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# taz.de -- CSU-Parteitag in München: „Ehrliches Ergebnis“ für Söder
> 87,4 Prozent der Stimmen erhält der neue CSU-Vorsitzende. Und Horst
> Seehofer? Darf jetzt im Keller mit einem Parteigeschenk spielen.
Bild: Ganz schön blau: der neue CSU-Chef Markus Söder
München taz | Für Horst Seehofer mag dies ein bitterer Tag sein, anmerken
lässt er sich beim Münchner CSU-Parteitag den Gram über seinen Machtverlust
nicht allzu sehr. Tags zuvor hat er [1][in einem Zeitungsinterview] noch
einmal den alten Horst raushängen lassen und mit seinem Image als
Troubleshooter gespielt.
„Am gefährlichsten ist es, wenn ich zu Reden nur einen kleinen Zettel dabei
habe. Auch auf den Parteitag werde ich nur einen kleinen Zettel auf die
Bühne mitnehmen.“ In der CSU-Zentrale werden sie wissend mit den Augen
gerollt haben: Mei, der Horst.
An diesem Samstag in München wird die Hauptleitung zwischen Horst Seehofer
und seiner CSU gekappt, deren Vorsitzender er zehn Jahre lang war. Es ist
ein mäßig herzlicher Abschied, die Temperatur ist eher gedämpft. Am Ende
seiner Abschiedsrede – „Glück auf und Gottes Segen für euch alle, macht's
gut!“ – fällt der Applaus für ihn höflich aus.
Der Vergleich mit dem Abschied von Angela Merkel als CDU-Vorsitzende sechs
Wochen zuvor liegt nahe. In Hamburg gingen die Delegierten vor ihrer
Langzeitchefin gefühlt in die Knie, der Jubel war riesig, der Abschied mehr
als herzlich. Man war sich nicht immer einig gewesen, [2][aber da war doch
sehr großer Respekt].
## Zehn Prozentpunkte verloren
In München hingegen sagt man dem scheidenden Vorsitzenden servus – und gut
isses. Als Abschiedsgeschenk wird ihm für den berühmten
Modelleisenbahn-Keller seines Ferienhauses das maßstabsgetreue Modell der
CSU-Landeszentrale überreicht. Seehofer lächelt höflich angesichts der
wenig verklausulierten Botschaft, er möge sich fürderhin aufs Basteln
konzentrieren.
Man spürt: [3][Dieser Abschied ist fällig]. Bei der Landtagswahl im Oktober
2018 hat Seehofers CSU zehn Prozentpunkte verloren. Ein Jahr zuvor, bei der
Bundestagswahl, hatte es auch schon heftige Verluste gesetzt. Seehofer, der
inhaltlich hart rechts geblinkt und versucht hatte, seine Partei von
Merkels Geflüchtetenpolitik zu distanzieren, trug dafür die Verantwortung.
Unvergessen der CSU-Parteitag 2015, auf dem Seehofer Merkel auf offener
Bühne traktiert und brüskiert hatte – so viel Selbstgerechtigkeit und
schlechter Benimm wird nicht geschätzt bei der Partei mit dem C im Namen.
Auch der Versuch, Seehofer mit einem Ministeramt in Berlin einzuhegen, darf
als gescheitert betrachtet werden. Kaum im Amt, crashte Seehofer mit
raunenden Interviews, Ultimaten, Masterplan, Rücktrittsdrohungen samt
Rücktritt vom Rücktritt fast die Große Koalition. Für die bayerischen
Landtagswahl war das pures Gift.
## Das Problem Bundes-Horst
Das Festhalten an Verfassungsschutzchef Georg Maaßen, der in der Koalition
linksradikale Kräfte zu erkennen meinte und rechte Ausschreitungen im Osten
geflissentlich übersah, war überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Aber all
dies, das Problem Bundes-Horst, ist fortan nicht mehr das der Bayern-CSU.
Horst Seeehofer, so wird mehrfach kolportiert, ist fest entschlossen, erst
nach Angela Merkel die bundespolitische Bühne zu verlassen.
Markus Söder muss das nicht stören. Der Parteitag wählt ihn nach einer
mäßig engagierten Rede zum neuen Vorsitzenden. 87,4 Prozent sind ein
„ehrliches Ergebnis“ – so formuliert es Annegret Kramp-Karrenbauer. Die
neue CDU-Vorsitzende ist nach München gekommen, um die wiederentdeckte
Schwesterlichkeit von CDU und CSU zu bezeugen. Söder und sie bilden fortan
als Parteivorsitzende eine neue Einheit, die gilt es auszubauen und zu
stärken.
Wie schon bei der Klausur der CSU-Landesgruppe [4][letzte Woche in Seeon]
strapaziert sie das Geschwister-Gleichnis und beschwört die Einigkeit der
Union gegen die Raufbolde aus den anderen Parteien. „Wir wollen uns
gegenseitig stärken!“ ruft sie in die Kleine Olympiahalle. Die Delegierten
applaudieren freundlich. Für große Emotionen reicht es an diesem Samstag
nicht mehr. In den zurückliegenden Wochen wurden einfach ein paar Reden zu
viel gehalten. München bildet davon keine Ausnahme.
19 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/horst-seehofer-im-interview-glau…
[2] /Merkels-Rede-auf-dem-Parteitag/!5557289
[3] /Acht-Fragen-zur-Zukunft-der-CSU/!5563959
[4] /CSU-Klausurtagung-der-Landtagsfraktion/!5563574
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Annegret Kramp-Karrenbauer
CSU
Horst Seehofer
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Markus Söder
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