# taz.de -- Direkte Demokratie in Österreich: Erster Erfolg für Nichtraucher | |
> Ein Antrag für ein Anti-Rauch-Begehren erhält über 100.000 Unterschriften | |
> – zum Ärger der FPÖ. Die will das Rauchverbot in Lokalen aufheben. | |
Bild: Und jetzt stellen Sie sich das mal total verqualmt vor | |
Wien taz | Die rechtspopulistische FPÖ steht vor einem Dilemma: Im | |
Wahlkampf hatte sie versprochen, ein bereits beschlossenes Rauchverbot in | |
Lokalen aufzuheben und die direkte Demokratie zu stärken. Vizekanzler | |
Heinz-Christian Strache, selbst starker Raucher, hatte die Raucherlobby | |
auch in den Regierungsverhandlungen mit der ÖVP erfolgreich vertreten. | |
Jetzt richtet sich das erste Volksbegehren unter der neuen Regierung | |
ausgerechnet gegen seine Raucherpläne. | |
Seit vergangenem Donnerstag liegt in den Bezirksämtern und Rathäusern der | |
Antrag für ein Anti-Rauch-Volksbegehren vor. Man kann auch online in der | |
virtuellen Amtsstube unterschreiben. Wenn mindestens ein Promille der | |
Bevölkerung unterzeichnet, muss das Innenministerium das Plebiszit | |
zulassen. Das sind 8.401 Stimmen. | |
Binnen drei Tagen waren bereits über 100.000 Unterschriften registriert. | |
Das ist die Hürde, die ein Volksbegehren nach der bisherigen Gesetzeslage | |
nehmen muss, damit sich das Parlament mit der Sache befassen muss. | |
Eingeleitet wurde das Plebiszitverfahren von der Krebshilfe und der | |
Ärztekammer. Die derzeit gültige Lösung mit Nichtraucherbereichen, die nach | |
dem Wunsch der FPÖ verlängert werden soll, hält der gerichtlich | |
zertifizierte Sachverständige Peter Tappler in einem Kommentar im Standard | |
für völlig nutzlos. Für ihn sind sie etwa „so sinnvoll wie Pissbereiche in | |
Swimmingpools“. Er spricht von 5.000 Herzinfarkten und 3.200 Schlaganfällen | |
„bei rauchenden und nichtrauchenden Österreichern!“, die die Verzögerung | |
des Tabakgesetzes nach sich ziehen würde. | |
## FPÖ betont gelassen | |
Das 2015 verabschiedete Tabakgesetz, das den Glimmstengel aus Lokalen | |
verbannt, sollte am 1. Mai 2018 in Kraft treten. Nach dem Willen der neuen | |
Regierung soll es noch vorher aufgehoben werden. Die FPÖ reagiert zwischen | |
betont gelassen und gereizt auf den unerwarteten Erfolg der | |
„DontSmoke“-Kampagne. Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch findet | |
dieses Volksbegehren „unseriös, weil es sich auf einen Gesetzestext, der | |
den Initiatoren noch gar nicht bekannt ist“, bezieht. | |
In der Tat ist der Entwurf noch nicht formuliert. Beauftragt damit ist | |
ausgerechnet FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein. Sie hatte | |
sich gegen geplante Kürzungen im Sozialbereich und für Nichtraucherschutz | |
ausgesprochen. | |
Belakowitsch glaubt, dass das Volksbegehren politisch motiviert ist. Denn | |
der Präsident der Ärztekammer Thomas Szekeres sei SPÖ-Mitglied. Der wehrt | |
sich. Es gehe nicht um Parteipolitik, sondern allein um die Gesundheit. | |
Außerdem sei er vor vier Jahren verärgert aus der Partei ausgetreten. | |
Dass das Gesetz im Parlament durchfallen könnte, da auch viele | |
ÖVP-Abgeordnete gegen eine Aufweichung des Nichtraucherschutzes sind, kann | |
sich Belakowitsch nicht vorstellen. Denn die Reform sei mit dem | |
Koalitionspartner abgestimmt. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz hat | |
signalisiert, dass man sich an die Vereinbarung halten werde. | |
20 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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