| # taz.de -- CSU-Parteitag in München: Basis rebelliert gegen Frauenquote | |
| > Die CSU ringt auf ihrem Parteitag in München um die Frauenquote. Die auf | |
| > Reform eingestimmte Parteiführung entgeht nur knapp einer herben | |
| > Niederlage. | |
| Bild: 2019 eine Frauenquote ohne Kompromisse bei der CSU? Wohl zu früh | |
| München taz | Zum Schluss wird es noch einmal richtig knapp: Als am | |
| Samstagmorgen die Debatte um die Frauenquote in CSU-Gremien in unerwarteter | |
| Heftigkeit entflammt, muss die CSU-Führung einen Moment lang fürchten, mit | |
| ihrer Parteireform eine kräftige Niederlage einzufahren. Nur mit Hilfe | |
| eines Kompromissvorschlags der Frauenunion kann der Eklat schließlich | |
| abgewendet werden. | |
| Es ist am Freitag kurz nach 17 Uhr, als sich die Basis zum ersten Mal zu | |
| Wort meldet. Eigentlich hat Versammlungsleiter Joachim Herrmann nur pro | |
| forma gefragt, ob nach der eineinhalbstündigen Rede des CSU-Chefs noch der | |
| Wunsch nach einer Aussprache besteht. „Ich sehe, das ist nicht der Fall“, | |
| will er gerade sagen und mit dem nächsten Tagesordnungspunkt fortfahren, | |
| als sich im hinteren Teil der Münchner Olympiahalle doch ein Arm hebt. Ein | |
| junger Delegierter aus Franken stellt sich ans Saalmikrofon und lässt die | |
| Parteiführung wissen, was er von der ganzen Inszenierung hier hält. | |
| Der Mann scheint Generalsekretär Markus Blume etwas zu wörtlich genommen zu | |
| haben, der diesen Parteitag der CSU zuvor als „Basisparteitag“ bezeichnet | |
| und sich für die Begrüßung sogar in die hinteren Zuschauerränge gestellt | |
| hat – dorthin, „wo das Herz dieser Partei schlägt“. Das sei ja schön und | |
| gut, schimpft jetzt der Delegierte, auch dass man dem Parteilogo nun noch | |
| den Slogan „Näher am Menschen“ verpasst habe, aber wie sei denn bitte diese | |
| Parteireform zustandegekommen, die die Delegierten nun absegnen sollen? | |
| Diese groß angekündigte Reform, die die Partei gemäß der [1][von Parteichef | |
| Markus Söder vorgegebenen Losung jünger, weiblicher, digitaler] machen | |
| soll? | |
| Es seien doch wieder nur die Mandatsträger gewesen, die das im Stillen | |
| Kämmerchen beschlossen hätten. Er habe davon an der Basis nichts | |
| mitbekommen. Auch die jetzt vorgelegten 75 Punkte habe er durchgelesen, | |
| viel habe er darin nicht gefunden, [2][was die CSU jünger oder weiblicher | |
| mache]. | |
| ## Kompromiss statt echte Quote | |
| Der Stimmung tut die Kritik keinen Abbruch, Blume weist den jungen Mann | |
| kurz in die Schranken und betont, dass noch nie ein CSU-Chef so viel Zeit | |
| in der Basis verbracht habe wie Markus Söder. Der wird dann auch kurz drauf | |
| mit 91,34 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Bei seiner ersten Wahl im | |
| Januar waren es noch 87 Prozent. Getoppt wird das nur von Manfred Weber, | |
| der als stellvertretender CSU-Chef mit 93,4 Prozent wiedergewählt wird. | |
| Am nächsten Morgen jedoch wird die Veranstaltung dann tatsächlich zum | |
| Basisparteitag, als das 75-Punkte-Programm zur Abstimmung steht. Eine der | |
| wichtigsten Reformen, die der Leitantrag vorsieht, ist es, die bestehende | |
| Frauenquote von 40 Prozent in Landes- und Bezirksvorständen auch auf die | |
| Kreisebene auszuweiten – eine „Existenzfrage“ der CSU, wie es Blume | |
| formuliert. | |
| Doch dann meldet sich ein Gegner der Quote zu Wort. Und noch einer. Und | |
| noch einer. Holm Putzke, CSU-Kreisvorsitzender in Passau, zum Beispiel | |
| wirft der Parteiführung vor: „Man kann nicht die Grünen als | |
| Bevormundungspartei geißeln und dann eine Frauenquote einführen.“ Und ein | |
| anderer fordert, „nicht jeden Schmarrn“ mitzumachen. Die Maßnahme sei | |
| undemokratisch. Fähige Frauen kämen in der CSU auch jetzt schon in Amt und | |
| Würden, wenn sie es wollten. | |
| Eine Delegierte bittet: „Machen Sie mich nicht zu einer Quotenfrau!“ Und | |
| der Bundestagsabgeordnete Max Straubinger fordert unter großem Applaus mehr | |
| Haltung statt einer Quote und kritisiert, dass in manchen Verbänden Frauen | |
| nicht ausreichend gefördert werden. Als dann der Antrag eines Delegierten, | |
| über die Quote geheim abstimmen zu lassen, angenommen wird, scheint die | |
| Schlappe perfekt. | |
| Vehemente Befürworterin der Quote ist die Frauenunion. Erst als deren | |
| Vorsitzende Ulrike Scharf als Kompromiss vorschlägt, die Quote auf Ebene | |
| der Kreisvorstände nur als Soll-Regelung einzuführen, legt sich die | |
| Aufregung, auch die Quotengegner lenken ein. Am Ende wird die abgeschwächte | |
| Quote mit sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung angenommen. | |
| Zur Reform gehört auch eine Verjüngung der CSU-Gremien. Auf der Ebene der | |
| Kreis- und Bezirksvorstände soll künftig mindestens ein | |
| Stellvertreterposten mit einer Person unter 35 Jahren besetzt werden, im | |
| engeren Landesvorstand soll mindestens ein unter 40-Jähriger sitzen. Wie | |
| ernst man es mit der Regelung meint, hätte man freilich schon am Vorabend | |
| unter Beweis stellen können. Da wurden auch die stellvertretenden CSU-Chefs | |
| neu gewählt, bislang alle Angehörige der Ü-40-Generation. Einziger | |
| Neuzugang: Martin Sailer, Landrat des Landkreises Augsburg. Sein Alter: 49. | |
| 19 Oct 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominik Baur | |
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