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# taz.de -- Donald Trump und der Superbowl: Auch der Football soll ihm zu Füß…
> Am Sonntag steigt in New Orleans die 59. Superbowl. Erstmals kommt der
> amtierende US-Präsident. Trump will, dass das Event für ihn veranstaltet
> wird.
Bild: Hält die VIP-Loge für eine Bühne: Donald Trump im Oktober 2024 beim Be…
Berlin taz | Es hat gewiss nicht der ersten Amtswochen von [1][Donald
Trump] bedurft, um sich zu versichern, dass der einstige Reality-TV-Star
sich weder um Traditionen und Konventionen noch um geschriebene und
ungeschriebene Regeln schert. In vielerlei Hinsicht ist seine Verachtung
für alles, was sich gemeinhin gehört, Teil seines politischen Erfolgs.
So ist es kaum überraschend, dass Trump sich auch am kommenden Wochenende
nicht an die Regeln halten wird. Noch nie in der 55 Jahre langen Geschichte
der [2][Superbowl] saß ein amtierender US-Präsident auf der Tribüne des
größten Sportspektakels der Welt. Die Bühne sollte dem Sport und den
Athleten, der Halbzeitshow und der Werbewirtschaft gehören. Die Präsidenten
präsentierten sich volksnah, wie Millionen ihrer Landsleute, als
Fernsehzuschauer und gaben ein lockeres Interview in Hemdsärmeln vom
heimischen Sofa aus.
Doch Trump kann nicht der Versuchung widerstehen, während einer
dreistündigen Übertragung vor geschätzten 125 Millionen TV-Zuschauern in
den USA immer wieder die Kameras auf sich zu ziehen. Schließlich ist
bekannt, wie besessen er von großen Publikumsmassen ist. Und so wird er
sich auch in seiner Skybox im [3][Superdome] von New Orleans gewiss mehr
als einmal der Fantasie hingeben, dass die 83.000 Fans nicht zuletzt
seinetwegen da sind.
Er ist damit nicht der erste diktatorisch veranlagte [4][Regierungschef],
der sich ein Megasportevent zur Bühne macht. In Deutschland kann man sich
noch gut an die letzten [5][Olympischen Spiele in Berlin] erinnern, ebenso
wie in Italien an die Fußball-Weltmeisterschaften von 1934.
## NFL-Stars, die Trump unterstützen
Dabei wird sich Trump nach seinem Wahlsieg mutmaßlich von einer Masse an
Bewunderern umgeben fühlen. Und einige der Protagonisten des Spiels haben
ihm das bereits im Vorfeld widergespiegelt. Superstar-Quarterback Patrick
Mahomes und Trump haben sich in den sozialen Medien gegenseitig mit Lob
überschüttet. Und Tight End Travis Kelce, vor allem als Boyfriend von
[6][Taylor Swift] bekannt, gab zu verstehen, dass es für ihn eine große
Ehre sei, vor Trump zu spielen. Wie gut das bei seiner Freundin ankam, ist
eher ungewiss. Sicher ist nur, dass sie als bekennende Katzenmutter eine
offensive Unterstützerin von [7][Kamala Harris] war.
Dass Trump sich im Football zu Hause fühlt, ist nicht völlig aus der Luft
gegriffen. Die Besitzer der NFL-Teams neigen traditionell zu konservativen
Ansichten. Walmart-Chef [8][Rob Walton], Besitzer der Denver Broncos etwa,
hat Trump 20 Millionen Dollar für seinen Wahlkampf gestiftet. Der Besitzer
der New York Jets, [9][Woody Johnson], wurde von Trump in dessen erster
Amtszeit gar zum Botschafter in England ernannt und hat, wohl auch in
Erwartung eines erneuten Postens, großzügig an Trumps Kampagne gespendet.
Doch die Reihen der Trump-Unterstützer im Profi-Football sind lange nicht
mehr so geschlossen, wie das vielleicht noch vor acht Jahren der Fall war.
So hat Patriots-Besitzer [10][Robert Kraft], der lange ein enger Freund
Trumps war, nach dem Putschversuch am 6. Januar 2021 den Kontakt zu seinem
einstigen Kumpel abgebrochen. Zur diesjährigen Superbowl hat Kraft einen
TV-Spot finanziert, in dem [11][Tom Brady] und Snoop Dogg gemeinsam gegen
Hass und Vorurteile werben und eine Botschaft der nationalen Einheit
aussenden. Rob Krafts Sohn bewirbt sich derweil für die demokratische
Partei um den Posten des Bürgermeisters von Boston.
Das Verhältnis der NFL zu Trump bekam erste Risse, als dieser versuchte,
sich im Jahr 2017 in die Geschäfte der Liga einzumischen. Im Nachhall zu
den [12][Spielerprotesten] gegen Polizeigewalt forderte Trump die Besitzer
auf, die „Hundesöhne“, die sich weigerten, beim Abspielen der Nationalhymne
aufzustehen, vor die Tür zu setzen. Die Besitzer, die vorher von den
Protesten auch nicht eben begeistert waren, solidarisierten sich mit ihren
Spielern gegen Trump, um zu demonstrieren, dass er sich um seinen eigenen
Kram kümmern solle.
Ein wirklich gutes Verhältnis hat Trump auch nicht zu den Philadelphia
Eagles, die zum zweiten Mal hintereinander Kansas City um die Superbowl
herausfordern. Als die Eagles im Jahr 2018 die Superbowl gewannen, weigerte
sich ein großer Teil des Teams, den Präsidenten [13][im Weißen Haus zu
besuchen]. Trump hat deshalb vor dem Finale bereits seine Sympathien für
die Chiefs durchblicken lassen.
## Die NFL will divers bleiben
Noch mehr, als die Antipathie der Eagles und der Stadt Philadelphia, einer
traditionell demokratischen Hochburg, dürfte Trump derweil der Unwille der
Liga-Oberen jucken, sich ihm zu beugen. Während große Firmen im ganzen
Land, von Walmart bis Meta, im vorauseilenden Gehorsam ihre DEI-Regeln für
Diversität und Inklusion fallen gelassen haben, hat NFL-Chef Roger Goodell
kürzlich bekannt gegeben, dass die Liga beabsichtige, ihre Programme zur
Inklusion weiterzuführen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere
Anstrengungen zur Diversität unsere Liga stärker gemacht haben“, sagte
Goodell jüngst.
Das spiegelt sich nicht zuletzt in einer wachsenden Anzahl an schwarzen
Trainern wieder – gegenwärtig haben 8 der 19 NFL-Teams schwarze Coaches. Es
spiegelt sich aber auch darin wieder, dass beide Quarterbacks des Finales,
[14][Mahomes] und Jalen Hurts, schwarz sind. Obwohl beinahe 60 Prozent der
Spieler der Liga schwarz sind, waren Afroamerikaner auf der Position des
Spielgestalters, die mit Führungsqualitäten und Spielintelligenz in
Verbindung gebracht wird, lange unterrepräsentiert.
Ein noch deutlicheres Zeichen dafür, dass die NFL, anders als etwa die
Technologiebranche, nicht vorhat, Donald Trumps Ring zu küssen, ist das
Unterhaltungsprogramm des Spieltages. Vor dem Spiel wird die Sängerin
Ledisi, die aus New Orleans kommt, den Song „[15][Lift Every Voice and
Sing“] zum Besten geben. Das Lied, ein Gebet für die volle Befreiung
schwarzer Amerikaner, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und gilt als
eine Art schwarze Nationalhymne.
Der Hauptakt der Halbzeitshow ist dann [16][Kendrick Lamar]. Der
Rap-Superstar hat sich, anders als einige seiner Kollegen, stets
Trump-kritisch gegeben. Während der Halbzeitshow 2022, die von [17][Dr.
Dre] kuratiert wurde, rappte er den Song „We Gon’ Be Alright“, ein
unmissverständlicher Protest gegen Polizeigewalt.
Es könnte also für Trump am Sonntag durchaus zu peinlichen Augenblicken
kommen, falls er denn bis zur Halbzeitshow bleibt. Ob er das überhaupt
registriert, ist freilich fraglich. Hauptsache, die Kameras sind auf ihn
gerichtet, während mehr als 100 Millionen Menschen zuschauen.
7 Feb 2025
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## AUTOREN
Sebastian Moll
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