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# taz.de -- Filme im Stream: Ost-westliche Begegnungen
> Der Blick auf den fremden Orient im Filmmuseum Potsdam, ägyptische
> Dokumentarfilme im Arsenal und tolle Reisereportagen von Franz Xaver
> Gernstl.
Bild: Feuer und Flamme: „The Son of the Sheik“ (1926)
Geht es um Orientabenteuer, ist „Son of the Sheik“ (1926) ein gern
gesehener Gast auf den Leinwänden. Oder momentan eben im Streaming-Programm
in der heimischen Flimmerkiste. Das Filmmuseum Potsdam spielt den Stummfilm
[1][in seiner Reihe „Rembrandts Orient“], mit der man die noch bis 27. Juni
laufende gleichnamige [2][Ausstellung im Museum Barberini] inhaltlich
begleitet.
Und da passt ein Film, der eine sehr eindeutig westliche Imagination der
arabischen Welt darstellt, eigentlich ganz gut. Richtig ernst kann man das
vergnügliche Wüstenabenteuer nicht nehmen: Mit heißem Wüstenwind, feurigen
Feuersbrünsten und schwelender Liebesglut muss es Rudolph Valentino hier
aufnehmen, um einmal mehr seinen Ruf als größter Liebhaber der Stummfilmära
zu bestätigen.
Valentino spielt sowohl den Scheich als auch dessen Sohn Ahmed, legt die
Rolle(n) leicht parodistisch an, und bekommt es mit seltsam kostümierten
Schurken und der schönen Tänzerin Yasmin (Vilma Banky) zu tun
([3][www.filmmuseum-potsdam.cinemalovers.de]).
Aus der Cimatheque – Alternative Film Centre in Kairo stammen die Filme der
ägyptischen Dokumentarfilmerin Atteyat Al Abnoudy, die das Arsenal 3 im
Rahmen seines Programms „[4][Archive außer sich]“ vom 1. Mai bis 8. Juni
zeigt. Al Abnoudys dokumentarischen Stil könnte man vielleicht als eine
Variante des Direct Cinema bezeichnen, ihre Themen fand die 2018
verstorbene Filmemacherin vor allem in den Bereichen soziale
Ungerechtigkeit und Benachteiligung von Frauen.
Die Filmreihe zeigt insgesamt zehn Werke von Atteyat Al Abnoudy, darunter
„Rhythm of Life“ (1988), ein Film über ländliches Leben in Ägypten,
„Permissible Dreams“ (1983), das Porträt einer Bäuerin, sowie „Buyers a…
Sellers“ (1992), in dem die Regisseurin Gewinner und Verlierer der
neoliberalen Wirtschaftspolitik unter Präsident Mubarak einander
gegenüberstellt ([5][[Link auf
http://www.arsenal-3-berlin.de]]www.arsenal-3-berlin.de).
Keine Ahnung, wieso ich von der ägyptischen Bäuerin plötzlich auf „Gernstl
unterwegs“ komme – möglicherweise hat es etwas mit der Zugewandtheit, dem
Interesse an Menschen zu tun, die in den Reisereportagen des Journalisten
Franz Xaver Gernstl zum Tragen kommen. Immer wieder sind Gernstl, sein
Kameramann Hans Peter Fischer und der Tonmann Stefan Ravasz mit einem
Kleinbus losgefahren, um mit den Menschen verschiedener Landstriche ins
Gespräch zu kommen.
Die Reiseroute mag dabei einem Konzept folgen und festgelegt sein, doch die
Begegnungen mit den Leuten ergeben sich oft spontan. Gernstls Talent
besteht insbesondere darin, die Menschen zum Reden zu bringen: Er stellt
einfache Konversationsfragen und kann gut Zuhören. So entsteht Vertrauen,
und die Leute erzählen ihre Geschichten fast von allein.
Im besten Fall ergibt sich aus diesen Gesprächen eine Art Kulturgeschichte
der Region, ein Aufzeigen von Traditionen, die häufig bereits im
Verschwinden begriffen sind. Doch oft geht es einfach nur um eine
Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben und ihren Tätigkeiten, um Leute,
die eins sind mit sich und der Welt. Kann man in diesen Tagen gut
gebrauchen ([6][www.ardmediathek.de]).
29 Apr 2021
## LINKS
[1] https://filmmuseum-potsdam.cinemalovers.de
[2] https://www.museum-barberini.de/de/ausstellungen/1915/rembrandts-orient
[3] https://filmmuseum-potsdam.cinemalovers.de
[4] http://www.arsenal-3-berlin.de
[5] http://www.arsenal-3-berlin.de
[6] http://www.arsenal-3-berlin.de
## AUTOREN
Lars Penning
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