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# taz.de -- Donald Trump und die NFL: In schlechter Gesellschaft
> Donald Trump ist seit Monaten auf autokratischer Grand Tour durch den
> Männersport. Nun will er ein NFL-Stadion nach sich benannt haben.
Bild: Autoritäre Inszenierung: Trump beim NFL-Spiel mit Kriegsminister Pete He…
Es geht doch nichts über ein harmloses kleines Tänzchen – so hat es Amon-Ra
St. Brown im Nachgang erzählt. Der NFL-Profi mit deutscher Mutter performte
beim Spiel seiner Detroit Lions gegen die Washington Commanders unter den
Augen des US-Präsidenten [1][den bei Sportlern schwer beliebten
Trump-Tanz], einen kruden Mix aus Roboter-Move und T-Rex. Riesig viral ist
das gegangen.
Aber nein, keineswegs politisch sei das, sagt St. Brown. „Ich weiß nicht,
wie oft der Präsident nochmal bei Spielen sein wird, also dachte ich, hab
ich einfach ein bisschen Spaß.“ Spaß hatte sicherlich auch Trump angesichts
dieser erneuten Unterwürfigkeit aus dem Männersport.
Das Ganze hatte dann noch ein Nachspiel, als Gegenspieler Daron Payne St.
Brown ins Gesicht schlug und vom Platz flog. Warum, bleibt unklar, Trainer
Dan Quinn begründete die Tätlichkeit mit Frust. Vor allem all das
Unausgesprochene an der Szene ist bemerkenswert. Wie politisch war das?
Es ist auch dieser stille Raum, der beginnende Autokratien ausmacht.
Verneigungen vor dem König, die auch Verarsche sein könnten, alles vage
formuliert, vermeintlich unpolitisch, ohne offenes Visier. Auch die NFL hat
den Trump-Tanz 2024 als „unpolitisch“ klassifiziert.
Seit Monaten absolviert Donald Trump eine Grand Tour durch den Männersport.
Er ließ sich [2][im Golfsport beim Ryder Cup einfliegen], besuchte das
Nascar-Autorennen Daytona 500 und das Männer-Finale der US Open, wo er
hilfreicherweise in die VIP-Loge eines Schweizer Uhrenherstellers
eingeladen war.
Immer autokratischer wird auch die Inszenierung, samt dramatischem
Einschweben in der „Air Force One“, kriegspropagandistischer Livereden im
Stadion und völlig unverhohlener Korruption. In der NFL wurde er, wie beim
Tennis, auch mit Buhs empfangen, beim Golf-Publikum dagegen gefeiert.
Trumps Beziehung zur NFL war nicht immer rosig, vor allem aufgrund [3][der
von Colin Kaepernick begonnenen Kniefälle] gegen Rassismus. Auch weigerte
sich jüngst NFL-Boss Roger Goodell, wie von Trump verlangt die
Diversitätsprogramme aufzugeben. Und doch sind US-Sportler:innen in der
zweiten Amtszeit auffällig still geworden, und die Zahl der laut
Begeisterten größer. Wer in kommerziellen Ligen wie der NFL Widerständler
glaubte, findet nicht viel.
## Eskalation der Machtverhältnisse
Ohnehin liegt dem Narrativ von der „Verteidigung der Demokratie“ ja ein
Irrglaube zugrunde: Reale demokratische Macht hatten durchschnittliche
Bürger:innen auch im Prä-Trump-Kapitalismus kaum. Es handelt sich nicht
so sehr um einen Bruch, sondern um eine Eskalation bestehender
Machtverhältnisse.
In der NFL mit ihren milliardenschweren Oligarchen hat Trump zumindest
teils eine willige Klientel um sich. Eigentümer wie Robert Kraft, Jerry
Jones, Woody Johnson und Ex-Commanders-Besitzer Dan Snyder haben allesamt
Millionenbeträge gespendet. Und der neue Commanders-Eigentümer Josh Harris
lud nun in seine Suite.
Nicht ganz uneigennützig, schließlich wollen die Commanders 2030 ins
Stadtgebiet Washington zurückkehren und ein neues Stadion eröffnen. Trump
hatte großzügig angeboten, bei der Genehmigung mit politischem Druck auf
den Distrikt „auszuhelfen“ und wünscht sich im Gegenzug, das Stadion möge
nach ihm benannt werden. Irrer geht halt immer.
## In Gesellschaft vieler Diktatoren
Mit seinem Wunsch befindet er sich in bester Gesellschaft der Diktatoren
des letzten Jahrhunderts. Zu den illustren Männern, die Stadien nach sich
benennen ließen, gehören Benito Mussolini, Josef Stalin, Kim Il-Sung und
Adolf Hitler. Im Neofaschismus scheint die Idee ein gewisses Comeback zu
erleben: 2021 ließ auch der rechtsautoritäre indische Premierminister
Narendra Modi ein gigantisches Stadion nach sich benennen.
Es gefällt ihnen halt gut im Männersport, den Rechten. „Ich liebe Sport
einfach“, sagte Trump nun. „Er ist ein Mikrokosmos des Lebens – des Guten,
des Schlechten, des Hässlichen.“ Damit zumindest hat er wohl recht.
12 Nov 2025
## LINKS
[1] /Politische-Gesten-im-US-Sport/!6050076
[2] /Ryder-Cup-im-Golf/!6112801
[3] /Football-Star-Colin-Kaepernick/!5808794
## AUTOREN
Alina Schwermer
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