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# taz.de -- Ex-ANC-Nachwuchspolitiker vor Gericht: Südafrikas linker Bürgersc…
> Oppositionsführer Julius Malema gerät vor Gericht unter Druck. Es geht um
> viel Geld, Steuernachzahlungen aus neun Jahren.
Bild: Oppositionspolitiker Julius Malema spricht vor ausländischen Korresponde…
JOHANNESBURG taz | Ohne das rote Barett sieht Julius Malema gleich weniger
revolutionär aus. Der rote Overall, den er im südafrikanischem Parlament
als Markenzeichen seiner Partei EFF (Economic Freedom Fighters) trägt, hat
er gegen ein weißes Hemd getauscht. Schwarze enge Hosen stoßen auf polierte
schwarze Schuhe. Südafrikas Enfant terrible wirkt schlicht beim Treffen mit
ausländischen Medien in Johannesburg. Aber dann bringt er mit
leidenschaftlichen Gesten seine Botschaft auf den Punkt: „Wir sind auf dem
Weg in eine Diktatur.“
„Die EFF wird dieses Land retten, bevor es den Bach heruntergeht“,
verspricht der Führer von Südafrikas linker Opposition. „Wir sind
diejenigen, die dem Regime höchst unangenehme Fragen stellen. Die
Regierenden müssen zur Verantwortung gezogen werden. Der große Elefant im
Raum ist der Präsident. Er ist ein korrupter Dieb.“
Malema gründete die EFF 2012 nach einem bitteren Zwist mit dem regierenden
Afrikanischen Nationalkongress (ANC), der in seinem Rausschmiss endete.
Seither hat Malema Präsident Jacob Zuma ewige Feindschaft geschworen.
Die Zeit, als er mehr mit rassistischen Spitzen gegen Weiße von sich reden
machte, hat er hinter sich gelassen, sagt der rundliche Sohn einer
Hausangestellten aus der Limpopo-Provinz über sich selbst: „Wenn man jung
ist, ist man wie ein roher Diamant.“
## Malema sorgt regelmäßig für Tumulte
Aber Ecken und Kanten hat Malema immer noch. Er erhebt massive Vorwürfe
gegen Zuma, aber er selbst hat massive Probleme: Er ist immer wieder in
finanzielle Unregelmäßigkeiten verwickelt gewesen, und aktuell verlangen
die südafrikanischen Steuerbehörden von ihm 16 Millionen Rand (1,2
Millionen Euro) Steuerschulden plus Zinsen: Ausstehende Zahlungen der
letzten neun Jahre.
Die Behörden haben Zwangsvollstreckung beschlossen, falls er nicht zahlt;
in diesem Fall droht dem EFF-Führer der Verlust seines Parlamentsmandats.
Am Montag wies ein Gericht einen Antrag seiner Partei ab, den
Vollstreckungsbescheid außer Kraft zu setzen.
Malema will lieber über andere Dinge reden. Er sieht die EFF als einzige
linke Alternative in Südafrika. Der ANC habe seine Wähler enttäuscht, und
die größte Oppositionskraft DA (Demokratische Allianz) verteidige weiße
Privilegien. Er räumt seiner Partei großen Erfolg ein bei den im nächsten
Jahr anstehenden Kommunalwahlen – vergangenes Jahr bei den Parlamentswahlen
holte die EFF landesweit 6,4 Prozent, in einzelnen Bergbaurevieren aber bis
zu 20.
## Drastische Aktionen
Das Hauptthema der EFF ist, dass es seit Ende der Apartheid keine
Landreform in Südafrika gegeben hat. Der Kampf der Schwarzen sei nicht mit
dem Wahlrecht beendet, sagt Malema. „Es geht um den Besitz der
Produktivmittel und des Landes“, sagt Malema und schiebt die EFF-Parole
nach: „Politische Freiheit bedeutet nichts ohne wirtschaftlichen Frieden.“
Malema weiß, dass er den Weißen Angst macht. „Wir wollen, das Schwarze
gleichgestellt sind, nicht überlegen“, sagt er. „Im Sinne von Mandelas
Worten einer friedlichen Koexistenz und gleichen Möglichkeiten. Die Weißen,
die diesen Wandel möchten, sind bei uns willkommen.“
Aber die EFF setzt nach wie vor auf drastische Aktionen. Ihre Abgeordneten
im Parlament sorgen regelmäßig für Tumulte. Ihre Aktivisten waren
maßgeblich an den Protesten zur Schleifung kolonialer Denkmäler beteiligt
und haben ein Kriegsdenkmal aus Kolonialzeiten in Brand gesteckt.
Ökonomische Freiheit soll mit der Befreiung Südafrikas von allen
Apartheid-Symbolen einhergehen.
Intern ist aber aus der Partei zu hören, dass Malema mit eiserner Faust
regiert. Kritik an ihm ist unerwünscht, jegliche Verwicklung in Korruption
weist er zurück. „Ich bin Staatsfeind Nummer eins“, sagt er und wirkt dabei
eher stolz. „Wenn der Staat einen wasserdichten Fall gegen mich hätte, wäre
ich schon längst vor Gericht verurteilt worden.“ Es sei der ANC, der alles
auf persönliche Macht der Nummer eins reduziere. Krisenstaaten in Afrika
hätten alle das gleiche Muster: Sie alle schützen vor allem den
Präsidenten. „Wir hätten davon lernen sollen“, meint Malema. „Wir werde…
in Südafrika nur richtig machen, wenn wir Zuma abschaffen.“
1 Jun 2015
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Südafrika
Julius Malema
ANC
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Burundi
Schwerpunkt Rassismus
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