-Indien/!5752472
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
Mumbai
Hinduismus
Umweltverschmutzung
Indien
Hinduismus
Entwicklungszusammenarbeit
Schwerpunkt Fridays For Future
## ARTIKEL ZUM THEMA
Justiz in Indien: Alte Anzeige bedroht Arundhati Roy
Die regierungskritische indische Schriftstellerin Arundhati Roy ist mit
einer Anzeige von 2010 wegen einer Äußerung von ihr zu Kashmir
konfrontiert.
Hinduistischer Tempel in Neukölln: Ganesha in der Hasenheide
Seit 10 Jahren wird der Sri-Ganesha-Hindu-Tempel gebaut, wann er fertig
wird, ist unklar. Die Gründe für die Verzögerung des Baus sind vielfältig.
Entwicklungszusammenarbeit mit Indien: Reines Wasser einschenken
Deutschland möchte Indien beim Wassermanagement unterstützen. Unterwegs mit
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).
Umweltschutz in Indien: Eine Frage der Kohle
Die indische Regierung verfolgt ambitionierte Ziele für die Energiewende.
Trotzdem müssen die Menschen dort nach frischer Luft ringen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.