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# taz.de -- Justiz in Indien: Alte Anzeige bedroht Arundhati Roy
> Die regierungskritische indische Schriftstellerin Arundhati Roy ist mit
> einer Anzeige von 2010 wegen einer Äußerung von ihr zu Kashmir
> konfrontiert.
Bild: Schriftstellerin Arundhati Roy
Mumbai taz | „Kaschmir war nie ein fester Bestandteil Indiens.“ Dieser Satz
über die umstrittene Himalaya-Region könnte der indischen Schriftstellerin
Arundhati Roy noch Jahre später zum Verhängnis werden. Er war Teil einer
Rede auf einer Menschenrechtskonferenz in Delhi 2010 und sorgte schon
damals für Aufsehen. Ein Kaschmirer erstattete damals bei der Polizei
Anzeige gegen Roy und weitere Personen wegen „provokativer Reden“. Er
behauptete, die Konferenz propagiere die „Abspaltung Kaschmirs von Indien“.
Doch [1][versandeten die Ermittlungen].
Überraschend ermächtigte diese Woche der Gouverneurleutnant Vinai Kumar
Saxena, ein hoher Beamter in Delhi, der Polizei gegen Roy und den
kaschmirischen Professor Sheikh Showkat Hussain, Anklage zu erheben –
[2][wegen mutmaßlicher Förderung von Feindseligkeiten, Äußerungen zum
Schaden der nationalen Einheit sowie Unruhestiftung.]
Die jahrelang vergessene Anzeige wegen „Volksverhetzung“ wiegt schwer gegen
die 61-Jährige. „Sie versuchen, mich zu schwächen“, [3][sagte Roy 2011 dem
Guardian]. Laut einem [4][Medienbericht] könnte ihr eine siebenjährige
Haftstrafe drohen.
Sie ist eine Kritikerin der indischen Politik, vor allem im Hinblick auf
Kaschmir. Der Bundesstaat wurde 2019 in zwei Unionsterritorien geteilt und
[5][verlor seine Autonomierechte]. Roy ist international durch ihren
Debütroman „Der Gott der kleinen Dinge“ bekannt, für den sie 1997 den
Booker Prize erhielt. Zur Einleitung des Strafverfahrens hat sich sie sich
bisher nicht geäußert.
## Menschenrechtsaktivist: Regierung muss verzweifelt sein
Der Schritt der Justiz stößt aber bereits auf Widerstand. Nicht nur von
Kolleginnen wie der Autorin Meena Kandasamy. Sie warnt Premier Narendra
Modi von der hindunationalistischen Regierungspartei BJP auf der
[6][Plattform X], dass dieses Vorgehen das nationale wie internationale
Ansehen der Regierung beschädigen könne.
Der Menschenrechtsaktivist Harsh Mander schließt sich Kandasamy an. Dass
sich die Regierung auf eine alte Rede berufe, zeuge von ihrer Verzweiflung
und Angst vor der Wahrheit, die Roy ausspreche, [7][twitterte] er.
Unterstützend äußerten sich auch die kanadische Autorin Naomi Klein und der
griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis. Die Kolumnistin Swati
Chaturvedi fragt: „Wie schwach ist die Mutter der Demokratie, wenn ihre
Schultern nicht breit genug sind, um die Worte von Arundhati Roy zu
verkraften?“
Zwar habe Roy mit ihren Aussagen zu Kaschmir provoziert und viele
Inder:innen verärgert, aber die Geschichte habe gezeigt, dass sie keine
Bedrohung darstellt, erklärte das indische Onlinemedium [8][The Print] und
sprach voneiner „Hexenjagd“. Erst jüngst hatte Roy die [9][schwindende
Pressefreiheit in Indien beklagt].
12 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.hindustantimes.com/delhi/still-probing-sedition-case-against-ge…
[2] https://www.telegraphindia.com/india/delhi-lg-approves-prosecution-of-arund…
[3] https://www.theguardian.com/books/2011/jun/05/arundhati-roy-keep-destabilis…
[4] https://www.wionews.com/india-news/arundhati-roy-may-face-up-to-7-years-in-…
[5] /Kaschmir-verliert-Autonomie/!5610949
[6] https://twitter.com/meenakandasamy/status/1711920155956031917?s=20
[7] https://twitter.com/harsh_mander/status/1712034580893729257?s=20
[8] https://theprint.in/50-word-edit/arundhati-roy-is-being-made-into-an-undese…
[9] /Presse-in-Indien/!5960560
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
Kaschmir
Schriftstellerin
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gemacht.
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