| # taz.de -- Corona-Krise in Deutschland: Ausgangsbeschränkungen für Bayern | |
| > In Bayern ist das Verlassen der eigenen Wohnung ab Samstag nur mit | |
| > triftigen Gründen erlaubt. Auch in anderen Bundesländern soll es weitere | |
| > Einschränkungen geben. | |
| Bild: „Frische Luft tut gut“ – Ausgangsbeschränkung für Bayern auch: Ma… | |
| München rtr/epd/dpa | Bayern verhängt als erstes Bundesland | |
| Ausgangsbeschränkungen zur [1][Eindämmung des Coronavirus]. Dies gelte ab | |
| Freitagnacht für vorläufig zwei Wochen, sagte Ministerpräsident Markus | |
| Söder am Freitag in München. Es gebe trotz der bereits verhängten Maßnahmen | |
| nach wie vor noch sehr viele Gruppenbildungen. „Wir können das nicht mehr | |
| akzeptieren“, sagte der CSU-Chef. | |
| Menschenansammlungen seien nicht mehr erlaubt. Lokale müssen schließen. | |
| „Keine Gastronomie hat mehr geöffnet, nur noch, wenn es um to go, Drive-in | |
| oder entsprechende Lieferungen geht. Dies ist auch etwas, was nahezu alle | |
| Bundesländer jetzt umsetzen wollen“, erklärte Söder. In Kliniken, Alten- | |
| und Behinderteneinrichtungen gilt ein generelles Besuchsverbot. „Wir | |
| sperren nicht zu, aber wir fahren das öffentliche Leben fast vollständig | |
| herunter“, sagte Söder: „Der Schutz der Bevölkerung ist der Maßstab.“ … | |
| orientiere sich jetzt eins zu eins an den Maßnahmen in Österreich. | |
| Es gehe der Landesregierung aber nicht darum, jetzt alles zuzusperren und | |
| einen „Lagerkoller“ zu verursachen. Sport und spazieren gehen sind mit der | |
| Familie oder mit dem Hund weiterhin möglich. „Frische Luft tut gut“, sagte | |
| Söder. Auch könne jeder nach wie vor zur Arbeit gehen, insofern dies | |
| notwendig sei und nicht von zu Hause aus gemacht werden könne. Auch der Weg | |
| zum Einkaufen oder zu Ärzt*innen ist noch erlaubt. Allerdings dürfe es | |
| keine Menschenansammlungen mehr geben. | |
| Innenminister Joachim Herrmann kündigte bei der gemeinsamen | |
| Online-Pressekonferenz verstärkte Polizeikontrollen an. Auf Basis des | |
| bundesweit geltenden Infektionsschutzgesetzes könnten die Behörden bei | |
| Verstößen Bußgelder von bis zu 25.000 Euro verhängen. | |
| Bayern hat damit als erstes Bundesland bereits eine Entscheidung über | |
| weitergehende Maßnahmen getroffen. Söder sagte, über entsprechende | |
| Maßnahmen solle jedes Bundesland aufgrund seiner besonderen Lage | |
| entscheiden. Bayern gehe auch wegen der zunehmenden Infektionen und seiner | |
| Lage als Grenzregion voran. „Ich glaube, es wäre gut, wenn andere | |
| Bundesländer folgen.“ | |
| Auch das Saarland will im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus eine | |
| Ausgangsbeschränkung erlassen. Das werde Ministerpräsident Tobias Hans | |
| (CDU) noch am Freitag dem Kabinett zum Beschluss vorschlagen, teilte die | |
| Staatskanzlei in Saarbrücken mit. | |
| ## Merkel am Sonntag in Beratungen zu Ausgangssperre | |
| Die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen | |
| beschlossen am Freitag, das öffentliche Leben weiter einzuschränken. In | |
| Baden-Württemberg sind Menschenansammlungen von mehr als drei Personen auf | |
| öffentlichen Plätzen nicht mehr erlaubt. In Rheinland-Pfalz wurde die | |
| Schließung von Gaststätten angeordnet und Versammlungen von mehr als fünf | |
| Menschen untersagt. Niedersachsen schließt ab Samstagabend alle Restaurants | |
| und Cafés. Der Außer-Haus-Verkauf von Speisen soll allerdings weiter | |
| möglich bleiben. | |
| In Berlin sollen am Sonntag Beratungen dazu stattfinden. Wie | |
| Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin sagte, will | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der | |
| Bundesländer dann entscheiden, ob die derzeit geltenden Beschränkungen | |
| ausreichen. Dabei solle es eine „ernste, schonungslose Analyse“ darüber | |
| geben, wie sehr sich die Bevölkerung an den Appell zur Vermeidung von | |
| Sozialkontakten zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus hält. | |
| Als Reaktion auf die Sorglosigkeit vieler Menschen hatte die Diskussion | |
| über Ausgangssperren oder Betretungsverbote von Parks und Plätzen vorher an | |
| Fahrt aufgenommen. Die Entscheidung in Bayern war dem Sprecher der | |
| Bundesregierung, Steffen Seibert, aber zunächst nicht bekannt. Dies zeige | |
| sicherlich, dass die Absprache und die Koordination am Sonntag „besonders | |
| wichtig ist“, sagte er vor der Bundespressekonferenz. Die Bundesregierung | |
| mahnte die Menschen in Deutschland abermals eindringlich, sich wegen der | |
| Corona-Krise nicht in Gruppen zu treffen. | |
| Über weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens wird Kanzlerin Angela | |
| Merkel (CDU) am Sonntag mit den Bundesländern beraten. Dabei werde die | |
| Wirkung der bisherigen Maßnahmen schonungslos analysiert, kündigte Seibert | |
| an. Zugleich gelte es, die Verhältnismäßigkeit zu wahren. „Wir handeln als | |
| Demokratie“, sagte er. „Das gilt jetzt, und das wird auch weiter gelten.“ | |
| Zur Frage nach einem Notstand sagte Seibert: „Der Begriff ist nicht | |
| gefallen, und das hat Gründe.“ | |
| Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter, sagte, es wäre | |
| „unseriös“, jetzt schon darüber zu spekulieren, welche möglichen Maßnah… | |
| in zwei oder drei Tagen noch anstehen könnten. Alle Anordnungen müssten den | |
| Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachten. Zur Klärung der verschiedenen | |
| Begriffe in der öffentlichen Diskussion – wie Ausgangssperre und | |
| Betretungsverbot – sagte er, es gebe keine einheitlichen, gesetzlich | |
| gefassten Begriffe für die unterschiedlichen Auflagen. Eine öffentliche | |
| Anordnung müsse aber verständlich und so beschrieben sein, dass sie für | |
| alle eindeutig zu verstehen sei. | |
| Kanzleramtschef Helge Braun sieht den Samstag als eine Wegmarke. „Wir | |
| werden uns das Verhalten der Bevölkerung an diesem Wochenende anschauen“, | |
| sagte der CDU-Politiker dem „Spiegel“. „Der Samstag ist ein entscheidender | |
| Tag, den haben wir besonders im Blick.“ | |
| 20 Mar 2020 | |
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