# taz.de -- Fußballlegende Diego Maradona ist tot: Argentinien trauert um „E… | |
> Auf dem Fußballplatz trickste er alle aus, dann wurden Kokain und Alkohol | |
> seine Gegenspieler. Nun ist die Sportikone Diego Maradona gestorben. | |
Bild: Diego Maradona bei seinem Tor im WM-Viertelfinale gegen England 1986 | |
BUENOS AIRES taz | Argentinien ist im Trauerschock: Diego Armando Maradona | |
ist tot. Am Mittwoch [1][erlag der Weltmeister von 1986 in seinem Haus in | |
San Andrés im Norden von Buenos Aires einem Atem- und Herzstillstand]. Alle | |
Versuche der Wiederbelebung durch die herbeigerufenen Notärzte und | |
Sanitäter schlugen fehl. Aktuell war Maradona als Trainer des Fußballclubs | |
Gimnasia y Esgrima La Plata in der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires | |
beschäftigt. | |
Mit Eilmeldungen vom Tod des 60-Jährigen unterbrachen sofort sämtliche | |
Nachrichtensender und Radiokanäle ihre Sendungen. Einige Kommentatoren und | |
Sportjournalisten brachen in Tränen aus, als sie die Meldung vom Tod ihres | |
besten Fußballers aller Zeiten verkündeten. „Ich kann es nicht glauben, ich | |
bin am Boden zerstört. Danke, dass du existiert hast“, twitterte | |
Staatspräsident Alberto Fernández und ordnete eine dreitägige Staatstrauer | |
an. | |
Maradona musste sich Anfang November nur wenige Tage nach seinem 60. | |
Geburtstag einer Notoperation unterziehen. Der Grund war ein subdurales | |
Hämatom, eine Ansammlung von Blut zwischen Hirnhaut und dem Gehirn. Die | |
Operation war nach Auskunft der Ärzte gut verlaufen, aber wegen | |
auftretender Entzugserscheinungen musste der Krankenhausaufenthalt | |
verlängert werden. | |
Offen wurde über Maradonas Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit | |
gesprochen, dessen Entzug im Krankenhaus ihm offensichtlich schwer zu | |
schaffen machte. „Er will gehen, aber er wird bleiben. Dies war eine | |
gemeinsame Entscheidung“, erklärte damals sein Leibarzt Leopoldo Luque, | |
nachdem sein Patient einige „Verwirrtheitsepisoden“ wegen erzwungener | |
Abstinenz erlitten habe. „Das war eines der wenigen Male, dass Diego ein | |
'Nein“ hörte“, so Luque. Am 11. November konnte Maradona die Klinik | |
verlassen. | |
Maradona, geboren am 30. Oktober 1960, wuchs in Villa Fiorito am Rande von | |
Buenos Aires auf, wo er rasch vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt | |
wurde. Bereits mit 15 Jahren gab er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 | |
war er Nationalspieler, mit 17 Torschützenkönig und als 19-Jähriger | |
erstmals Südamerikas Fußballer des Jahres. An Selbstbewusstsein mangelte es | |
ihm schon damals nicht „Ich bin Maradona, kein neuer Irgendwas. Ich will | |
einfach nur Maradona sein“, antwortete der junge Diegito. | |
1982 wechselte El Diez – die 10, wie ihn viele wegen seiner Rückennummer | |
nur nannten – für eine Rekordablösesumme zum FC Barcelona, zum Halbgott | |
stieg er aber erst zwei Jahre später auf. Für eine weitere Rekordablöse | |
ging es weiter zum SSC Neapel, dem im nördlichen Italien verhassten Club. | |
1987 und 1990 führte er Neapel zu den bis heute einzigen Meisterschaften | |
der Vereinsgeschichte. Die Neapolitaner verehren ihn wie einen Heiligen. | |
„Auf dem Platz wird das Leben unwichtig. Die Probleme, all das wird | |
unwichtig“, sagt er in der Amazon-Dokumentation „Diego Maradona“. | |
Mit Argentinien wurde er 1986 Weltmeister, 1989 gewann er mit Neapel auch | |
noch den Uefa-Pokal. 1990 scheiterte er mit Argentinien im WM-Finale in Rom | |
an der deutschen Mannschaft. | |
Dass ihn die Tifosi als Spieler des verhassten SSC Neapel gnadenlos | |
auspfiffen, hatte er ihnen nie verziehen. Doch Kokain und Alkohol waren | |
inzwischen zu seinen gefährlichsten Gegenspielern geworden. Seine | |
Nationalmannschaftskarriere endet bei der WM 1994 wegen einer zweiten, | |
monatelangen Dopingsperre durch die Fifa. | |
## Abschied in der Bombonera | |
Im November 2001 gab er in der Bombonera, dem Stadion der Boca Juniors, | |
sein offizielles Abschiedsspiel. Als der damals schwer übergewichtige | |
Maradona den Rasen betrat, explodierten Jubel und Euphorie. Wer wie ich | |
diesen Moment erlebte, weiß um die unbeschreibliche emotionale Bedeutung | |
von Maradona für die Herzen der argentinischen Hinchas, egal für welchen | |
Club diese schlagen. Maradona stand immer über allen. Dass er als Trainer | |
keine Erfolge erzielen konnte, ist vergessen und verziehen. | |
In Erinnerung wird aber bleiben, dass es sich immer wieder ins politische | |
Geschehen eingemischte. Vor allem mit dem Herzen und weniger als | |
analytischer Geist. 2005 fuhr er mit dem Zug von Buenos Aires zum | |
Amerika-Gipfel nach Mar del Plata, um gemeinsam mit Hugo Chávez und Evo | |
Morales gegen die Politik des damaligen US-Präsidenten George W. Bush zu | |
demonstrieren. Unvergessen ist sein langer Rehabilitationsaufenthalt auf | |
Kuba, zu dem ihn Fidel Castro überredet hatte. Aber auch sein wiederholtes | |
Erscheinen in Venezuela zunächst bei Chávez und später bei Nicolás Maduro. | |
Auf die Frage, was das Beste und Schlimmste in seinem Leben war, antwortet | |
Maradona in einem seiner letzten Interviews. „Ich war und ich bin sehr | |
glücklich. Der Fußball hat mir alles gegeben, was ich habe, mehr, als ich | |
mir jemals vorgestellt habe. Und wenn ich diese Sucht nicht gehabt hätte, | |
hätte ich viel mehr spielen können. Aber heute ist das vorbei, mir geht es | |
gut. Am meisten bedauere ich, dass ich meine Eltern nicht habe. Immer | |
wieder habe ich diesen Wunsch, noch einen Tag mehr mit meiner Mutter Tota | |
zusammen zu sein. Aber ich weiß, dass sie vom Himmel stolz auf mich ist und | |
dass sie sehr glücklich war.“ | |
25 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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