Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Critical Mass“-Protest in Berlin: Hedonistische Frühaufsteher
> Zu Beginn der Extinction-Rebellion-Aktionswoche beteiligen sich
> Aktivist:innen der Hedonistischen Internationalen mit einer Fahrraddemo.
Bild: Radelnde Hedonist:innen während des Sonnenaufgangs am Montag in Berlin
Berlin taz | Mit der aufgehenden Sonne radeln am Montagmorgen mehrere
hundert Aktivist:innen der Hedonistischen Internationalen durch den dichten
Berliner Berufsverkehr und blockieren zeitweise Straßen und Kreuzungen.
Damit folgen sie dem [1][Aufruf der Klimaschutzbewegung Extinction
Rebellion], in dieser Woche wichtige Verkehrsknotenpunkte in Berlin zu
blockieren.
Begonnen hat die „1. Große Radtour der Hedonistischen Internationalen“, so
der offizielle Titel, schon um 7 Uhr am Frankfurter Tor. Trotz der frühen
Uhrzeit versammeln sich rund 200 Aktivist:innen am Startpunkt.
„CO2-Ignoranz wegbassen“ steht auf einer an einem Fahrrad befestigten
Fahne; passend dazu sind auch einige Lastenfahrräder mit mobilen
Soundsystemen dabei.
Mit Queens „I want to ride my bicycle“ setzt sich die Demo in Bewegung. Die
Teilnehmer*innen radeln entspannt den ehemaligen sozialistischen
Prachtboulevard entlang, werden aber nach kurzer Zeit von der Polizei
aufgehalten. Der ohnehin schon verlangsamte Verkehr auf der Karl-Marx-Allee
kommt so komplett zum Erliegen. Die Beamten verlangen eine Anmeldung der
Versammlung als Demonstration, doch die Aktivist:innen wollen die Fahrt
nicht als Demo, sondern als Verkehrsverbund weiterführen. „Wir wollen nur
eine Radtour machen!“, verlauten die Aktivist:innen in Sprechchören.
Nach fast einer halben Stunde einigt man sich darauf, die Fahnen zu
entfernen, nur noch in Zweierreihen zu fahren und sich rechts zu halten.
Dafür muss die Demo nicht angemeldet werden und kann als regulärer Verkehr
weiterfahren. Zwei Polizeiwannen fahren trotzdem als Begleitung mit.
## „Ich muss zur Arbeit, sucht euch 'nen Job“
Die Radtour führt weiter am Alex vorbei durch Mitte. Dank der durch viele
Baustellen bedingten Fahrbahnverengung genügt hier auch schon eine
Zweierreihe, um den Verkehr zu blockieren. Einige Autofahrer:innen
reagieren wütend: „Ich muss zur Arbeit, sucht euch 'nen Job“, ruft eine
Audi-Fahrerin empört. Andere finden die Aktion gut und applaudieren. Einige
Aktivist:innen klemmen Zettel mit der Aufschrift „Dein Auto ist zu groß“
unter die Scheibenwischer parkender SUVs, immer wieder sind inmitten des
Fahrradklingelns Sprechchöre zu hören: „What do we want? Climate Justice!“
In Moabit spaltet sich ein Teil der Gruppe ab und versucht den Flughafen
Tegel zu erreichen. Die Polizei verhindert das und setzt die Gruppe auf
einer Fahrradbrücke über der Stadtautobahn fest. Die Gruppe kehrt um und
vereinigt sich wieder mit dem Rest des Verbandes, der sich dann dafür
entscheidet, zur Extinction-Rebellion-Blockade an der Siegessäule zu
fahren. Die Polizei droht per Lautsprecherdurchsagen damit, Fahrräder zu
beschlagnahmen, sollten Teilnehmer:innen von der Route abweichen. Kurz vor
zwölf erreicht die Radtour schließlich unter Jubel die Blockade am großen
Stern.
Die Radtour folgte der „Critical Mass“ genannten Aktionsform, die sich
international wachsender Beliebtheit erfreut. In Deutschland zählt eine
Gruppe von über 15 Teilnehmer*innen als Verband, der auch rote Ampeln
überfahren kann. Daher ist für gewöhnlich auch keine Anmeldung als
Demonstration nötig. Nach dem Motto „Wir blockieren nicht den Verkehr, wir
sind der Verkehr“ sollen Critical-Mass-Demos mehr Raum für den
Fahrradverkehr einfordern.
7 Oct 2019
## LINKS
[1] /Extinction-Rebellion-startet-Proteste/!5631471
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Schwerpunkt Klimaproteste
Extinction Rebellion
Hedonistische Internationale
Critical Mass
Schwerpunkt Klimawandel
Extinction Rebellion
Extinction Rebellion
psychische Gesundheit
Schwerpunkt Fridays For Future
## ARTIKEL ZUM THEMA
Extinction Rebellion weltweit: Globaler Ungehorsam beginnt
In Städten auf der ganzen Welt protestieren AktivistInnen gegen den
Klimakollaps. Sie blockieren, besetzen, stellen sich tot – noch eine Woche
lang.
Extinction Rebellion startet Proteste: Probier's mal mit Klimastreik
Die Klimaaktivist*innen von Extinction Rebellion starten ihre Protestwoche
in Berlin und anderswo. Kritik vom Kanzleramt und den Grünen.
Wochenvorschau für Berlin: Gesunde Rebellion
Extinction Rebellion will Berlin lahmlegen. Ansonsten startet die Woche der
seelischen Gesundheit. Und ab Freitag gibt's auch noch Laser.
Aufstand gegen das Aussterben: Die große Berlinblockade
Extinction Rebellion nennt sich ein Bündnis, das Berlin in der kommenden
Woche lahmlegen will. Neuralgische Punkte sollen blockiert werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.