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# taz.de -- Schüsse bei Superbowl-Parade: Vom Ende der Leichtigkeit
> Die Schüsse bei der Superbowl-Parade nehmen dem US-Sport eine bislang
> besondere Immunität. Das wird die Atmosphäre in den Stadien verändern.
Bild: Großes Durcheinander nach der Schießerei auf dem Gelände der Siegespar…
Es gibt nichts Amerikanischeres [1][als den Superbowl] und es gibt nichts
Amerikanischeres als Massenschießereien, und so war es im Grunde nur eine
Frage der Zeit, bis die beiden aufeinandertreffen würden. Am vergangenen
Mittwoch, während die Chiefs in der Innenstadt von Kansas City ihren
dritten Superbowl innerhalb von vier Jahren und den zweiten in Folge mit
ihren Fans feierten, war es dann so weit.
Die Football-Helden um Patrick Mahomes und [2][Taylor-Swift-Boyfriend]
Travis Kelce waren gerade winkend und tanzend auf offenen SUVs und
Doppeldeckerbussen den Grand Boulevard heruntergerollt, als die Schüsse
fielen. Plötzlich waren die Stars mit ihren Fans auf eine ganz andere Art
vereint, als sie sich das je ausgemalt hätten. Sie rannten mit ihnen von
den Schüssen weg und suchten Deckung. Offensive Lineman Trey Smith
schnappte sich einen fünf Jahre alten Jungen, der im Chaos verlorengegangen
war, und zog ihn mit sich in den Wandschrank eines Restaurants.
Es war die 48. Massenschießerei in den USA in diesem Jahr, im Grunde ein
Tag wie jeder andere im öffentlichen Leben eines Landes, das gegenüber
derartigem Irrsinn abgestumpft ist. Man hörte danach die reflexhaften
Phrasen, die man jedes Mal hört. Es wurden „Thoughts and Prayers“ angeboten
– gute Gedanken und Gebete –, es wurden [3][wieder einmal schärfere
Waffengesetze gefordert], wohl wissend, dass sich diese doch nicht
durchsetzen werden. Und es wurde rhetorisch gefragt, wie oft dies noch
passieren muss, bevor es genug ist.
Neu war an der Tragödie lediglich, dass es nun das größte Sportereignis des
Landes erwischt hatte. Der Sport schien bislang gegenüber der Epidemie der
Waffengewalt weitestgehend immun. Es schien, als bringe er noch immer die
Menschen auf eine Weise zusammen, die anderen Bereichen des amerikanischen
Lebens versagt zu sein scheint. Obwohl schon lange kein öffentlicher Raum
der USA mehr sicher ist – keine Schule, kein Kino, kein Nachtclub, kein
Einkaufszentrum –, ging Amerika bislang noch vergleichsweise unbeschwert
ins Stadion.
Das ist nun vorbei, nachdem bereits die NBA-Feier der Denver Nuggets im
vergangenen Sommer mit einer Schießerei geendet hatte. Künftig wird man nie
mehr so entspannt auf der Tribüne sitzen und ein Spiel genießen wie bisher.
Das gilt auch für die Fans, die planen, zur Fußball-WM 2026 in die USA zu
reisen. Gewiss wird es sich manch eine AnhängerIn jetzt zweimal überlegen,
ob sie den teuren Trip antreten möchte oder doch lieber die Warnungen
zahlreicher Regierungen sowie der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International ernst nimmt, dass die USA ein gefährliches Reiseland sind.
Freilich wird auch dieser mögliche wirtschaftliche Schaden die Gesetzgeber
nicht dazu bewegen, etwas zu unternehmen. Solange republikanische Politiker
in Washington, in den 50 Staaten und in kommunalen Regierungen
Waffengesetze verhindern können, werden sie dies auch tun.
Am schlimmsten betroffen ist derweil nicht einmal der Profisport. Bei
High-School-Spielen, die in vielen Gegenden der USA die wichtigste
Unterhaltung kleiner Kommunen sind, sind Schießereien schon lange an der
Tagesordnung. Im Jahr 2023 gab es 38 solcher Vorfälle mit insgesamt vier
Toten.
20 Feb 2024
## LINKS
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[3] /Waffengesetz-in-den-USA/!5863284
## AUTOREN
Sebastian Moll
## TAGS
American Pie
Super Bowl
Waffengewalt
Superbowl
Super Bowl
USA
Schwerpunkt Waffen in den USA
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