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# taz.de -- Ergebnisse des Hightech-Forums: Eine Glasphiole für die Menschheit
> Seine Empfehlungen an die Bundesregierung konnte das Hightech-Forum nur
> digital präsentieren. Ministerin Karliczek sagte kurzfristig ab.
Bild: Der Ergebnisbericht des Hightech-Forums 2021, gespeichert auf synthetisch…
Berlin taz | Eine kleine Glasphiole verwahrt für die Restlaufzeit der
menschlichen Zivilisation ein wichtiges Innovationsdokument aus Berlin:
Gespeichert sind in einer künstlichen Version der Erbsubstanz DNA die
Empfehlungen des dritten [1][Hightech-Forums] an die künftige
Bundesregierung Deutschlands. Diesen Gimmick hatten sich die Veranstalter
der Ergebniskonferenz einfallen lassen, die in dieser Woche das Fazit des
21-köpfigen Expertengremiums nach zweijährigen Beratungen präsentierte.
Damit wurde eine der Empfehlungen zugleich plastisch gemacht: Bei der
[2][Digitalisierung] auch auf biologische Informationsträger zu setzen,
weil sie ungleich länger haltbar sind als die Speichermedien der heutigen
IT-Welt.
Inhaltlich lohnt [3][der 28-seitige Abschlussreport] indes keine lange
Aufbewahrung. Gemäß der postulierten stärkeren Orientierung auf Prozesse
der Nachhaltigkeit, vor allem in der Wirtschaft, recycelte das
Beratungsgremium auch viele seiner eigenen Empfehlungen aus der
Vorläuferrunde 2017. Besonders beliebt ist das Mantra, den Transfer
zwischen wissenschaftlichen Labors und wirtschaftlicher Praxis endlich zu
verbessern. Innovativ sind hier weniger die Lösungen als vielmehr die
Semantik, ein altes Problem in neue Worte zu kleiden.
So stellte die Potsdamer Entrepreneurship-Forscherin Katharina Hölzle den
Vorschlag des Hightech-Forums zu einer „Initiative für Transferfreiheit“
vor. So solle die Förderung von wissensintensiven Gründungen aus den
Hochschulen einen Schub bekommen. „Damit aus hochklassigen Ideen echte
Innovationen werden, braucht es Anreize und ermutigende Rahmenbedingungen
für Ausgründungen sowie mehr Anerkennung für anwendungsnahe Forschung“, so
die Professorin am Hasso-Plattner-Institut, das seine Existenz den
Stiftungsmillionen eines erfolgreichen Softwaregründers verdankt.
## Liveschalte im Wedding
Neue Wege beschritten die Innovationsexperten indes mit der Präsentation
ihrer Empfehlung. Da coronabedingt keine Realkonferenz infrage kam, wurde
aus einem Fernsehstudio auf dem alten AEG-Gelände in Wedding eine
dreistündige Videoübertragung „im temporeichen TV-Magazin-Stil“ konzipiert
– mit Liveschaltungen zu Innovationsstandorten und Showcases zu
Zukunftstechnologien, moderiert von dem [4][Youtube-Erklärer „MrWissen2Go“
Mirko Drotschmann]. Gut 1.000 Zuschauer in der Spitze wurden bei der
Liveperformance gemessen.
Eine Schalte zum Thema „Lokale Initiativen und Co-Kreation“ ging ins
Bergische Land nach NRW. Um Innovationen auf der kommunalen Ebene zu
erproben, empfahl der Wuppertaler Oberbürgermeister und vormalige
[5][Transformationsforscher Uwe Schneidewind] die Einrichtung sogenannter
Reallabore. In Wuppertal sei dies unter dem Namen „Utopiastadt“ in einem
stillgelegten Bahnhof geschehen. „Wir müssen Räume schaffen, die Lust
darauf machen, sich am Wandel zu beteiligen“, sagte Schneidewind.
Als weiterer Ansatz im Beteiligungsformat wurde der „Impact Hub Hamburg“
vorgestellt. Aus einem Büro heraus – quasi einem Wissenschaftsladen neuen
Typs – werden Innovatoren und „Macher von morgen“ dabei unterstützt, ihre
Ideen zu gesellschaftlicher Teilhabe, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in
Geschäftsmodelle zu überführen.
„Als Teil des Global Impact Networks werden von Hamburg aus Innovationen
für die Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit
geschaffen“, berichtete die Gruppe. Die Community besteht inzwischen aus
mehr als 50 Gleichgesinnten, die an der Umsetzung der
UN-Nachhaltigkeitsziele arbeiten.
Nur eine wichtige Person fehlte. Für Bundesforschungsministerin Anja
Karliczek setzte sich ihre Innovationspechsträhne fort. Nachdem sie in der
Vorwoche zweimal die Teilnahme an ihrer zentralen Kampagne „Innovationsland
Deutschland“ kurzfristig absagen musste, wurde nach der CDU-Abgeordneten
diesmal im Bundestag verlangt: namentliche Abstimmung über das verschärfte
Infektionsschutzgesetz. So durfte der Co-Vorsitzende des Hightechforums,
Staatssekretär Christian Luft, das Empfehlungsröhrchen an den offiziellen
Vertreter der Ministerin überreichen: ihn selbst.
25 Apr 2021
## LINKS
[1] /Kurswechsel-in-Forschungspolitik/!5690105
[2] /Digitalisierung-der-Gesellschaft/!5647307
[3] https://www.hightech-forum.de/ergebnisbericht-hightech-forum-2019-2021/
[4] https://www.youtube.com/channel/UCZHpIFMfoJJ_1QxNGLJTzyA
[5] /Mehr-Geld-fuer-Klimaforschung/!5731339
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Hightech-Forum
Anja Karliczek
BMBF
Digitalisierung
Forschungspolitik
Hightech-Forum
Innovation
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