# taz.de -- Fälschungsaffäre um Relotius: „Spiegel“ legt Verträge auf Eis | |
> Nach der Fälschungsaffäre beim „Spiegel“ lassen zwei der Chefs ihren | |
> Vertrag ruhen. Das kündigte der designierte Chefredakteur Klusmann an. | |
Bild: Hier rumort es noch immer: Das Verlagsgebäude des Spiegel-Verlags | |
HAMBURG dpa | Gut eine Woche nach [1][Bekanntwerden des Fälschungsskandals] | |
um einen ehemaligen „Spiegel“-Reporter legt das Magazin die Verträge von | |
zwei Führungskräften zunächst auf Eis. Das kündigte der designierte | |
Chefredakteur Steffen Klusmann in einem Schreiben an die Mitarbeiter an, | |
wie eine Spiegel-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend | |
bestätigte. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet. | |
Klusmann schreibt in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief, | |
der Fall des Reporters Claas Relotius habe bei einigen die Frage | |
aufgeworfen, ob Ullrich Fichtner als Chefredakteur und Matthias Geyer als | |
Blattmacher nach einem solchen „Desaster“ eigentlich noch tragbar seien. | |
„Der eine hat Claas Relotius für den Spiegel entdeckt, der andere hat ihn | |
fest angestellt und bis zuletzt geführt.“ | |
Er wolle den Fall Relotius hier nicht leichtfertig abtun, schreibt | |
Klusmann. „Dafür ist er zu groß und zu gefährlich. Und er ist noch lange | |
nicht ausgestanden. Ich habe daher mit Matthias und Ullrich verabredet, | |
dass wir ihre neuen Verträge erstmal aussetzen und ruhen lassen, bis die | |
Kommission den Fall abschließend untersucht hat.“ | |
Solange werde er zwei erfahrene Kollegen bitten, als Blattmacher beim Heft | |
auszuhelfen, schreibt Klusmann weiter. Er betont, es habe lange gedauert, | |
eine [2][neue Chefredaktion] zusammenzusetzen, die sich gut ergänzt. „Klar, | |
jeder ist austauschbar, nur mancher eben schwerer.“ | |
## Wer trägt die Verantwortung? | |
Ullrich Fichtner und Matthias Geyer hätten ihm beide angeboten, ihre Posten | |
zur Verfügung zu stellen, falls er das für nötig erachte, schreibt Klusmann | |
weiter. „Wir können jetzt jeden, der enger mit Relotius zu tun hatte, zur | |
Verantwortung ziehen, das lässt sich nach oben beliebig fortsetzen. Ich | |
finde allerdings, Verantwortung sollte man dann übernehmen, wenn man sich | |
etwas vorzuwerfen hat.“ | |
Das Nachrichtenmagazin hatte den Fälschungsskandal am 19. Dezember | |
öffentlich gemacht. Von Relotius waren dem Magazin zufolge seit 2011 knapp | |
60 Texte im Heft und bei „Spiegel Online“ erschienen. | |
Er selbst hatte sich am Donnerstag erstmals über einen Anwalt geäußert und | |
dabei den [3][Vorwurf bestritten, dass er Spenden, die nach einer seiner | |
Geschichten über syrischen Kinder bei ihm eingingen, für sich persönlich | |
verwendet habe.] Zugleich hieß es in dem Anwaltsschreiben: „Unser Mandant | |
hat bereits eingeräumt, dass er bei seinen Reportagen – im Wesentlichen im | |
Magazin „Der Spiegel“ – über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch | |
dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden hat.“ | |
Offenlegung: Von August bis September 2008 war Claas Relotius Praktikant | |
der taz in Hamburg. Aus dieser Zeit finden sich im Archiv unter seinem | |
Namen zehn Texte. Dazu kommt eine Buchbesprechung im Jahr 2011. [4][Die | |
Beiträge werden geprüft.] | |
29 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Faelschungsskandal-beim-Spiegel/!5560301 | |
[2] /Der-Spiegel-wechselt-Chefredaktion-aus/!5527525 | |
[3] /Diakonie-bestaetigt-Darstellung-des-Anwalts/!5562135 | |
[4] https://blogs.taz.de/hausblog/relotius/ | |
## TAGS | |
Claas Relotius | |
Spiegel Verlag | |
Der Spiegel | |
Claas Relotius | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Claas Relotius | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
„Spiegel“ nach Relotius-Affäre: Schöne neue Jobs | |
Der „Spiegel“ zieht Konsequenzen aus der Relotius-Affäre: Ullrich Fichtner | |
wird nicht Chefredakteur, Matthias Geyer kein Blattmacher. | |
Kolumne Macht: Debatte mit hysterischen Zügen | |
Nach der „Spiegel“-Affäre: Nicht mehr „schön“ schreiben, keine | |
Auslandsreportagen mehr, Interviewpartner gegenchecken? Das wäre grotesk. | |
Der Fall Claas Relotius und Journalismus: Das Problem der Geschichten | |
Claas Relotius ist Produkt eines journalistischen Zeitgeistes, der | |
Schönschreiben feiert. Und Recherche und Quellen-Transparenz | |
vernachlässigt. | |
Der Fall des Journalisten Relotius: Weit gesäte Unklarheiten | |
Ex-„Spiegel“-Reporter Claas Relotius veröffentlichte auch Texte in anderen | |
Medien. Auch darin tauchen offenbar erfundene Passagen auf. |